keit der Behauptungen Kühlmanns im Grunde anerkannte. Noch be—
dauerlicher sind die jüngsten üblen Reden Scheidemanns und Ledebours,
die zweifellos Unterhandlungen erheblich erschweren. Kühlmann, den ich
eigentlich nur vom Sehen kenne, und für den ich durchaus nicht ein-
genommen bin, kann man ja erforderlichenfalls kaltstellen, seinen so-
fortigen Abgang aber würde ich nicht für opportun halten, weil dies als
Sieg der Alldeutschen und einer vermeintlichen Kriegspartei im neu-
tralen wie feindlichen Auslande aufgefaßt würde, wo die Beurteilung
der Kühlmannschen Rede im allgemeinen weniger ungünstig war wie
in Deutschland.
„Meine Auffassung der Lage hat sich seit unserer Anterredung in keiner
Weise geändert. Es kommen immer mehr Amerikaner, aber vorläufig
werden sie uns noch nicht viel zu schaffen machen
„Wie die Dinge liegen, möchte ich Dich dringend bitten, wegen einiger
Widerwärtiger nicht von Deinem ursprünglichen Vorhaben zurück-
zustehen und Dich auch nicht durch andere Schwierigkeiten abschrecken
zu lassen. Ich erachte Dein Wirken für außerordentlich wichtig und aus-
sichtsreich und wüßte niemand anderen, der der Dir sich bietenden Auf-
gabe so gewachsen wäre wie Du. Man muß gelegentlich seine Nerven
besiegen, sie werden nur besser hiervon, und mit der Arbeit und den ersten
Erfolgen wächst auch das Selbstvertrauen und die Freude an der Arbeit.
Schwierigkeiten sind dazu da, um überwunden zu werden. Eine hohe
Aufgabe wartet Deiner und eine lohnende.
„Demnächst hoffe ich den Kanzler zu sprechen.
Der General Ludendorff bekam einen gewaltigen Zorn über die Rede
des Staatssekretärs Kühlmann und bestellte sofort telephonisch die ge-
plante politische Offensive ab. Es war klar, daß der Abgang Herrn v. Kühl-
manns nur noch eine Frage von Tagen war. Die Berufung seines Nach-
folgers wird, so sagte Hans Delbrück in der „Deutschen Politik“ (12. Mai
1918) zu einer Kriegshandlung von entscheidender Bedeutung. Er hatterecht.
Ein alldeutscher Staatssekretär würde die Sprengung unserer Heimat-
front und die Offnung unserer Massen für die Anabhängigen bedeuten;
nach außen aber die Stählung des feindlichen Kriegswillens, die stärkste
Unterstützung Lloyd Georges und Clemenceaus, im ganzen also die sichere
Verlängerung des Krieges unter für Deutschland erschwerten und für die
Feinde erleichterten Bedingungen.
Am 8. Juli erhielt Staatssekretär v. Kühlmann seinen Abschied. Sein
Nachfolger wurde Herr v. Hintze. Er war nicht der Kandidat der Obersten
Heeresleitung.
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