Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Kolonien, gegen die einseitige Abrüstung. Es galt, den Propheten des 
Völkerbundes und der öffentlichen Verträge vor den geheimen Abreden 
seiner Alliierten zu warnen und vor den Plänen, mit denen sie den Krieg 
im Frieden gegen uns fortzuführen gedachten. 
Einen 15. Punkt wollte ich von mir aus aufstellen: die Forderung nach 
der unparteiischen Untersuchung der Schuldfrage. 
Geheimrat Simons überzeugte mich davon, daß wir nicht gut täten, 
bei der Besprechung des 8. Punktes die Autonomie Elsaß-Lothringens zu 
fordern. Nach Annahme des Wilson-Programms war unsere Hoffnung 
das Referendum. Wir würden Sympathien bei den Elsässern gewinnen, 
wenn wir als die Ersten die Volksabstimmung in die Debatte warfen. 
Ebenso hielten wir für richtig, die Forderung Wilsons — unkt 13—, 
Polen einen freien und sicheren Ausgang zur See zu geben, nicht mit 
einem glatten „Nein"“ zu beantworten, sondern eine Lösung vorzuschlagen, 
die Polen wirtschaftlich entgegenkam, ohne unsere Souveränität über altes 
deutsches Land anzutasten. 
Ich trennte mich von Simons mit den Worten: 
„Ich will eine Rede halten, die die Demütigung von gestern nacht aus- 
löschen wird und den Feinden zeigt: wir haben noch Atem.“ 
Dann gab ich Simons und Hahn den Auftrag, die Redaktion der Rede 
zu übernehmen, und bat sie, Solf, Warburg, Haußmann und Haeften 
als Sachverständige zu Rate zu ziehen. 
Für mich war an diesem Tage jede Minute ausgefüllt durch Be- 
sprechungen mit Parlamentariern und Ministern. Die Bildung der Re- 
gierung mußte vollendet werden, ehe ich morgen vor den Reichstag treten 
konnte. . 
Der Versuch, Ebert anstatt Scheidemann für mein Ministerium zu ge— 
winnen, hatte Kränkung hervorgerufen, und zwar auch bei Ebert, der 
diesen Eingriff in die Kommandogewalt der Partei ablehnte. Als zweiter 
Vertreter der Sozialdemokraten wurde Bauer entsandt. 
sollten als freie Durchfahrt den Schiffen und dem Handel aller Nationen unter völker- 
rechtlichen Bürgschaften dauernd geöffnet werden. 
13. Ein unabhängiger polnischer Staat sollte errichtet werden, alle Länder, die 
von einer unzweifelhaft polnischen Bevölkerung bewohnt sind, umfassen und einen 
freien sicheren Zugang zur See erhalten. Seine politische und wirtschaftliche Anab- 
hängigkeit und die Unverletzlichkeit seines Gebiets sollte durch völkerrechtlichen Ver- 
trag gewährleistet werden. 
14. Es muß eine allgemeine Vereinigung der Bölker unter bestimmten Vertrags. 
bedingungen gebildet werden, um großen wie kleinen Nationen gleichermaßen ihre 
politische Unabhängigkeit und die Unverletzlichkeit ihres Gebiets zu gewährleisten. 
356
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.