Full text: Prinz Max von Baden. Erinnerungen und Dokumente.

Schließlich legte sich das drückende Gefühl der Ohnmacht über uns: 
wir können jetzt nur dem Unheil freien Lauf lassen. 
Da wurde ich, kurz ehe ich mich zurückzog, zu einem Anternehmen ge- 
drängt, das vielleicht doch noch das Schicksal meistern würde. Ich schreckte 
zurück — habe mich aber seitdem oft gefragt, ob ich recht daran tat, mich 
zu versagen. 
Der Reichskanzler sollte noch heute nacht die Mitteilung an die Presse 
geben: „Ich habe mich von der Notwendigkeit der Abdankung überzeugt — 
habe sie gefordert und werde sie durchsetzen. Bis zum Waffenstillstand 
muß das Golk Geduld haben.“ — Das Voltk, so sagte man mir, ver— 
lange nach einer Führertat. Durch eine solche Ankündigung würde ich 
gleichzeitig die Entscheidung des Kaisers erzwingen und die Arbeiter und 
Soldaten im Zaum halten. Mit einem Aufschub von vierundzwanzig 
Stunden sei alles gewonnen. 
Es war deutlich: hier wurde mir ein Staatsstreich angesonnen — ich 
antwortete, daß ich nichts gegen den Kaiser unternehmen würde. 
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