Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Mehrzahl der anderen Mitglieder hielt offenbar mein Verbleiben nur für 
das kleinere Abel. Haußmann fügte an dieser Stelle seinem Protokoll die 
Worte ein: „Die Szene wird zum Tribunal“.! Der „Angeklagte“ verlas 
nun die folgende Erklärung: 
„Meine Herren! 
„Diejenigen Kreise in der Entente, deren größte Sorge es ist, der Krieg 
könnte aufhören, und die ihre ganze Kraft zur Verhinderung des Frie- 
dens einsetzen, haben einen Brief aus meiner Privatkorrespondenz an 
sich gebracht und veröffentlicht, in der Absicht, die Aufrichtigkeit meines 
Bekenntnisses zum Rechtsfrieden und zur Demokratisierung zu diskre- 
ditieren. Ich habe den Brief geschrieben. Ob er wirklich genau wieder- 
gegeben ist, kann ich nicht sagen, denn ich besitze keine Abschrift. Im 
ganzen scheint er richtig wiedergegeben. 
„Ich muß wissen, ob in Ihrer Mitte dieser Verdächtigungsversuch 
Widerhall findet; zuvor will ich Ihnen einige Tatsachen mitteilen, die 
Ihnen Klarheit geben sollen über meine politische Gesinnung und mein 
politisches HProgramm vor meinem Amtsantritt. 
„1. Ende Januar 1917 bin ich dafür eingetreten, nicht den verschärften 
U. Bootkrieg zu beginnen, sondern die bekannte Friedensnote des Prä- 
sidenten Wilson auch nach der ablehnenden Ententenote durch eine deutsche 
öffentliche Kriegs zielerklärung zu unterstützen, darin als wesentlicher 
Dunkt die Wiederherstellung der belgischen Souveränität und Integrität 
enthalten sein sollte. 
„2. Am 15. Juli 1917 habe ich den folgenden Vorschlag eingereicht, 
für die Form, in der der Kanzler Michaelis sich zur Friedensresolution 
bekennen sollte. Ich zitiere daraus: „Der deutsche Krieg ist mir vom 
ersten Tage an ein Freiheitskrieg gewesen. Wer für sein Recht und seine 
Freiheit kämpft, der hat Achtung vor dem Recht und der Freiheit 
anderer Völker zu haben. Sonst ist ihm seine eigene Sache nicht heilig. 
Darum habe ich alle jene Pläne, die, unbekümmert um Kecht und Frei- 
heit anderer Nationen, Deutschlands Hegemoniestellung erkämpfen woll- 
ten, als eine Verfälschung der Motive empfunden, die uns wie ein 
Mann zum Schwerte greifen ließen. Meine eigene Weltanschauung for- 
dert also von mir, mich auf den Boden Ihrer Resolution zu stellen. 
Aber ich kann Ihnen, meine Herren, nicht vorenthalten, daß ich den 
Zeitpunkt bedauere, an dem Sie erneut das Wort „Verständigung“ in 
die Welt hinausrufen.“ 
1 Haußmann, a. a. O., S. 249. 
2 S. o. S. 116f. · 
400
	        
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