Full text: Sachsen in großer Zeit. Band I. (1)

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dersch,“ ruft er hinein, wirft ihnen, die seiner Aufforderung 
nicht folgen, zwei entsicherte Handgranaten in den Schoß, 
schlägt die Tür wieder kräftig zu und meint — wie er- 
läuternd — zu seinem Nachbar: „Bloß damid's nich 
schblidderd!“ 
Und ein anderer, der einige Gefangene einschleppte, 
die seligen Ausdrucks bekannten: „Ma guerre est finie“, 
  
Beobachtungsstand des 77. Feldarriklerieregiments im Parke res 
Schlosses von Premezque 
erwiderte auf die Frage: „Na, (hie war's denn beim An- 
griff?“ — „Wie ich die Gerle so angeladschd gomm sah, 
sagd'ch mer glei: das werd nischd!“ 
„Gu —ido!“ 
Eine dunkle Nacht. — Der Zugführer. geht im Graben 
entlang und prüft die Posten. Am rechten Flügel an- 
gekommen, fragt er: „Gefechtspatrouille gegen den Feind! 
Wer ist dran?“ 
Dumpfe Stimme: „Hier!“ 
„Also, Sie gehen vor in breiter Linie und lösen ab. 
Daß mir aber Ruhe herrscht!“ 
Die Patrouille rückt ab. 
Nach einer Weile links vorwärts eine halblaute Stimme: 
„Guido!l — Gu—i—do!“ 
Zweite Stimme: „Was ist denn los?“ 
Erste Stimme: „Ich dachte, ich hätte mich verloofen. 
Wieder nach einer Weile: Erste Stimme: „Guido! — 
Gu —i do!“ 
Zweite Stimme: „Was willste denn?“ 
Erste Stimme: „Haste ooch dei Kochgeschärre mit?“ 
Zweite Stimme: „Gottverdammig! Nu sei aber ruhig! 
— Ja, ich hab's!“ — Erste Stimme: „Ooch Gaffee 
drinne?“ — 
Keine Antwort. — Tack—-tack—tackl Feindliches Ma- 
schinengewehrfeucr. — Dann Nuhe. — — — 
Feldwebel Uhde 3./107. 
7“ 
Ein sächsischer Ulan fürchtet keine Russenreiter 
Gefreiter Edmund Albrecht von den 17er Ulanen 
ritt von einer Meldung bei der 8. Kavalleriedivision ge- 
mächlich auf seinem ausgepumpten Pferde zurück durch den 
dunklen Wald von Parzenezew. Er ahnte nicht, daß der 
Feind darin stak, tscherkessische Reiter. Ein halb Schock 
dieser wüsten Steppenbrüder sprengten unversehens 
schießend und johlend auf ihn ein. Er spürte einen Schmerz 
in der Hüfte. Sein Pferd bebte getroffen zusammen. Wie 
Fliegen umschwirrten ihn die Russen und wellten ihn aus 
dem Sattel zerren. Albrecht ließ die Lanze kreisum sausen 
und betete bei sich ein heftiges Gottstehmirbei! Sich 
zu ergeben, daran dachte der Sachse nicht im entfern- 
testen und schlug sich mit den Tscherkessen eine Weile 
herum. Bis Hilfe kam. Ein Vizewachtmeister, der eine 
Patrouille an den Wald führte, schoß treffsicher in den 
Reiterknäuel. . - 
Da spornte Albrecht sein Pferd zum Letzten an und 
entkam den Feinden. 
Zwei kecke Kriegsfreiwillige 
Im Dezember 1914 lag die 8. Kompagnie des In- 
fanterie-Regiments Nr. 177 in Gräben südlich Ch. Etwa 
600 Meter entfernt, 100 Meter vor der feindlichen Stellung, 
stand eine Strohfeime, die vermutlich den Franzosen als 
Beobachtungsstand diente. Alle Versuche früherer Pa- 
trouillen, sie in Brand zu setzen, waren an der Wachsam- 
keit der feindlichen Posten gescheitert. Da erboten sich am 
3. Dezember die Kriegsfreiwilligen Walter Humanik 
aus Dreoden und Martin Nitzsche aus Lawalde bri 
Löbau freiwillig, einen neuen Versuch zu unternehmen. 
Mit Pistolen bewaffnet, stiegen sie gegen 6 Uhr nachmittags 
aus dem Graben. Vorsichtig arbeiteten sie sich kriechend 
dem Feinde entgegen. Um im hellen Mondlichte nicht vor- 
zeitig erkannt zu werden, schlichen sie sich in einem großen. 
Bogen um die Feime und näherten sich ihr von der feind- 
lichen Seite her. Da erkannten sie dicht vor der Feime 
einen auf= und abgehenden französischen Posten. Sie 
warten, bis er sich einige Meter entfernt hatte. Diesen 
Augenblick benutzte Humanik, sprang auf die Feime 
zu und gewahrte in ihr eine mit Sitzbrettern ver- 
sehene Höhlung. Damit war die Vermutung besiätigt, 
daß die Franzosen die Feime als Beobachtungsstand 
benutzten. Rasch wühlte er ein Loch in das Stroh, 
steckte Schießpulver und mit Petroleum getränkte Watte 
hinein und winkte Nitzsche herbei. Inzwischen näherte sich 
der Posten wieder der Feime. Schnell wurde das Pulver 
entzündet und im Nu flammte der untere Teil der Feime 
lichterloh auf.
	        
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