leitet. Damit wächst für. die ruhige Bevölkerung die Möglichkeit der
Gegenwirkung. Die Wahlparole für die Monarchisten wäre günstig,
da die Republikaner durch das Altimatum ins Unrecht gesetzt sind.
„Inzwischen hat sich die Lage im Reiche weiter verschärft. Aus
München wird gemeldet, daß das Kriegsministerium vom Arbeiter-
und Soldatenrat besetzt ist, der die Stadt ganz in der Hand hat. Die
ARepublik ist ausgerufen, die Abdankung des Königs bis 12 TUhr ge-
fordert. In Stuttgart hat ebenfalls Arbeiter- und Soldatenrat die
Herrschaft an sich gerissen und Abdankung des Königs bis 1 Uhr 30
gefordert. W ahnsch affe. 4
Um 10 Uhr hatte sich das Kabinett unter dem Vorsich Payers ver-
sammelt. General Scheüch berichtete über die militärische Situation
in Berlin. Er hielt an seiner zuversichtlichen Beurteilung fest. Der Per-
sonenverkehr war mit Ausnahme der Strecken nach Hannover und Ham-
burg wieder freigegeben worden.
Am Bahnhof Dutligstraße hätten sich Soldaten mit roten Schleifen
angesammelt und als rote Garde ausgegeben. Am Lehrter Bahnhof
seien Truppen mit Maschinengewehren bereitgestellt worden gegen be-
waffnete Meuterer, die erwartet wurden. Es träfen unausgesetzt Matrosen
in Berlin ein, diese würden aufgegriffen und festgehalten.
Ritter v. Mann erklärte, die Leute dann wieder auf die Schiffe zurück-
bringen zu wollen. Er äußerte sich zufrieden über den Ausgang seiner
Besprechung mit den zwanzig Matrosen. Diese reisten heute noch nach
Kiel zurück; er hoffe, das dritte Geschwader wieder zusammenzubekom-
men. In Kiel sei Noske Herr der Lage. Er wolle jetzt auf den Schiffen
herumfahren und glaube, die Ruhe überall aufrechterhalten zu können.
Solf macht Mitteilungen, die ihm vertraulich über die Pläne der
Bolschewiki zugegangen sind und darüber, wie sie selbst ihre Erfolge
in den einzelnen Ländern einschätzen. In Deutschland soll im Dezember
mit Terror vorgegangen werden; Tirpitz und Scheidemann stehen auf der
Proskriptionsliste. Er bietet Scheidemann an, ihn mit seinem Gewährs-
mann zusammenzubringen.
Scheidemann glaubt nicht viel Neues hören zu können, dank eigener
guter Verbindungen. Er ist heute hochgestimmt. Alle seine Nachrichten
besagen, wie stark das Altimatum bei den Massen eingeschlagen hat.
Er spricht, als ob die Mehrheitssozialdemokraten das Rennen mit den
Unabhängigen gewinnen würden. Die eine Sorge habe er: die Truppen
möchten als Banden nach der Heimat zurückkehren, — und dann kam
ein großes Wort, das später wahr geworden ist:
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