Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Scheüch: Meine Herren, diese Kräfte dauernd zu beleben, sie zu 
stärken und sie unserer Kampffront zuzuführen, das wird die vornehmste 
Aufgabe für mich in meinem Amte sein. (Bravol! rechts und links.) 
Und in dieser Aufgabe bitte ich um das Vertrauen für das mir unter- 
stellte Kriegsministerium, für die mir unterstellten Verwaltungs- 
zweige. Wir werden dieser Aufgabe mit Zuversicht entgegensehen. Dieses 
Vertrauen aber von Ihnen brauchen wir gerade jeßtzt. 
„Wenn Kritik geübt werden soll, so werden wir sie gern entgegen- 
nehmen. Man kann daraus lernen. Sie geschehe aber, wenn sie sich nach 
außen richtet, mit dem Maße, welches meiner Auffassung nach am Hlatze 
ist gegenüber den Leiskungen unserer Heerführer und gegenüber der hohen 
Verantwortung unserer Kommandostellen daheim. Meine Herren, 
wenn Kritik geübt wird, so richte sie sich gegen mich, wenn Kritik geübt 
wird, ziehen Sie gegen mich los. Ich werde Rede und Antwort stehen, 
wie ich das auch als Chef des Kriegsamts getan habe. Wenn die Kritik 
sich nach außen richtet, dann mag sie in einer Form geschehen, die nicht 
draußen Verbitterung und gerade in diesen schweren Zeitläuften schwere 
Verbitterung hervorrufen muß; das wird auch nicht dazu beitragen, die 
Auffassungen hier im Hause mit den Auffassungen der Stellen, die dazu 
berufen sind, draußen ihres Amtes zu walten, einander näher zu bringen, 
wenn, wie es leider vorgestern geschehen ist und wie ich mich aus einem 
Stenogramm überzeugen mußte, der Führer einer großen Partei die 
kommandierenden Generale mit tobsüchtigen Menschen verglichen bat. “ 
Die Regierungssozialisten hatten sich während der Rede des Kriegs. 
ministers an der AUnruhe beteiligt, die auf der Linken entstanden war. 
Nach dem General Scheüch sprach der Anabhängige Ledebour; er 
spielte das pessimistische Gutachten der Obersten Heeresleitung vom 2. Ok- 
tober gegen den Kriegsminister aus und riet ihm, sich an die Front zu 
begeben, wo offenbar die militärischen Kapazitäten eine Seltenheit wären. 
Auch Noske war voller Kritik. In seiner langen und widerspruch- 
vollen Rede schlug er sich zwar wacker mit Polen und #Unabhängigen 
herum, aber wie Ebert war er besorgt über die Stimmung der Massen 
und hatte offenbar Auftrag, seine Partei vor dem Vorwurf zu schützen, 
sie sei regierungsfromm geworden. Ohne jeden Grund griff er den Kriegs- 
minister an, konstruierte einen Gegensatz zwischen ihm und dem Kabinett; 
1 Der Kriegsminister wies diesen Vorwurf in einer Replik folgendermaßen zurück: 
„Ich habe hier das unkorrigierte Stenogramm meiner Rede vor mir. Am Schluß 
habe ich folgendes gesagt: , Sie können immer helfen im Sinne der Schlußworte des 
Herrn Reichskanzlers von vorgestern, daß wir dem Heere alles das zuführen, was 
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