Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Hochfläche heran. Am folgenden Morgen nahm die Artillerie 
nochmals das Sturmvorbereitungsfeuer auf und III. Re- 
serve-Infanterieregiment 133 und I. Reserve-Infanterieregi- 
ment 107 brachen dann alo erste Sturmabteilungen in die 
Nussenstellung ein. Nunmehr gab der Feind auch auf der 
übrigen Front den Widerstand auf und wich in Richtung 
auf Kudryncze nach dem Grenzfluß Sbrutsch zu, verfolgt von 
dem Feuer der I. und III. Abteilung des Reserre-Feldartillerie- 
regiments 40, dessen Batterien sofort hinter der Infanterie 
den Bilkibach überschritten hatten. 
Die Infanterie befand sich nach den vorangegangenen An- 
strengungen, Verlusten und Kämpfen in einem Zustand der 
Erschöpfung, der ein sofortiges Überrennen des weichenden 
Gegners ausschloß. 
So gelang es den Russen, in der folgenden Nacht im 
Schutze von Nachhuten die westlich des Sbrutsch noch stand- 
hielten, den Grenzfluß ohne Einbuße von viel Material zu 
überschreiten. Versuche der braven bayerischen Landstürmer, 
das Dorf Kundryncze und die Brücke daselbst über den Sbrutsch 
zu nehmen, führten am 1. und 2. August zu wechselvollen 
Kämpfen um diesen Brückenkopf, an dem sichtlich den Russen 
viel gelegen war. Am Nachmittag des 2. August war Ku- 
dryncze im sicheren Besitz der 24. Reservedivision. Auf die 
Säuberung des letzten Winkels zwischen Sbrutsch und 
Dnjestr, der unnötige Opfer verlangt hätte, da die Nussen, 
noch im Besitz des Südufers des Onjesirs, von dort flankie- 
rend eingreifen konnten, wurde auf Befehl des XXVII. Re- 
servekorp# verzichtet. 
Die Verluste bei diesen Vormarschkämpfen betrugen bei 
der 24. Neservedivision 59 Tote (2 Offiziere), 392 Ver- 
wundete (16 Offiziere) und 12 Vermißte. Sie verteilten 
sich auf die Reserve-Infanterieregimenter 107 und 133 (zu- 
sammen lgo bzw. 228), Sturmkommando, 3. Eskadron 
Reserve-Husarenregiments, Reserve-Feldartillerieregiment 40, 
1. und 6. Kompagnie Reserve-Pionierbataillon 12 und 
Minenwerferkompagnie 224. 
Auch die bayerischen Landstürmer hatten 36 Tote (4 Offi- 
ziere), 223 Verwundete (6 Offiziere) und 43 Vermißte. Die 
Beute betrug 10 Feldgeschütze, 25 Grabenmörser, * Ma= 
schinengewehre und 2500 Gewehre, zahlreiche Munition und 
171 Gefangene (1 Offizier). 
Am Stbrutsch machte die deutsche Verfolgung halt. Der 
Stellungskrieg setzte wieder ein. Im Rahmen des XXVII. 
Reservekorps erhielt die 24. Reservedivision nunmehr den 
Abschnitt von Jalesie bis Troika am Sbrutsch, rechts an 
die ottomanische Division, links an die sächsische 53. Re- 
servedivision anschließend. Das Divisionsstabsquartier kam 
nach Wolkowce (bis 9. August Krzywcze). Das Reserve- 
Infanterieregiment 104, das den Vormarsch bei der 53. Re- 
servedivision mitgemacht hatte, trat wieder zur Division. 
Vom 21. August ab gehörte die 24. Reservedivision auch 
kriegsgliederungsgemäß zum XXVII. Reservekorps. Der 
Feind verhielt sich ruhig. Die Einrichtung der neuen Stel- 
lung vollzog sich ohne Einwirkung der russischen Artillerie. 
Auch der Gegner arbeitete fleißig an seinen Abwehrstellungen 
östlich des Sbrutsch. 
Am 7. September besuchte der König das XXVII. Re- 
servekorps und dankte auch der 24. Reservedivision, die er 
bei Wolkowce besichtigte, für ihren stolzen Abwehrerfolg von 
Brzezany und die letzten Siege in hiesiger Gegend. Auch der 
Oberbefehlshaber, der b. u. k. Generaloberst v. Böhm- 
Ermolli, suchte am 20. September die Division auf und 
sprach seine Befriedigung über die sorgfältig ausgebaute 
Stellung aus. 
Ende September wurden die Russen wieder unternehmen= 
der, doch flaute ihr Kriegseifer schnell wieder ab. So blieb 
es auch bis Ende Oktober. 
Am 23. Oktober übergab die Division ihre Stellung an 
die 10. Ersatzdivision. Tags darauf entführten die ersten 
Züge die Division wieder nach dem Westen, nach dem bel- 
gischen Flandern, zunächst in die Gegend von Brügge. 
3. In Flandern November 19017 und bei Cambrai 
« bis März 1918 
Die 24. Reservedivision war am 4. November vollständig 
südwestlich von Brügge versammelt. Sie bildete zunächst 
die Eingreifdivision für das Marinekorps, wurde aber be- 
reits am 21. November dem Garde-Reservekorps — Gruppe 
Staden — zur Ablösung einer vorderen Division überwiesen 
und hierzu in die Gegend westlich von Thielt verlegt. Die 
Truppen erreichten die neuen Quartiere mit Fußmarsch. 
Zunächst wurde nur Reserve-Infanterieregiment 104 als 
Reserve vorgezogen. 
Infolge des überfallartigen Vorbrechens der Engländer 
auf Cambrai lag Ende November der Schwerpunkt bei der 
zweiten Armee. Dorthin wurde die vollverwendungsfähige Dioi- 
sion denn auch schon am 28. November berufen. Ihr letzter 
Zug erreichte den Unterkunftsraum in und nordöstlich von 
Cambrai am 2. Dezember. 
Westlich von Cambrai hatten die Engländer die Sieg- 
friedstellung bei ihrem gelungenen Uberfall Ende November 
durchbrochen. Ihr Versuch, die deutsche Front nach beiden 
Seiten aufzurollen, war jedoch gescheitert. Seitdem bildete 
die neue Stellung der Engländer im Bourlonwald einen für 
sie gefährlichen Sack. Diesen räumten sie freiwillig am 
Mittag des s. Dezember. Zu dieser Zeit begann die 24. Re- 
servedivision die 3. Garde-Infanteriedivision zwischen der 
221. Infanteriedivision rechts und der 119. Infanteriedivision 
linko abzulösen. Dann sollte der Bourlonwald von allen drei 
Divisionen gemeinsam angegriffen werden. Der Abzug der 
Engländer wurde von der 221. Infanteriedivision rechtzeitig 
erkannt. Sie folgte sofort am Nachmittag. Von der 24. Re- 
servedivision war zunächst erst das III. Bataillon des Re- 
serve-Infanterieregiments 107 bei Sailly zur Stelle, ihre 
Artillerie stand zwischen Sailly und St. Olle bereit. Die 
übrige Infanterie der Division wurde in Cambrai sofort alar- 
miert und rückte alsbald nach Fontaine vor. 
Die 221. Infanteriedivision und die 110. Infanteriedivi- 
sion hatten inzwischen etwa die Linie Anneux-Cantaing er- 
reicht, das III. Bataillon Reserve-Infanterieregiments 107 
ziwischen beiden den Grund westlich der Mühle Cantaing. 
Die Engländer hielten die stark verschanzte Linie Grainco urt — 
Ferme la Justice, zu einem großen Stützpunkt mit unter- 
irdischen Unterständen deutscherseits früher ausgebaut, bis 
Marcoing. Dahinter war eine ebenso starke Stellung etwa 
150 Meter südlich von Graincourt bis zum Orivalwald und 
endlich eine dritte Stellung in und beiderseits von Fles- 
quieres festgestellt. 
Die 221. Infanteriedivision nahm noch am Abend den 
Nordteil von Graincourt. III. Reserve-Infanterieregiment 107 
kam in der Nacht 400 Meter nördlich la Justice zum Halten. 
Rechts von ihm schob I. Reserve-Infanterieregiment 104 ein. 
Am folgenden Vormittag wurde die vorderste englische Stel- 
lung sturmreif geschossen. Nachmittags gegen 4 Uhr stürm- 
ten beide Regimenter die vorderste und bald darauf auch die 
zweite englische Stellung und drangen bis auf 200 Meter an 
Flesquières heran vor. Die beiden Nachbardivisionen waren 
noch je einen Kilometer zurück. Da hier die alte deutsche 
Zwischenstellung mit guter Verteidigungsfähigkeit erreicht 
war, wurde das weitere Vordringen abbefohlen. Die beiden 
Regimenter, hauptsächlich I. 104 und III. 107 hatten mit 
einem Gesamtverlust von 101 Toten (7 Offizleren) und 
415 Verwundeten und Vermißten den schönen Erfolg be- 
zahlt, der Gefangene von drei englischen Divisionen (47., 
57. und 39. Infanteriedivision), 14 Geschütze (früher ver-
	        
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