ich nun, festgeklemmt in Erstickungs= und Todesangst unter
dem weiterpuffenden Automobil, verbringen, so daß ich
mein Ende nahen glaubte. Die letzte Kraft setzte ich ein,
um mich unter kaum zu verwindenden Schwierigkeiten
wie ein Wurm heraugzuarbeiten. Es gelang mir auch dies,
aber die unglückliche Lage des Chauffeurs bannte mich
weiter in Verzweiflung und ließ mich nicht zu Nast und
Nuhe kommen. Ich fühlte mich tiefunglücklich und klein,
nach Prüfung und Lage der Verhältnisse nichts mehr mit
etwas Auosicht auf Erfolg für ihn unternehmen zu können,
als fremde Hilfe aus dem etwa 1—2 Kilometer entfernten
Orte Romerée zu holen. Mir dem mühsam aufgerichteten
Kompagnieführer schleppte und wankte ich — uns gegen-
seitig stützend — nach dort.
Die ersten von uns angetroffenen Personen wurden ver-
anlaßt, zur Unglücksstätte zu eilen. Sie zogen den Kraft-
wagenführer leider nur als Leiche hervor. Eine andere
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mobils und der übrigen Sachen, sowie nach telegraphischer
Meldung des Unfalls an den Bataillons-Kommandeur,
Herrn Oberst Wergandt in Marienbourg, erfolgte die Weiter-
fahrt zum nächsten Arzt, Herrn Oberstabsarzt Dr. Flathe.
Ich hatte beim Absturz, ganz besonders aber bei der
vollendeten und versuchten Lebenorettung, so schwere Ver-
letzungen (wie oben angeführt) erlitten, daß ich 20 Monate
in Lazarett= bzw. ärztlicher Behandlung verbringen mußte.
Meine Entlassung aus dem Lazarett erfolgte mit dem
Urteil: „Dauernd feld= und garnisondienstunfähig, fremder
Wartung und Hilfe bedürftig.““ ,
Die Folgen des Unfalls und der Lebensrettung zu
meinem soldatischen Feierabend lasten noch hart auf mir
und bedeuten für mich erhebliche Beeinträchtigung meiner
Erwerbsfähigkeit. Ich werde sie nach wie vor ungebeugt
und ohne zu klagen zu tragen wissen.
Feldwebelleutnant a. D. Ernst Krause in Leipzig.
Kriegsweihnachten 1914. Verbrüde rung zwischen angelsächsischen und sächsischen Soldaten auf dem Schlachtfeld zur Weihnachtszeit.
Ein englisches Spottbild (Aus Illustrated London News.)
uns begegnende Person schickte ich mit schriftlichem Er-
suchen um Hilfe zur militärischen Bahnhofswache Romerée,
ungeachtet des wieder heftiger einsetzenden Regens und
Schneegestöbers. Nunmehr brachte ich Herrn Hauptmann
Reinecke zur Reinigung der stark blutenden, beschmutzten
Gesichtswunden zu dem an der Straße wohnenden Orts-
bürgermeister und hinkte den zu erwartenden Wachtmann-
schaften entgegen, um sie zu bescheiden. Bald eilten sie —
preußische Landsturmleute — herbei und weiter nach der
Unfallstätte, während ich mitten im Straßenschmutz und
Unwetter bewußtlos — erschöpft — zusammensank. Vor-
übergehende haben sich nach einiger Zeit meiner ange-
nommen und mich in ein naheliegendes Gebäude getragen.
Als ieh die Besinnung wiedererlangt hatte und wieder klar
denken konnte, ließ bereits mein fürsorglicher Kompagnie=
führer, der über die Schwere meiner Verletzungen nicht
im Zweifel sein konnte, nach mir suchen. Ich wurde mit
ihm auf einen Wagen gehoben und nach der Unfallstätte
zurückgefahren. Erst nach hier erteilten Anordnungen über
den Weitertransport der lebenögefährlich verletzten Mit-
fahrenden, nach Untersuchung und Bergung des tot unter
dem Automobil hervorgezogenen Wagenführers, des Auto-
Jägermeldung
Von Rudolf Herzog
Zum Sturm ging er vor wie brausender Wind.
Sie liebten ihn wild und sie folgten ihm blind.
„Hei, meine Jäger!“ Da riß es ihn um.
Des Hauptmanns Mund war für ewig stumm.
„Hirschfänger blank und die Scholle heraus!
Halali, Herr Hauptmann, die Jagd ist aus.“
Und als sie ihn bargen im kühlen Grab,
Glitt ein Flieger heran und grüßte hinab.
Alo flöge vom Himmel ein höllisch Licht:
Sechs Jäger lagen und rührten sich nicht.
Ansprengt der Major aus heißem Gefecht.
Ein Jäger meldet: „Es ist schon recht.“
77“7
„„Schon recht? Was recht? Bist du gescheit?
„Sechs Mann — dem Herrn Hauptmann — zum
Ehrengeleit“