Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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division sollte nunmehr den Angriff der Türken weiter nörd- 
lich durch Druck auf die feindliche Flanke vorwärtsbringen. 
In der Nacht bauten die unermüdlichen Pioniere bei Zalesie 
mehrere Stege und verstärkten die von den Russen nur 
flüchtig unterbrochenen Sbrutschbrücken. 
Der erste wirkliche Gefechtstag seit langer Zeit koste#e 
70 Tote (3 Offiziere, darunter Major Dörffel, Reserve= 
Infanterieregiment 241) und 364 Verwundete (12 Offi= 
ziere). An Beute wurden neben zahlreichen Gefangenen bin 
zum Sbrutsch während des achttägigen Vormarsches 17 Ge- 
schütze (s schwere), 23 Minenwerfer, 13 Maschinengewehre 
und viel Munition und Pioniergerät eingebracht. 
Am 1. August überschritten Teile der Regimenter 242 
und 243 den Sbrutsch. Links davon stieß Reserve-Infan- 
terieregiment 104 unter Major Freiherr von Friesen von 
Jalesie aus bis Czarnokozince über den Sbrutsch zur Ent- 
lastung der Türken vor und machte dort bei Einbruch der 
Dunkelheit Halt. Vor seiner Front stand starker Feind, 
der am folgenden Morgen nach Artillerievorbereitung ent- 
schlossen angriff. Das Regiment warf den Feind zurück, 
wurde dann aber, da weiteres Vorgehen über den Sbrutsch 
höheren Ortes aufgegeben wurde, über den Fluß zurück- 
genommen und trat dann unter den Befehl der 33. Reserve- 
division. Es erlitt in den Kämpfen beider Tage einen Ver- 
lust von 48 Toten, 162 Verwundeten, (3 Offizieren) und 
70 Vermißten. 
Der Gesamtverlust der "3. Reservedivision beim Vor- 
marsch bis zum Sbrutsch betrug 703 Tote und Verwundete, 
Jahlen, die gegenüber den Verlusten auf dem Wesikriege- 
schauplatz erträglich erscheinen. 
Das XXVII. Reservekorps erhielt nunmehr den ganzen 
Abschnitt links des Dujestr bis Troika am Sbrutsch zur 
endgültigen Abwehrstellung überwiesen. Es setzte rechts 
die 38. Honveddivision, in der Mitte die 53. Reservedivision 
und links die 24. Reservedivision ein. Die beiden sächsischen 
Divisionen vollzogen bis 8. August ihre Umgruppierung. 
Dann gingen die Truppen an den Ausbau ihrer Stellung. 
Sie lag, in drei Linien geführt, auf der Hochfläche etwa 
zwei bis drei Kilometer westlich des Sbrutsch. Das Vor- 
feld bis dahin sicherten in leichten Vorstellungen die Vor- 
posten der drei Reserve-Infanterieregimenter, rechts Re- 
serve-Infanterieregiment 243 von Kudrynce einschließlich 
an, in der Mitte Reserve-Infanterieregiment 241 und links 
bis Zalesie (einschließlich) Reserve-Infanterieregiment 242. 
Dort schloß der bayerische Landsturm an, der 24. Re- 
servedivision unterstehend. 
Der Nachschub stieß zunächst auf ernste Schwierigkeiten. 
Lasikraftwagen standen nicht in ausreichender Menge zur 
Verfügung. Das Land mußte als Gebiet des Bundesgenossen 
in jeder Weise geschont werden, obwohl die gänzlich un- 
zuverlässige Bevölkerung, die aus dem Krieg schnell ver- 
standen hatte, ein gutes Geschäft zu machen, es nicht ver- 
diente. Alles wurde bar bezahlt. Die Sachsen halfen allent- 
balben die noch ausstehende Ernte einzubringen. 
Die Russen bauten sich östlich vom Sbrutsch neu ein. 
In den letzten Kämpfen am Sbrutsch waren Gefangene von 
sieben russischen Divisionen vor der Front des XXVII. Re- 
servekorps gemacht worden. Die russischen Offiziere gaben 
zu, daß die Juchtlosigkeit im russischen Herre erschreckend 
zunehme. Die Orte am Sbrutsch lagen die nächsten Tage 
wiederholt unter russischem Artilleriefeuer, auch schwerer 
Kaliber. Sonst herrschte Gefechtsruhe. Beide Parteien rich- 
teten sich auf länger ein. Sächsischerseits sorgte regste Pa- 
trouillentätigkeit für Beschäftigung der Russen. 
Der Stab der 353. Reservedivision fand in Krzyrcze, das 
Generalkommando in Borszczow Unterbunft, auch die Trup- 
pen richteten sich bald erträglich ein. Der Wegebau ver- 
langte, namentlich als bald darauf schlechtes Wetter ein- 
setzte, viel Arbeit. 
Am 21. August warfen zwei Kompagnien Reserve-In- 
fanterieregiments 242 einen Russenposten, der sich westlich 
des Sbrutsch eingenistet hatte, zurück. Gefangene berich- 
teten, daß hinter der russischen Gefechtslinie besondere 
Trupps aufgestellt seien, die jeden niederschössen, der zu- 
rückging. 
Am 26. August trafen endlich die Tornister von der 
Narajowka her ein, die beim Vormarschantritt dort zurück- 
geblieben waren. 
Der September verlief ruhig. Bei den Russen nahm die 
Juchtlosigkeit, wie Gefangene angaben, immer mehr zu. 
Die 162. Infanteriedivision, die mit der 21. und 32. In- 
fanteriedivision im August der 33. Reservedioision gegen- 
übergestanden hatte, war deohalb auf die beiden anderen 
Divisionen aufgeteilt worden. 
Am 7. September besichtigte Se. Majestät der König 
die Division. Tags darauf warf ein feindliches Groß- 
kampfflugzeug Bomben über mehrere Dörfer des Divisions-= 
bezirkes ab. Am 9. September verließ der General der Ka- 
vallerie Krug von Nidda, der seit der schweren Verwundung 
des Generals der Infanterie von Ehrenthal das XXVII. Re- 
serbekorps befehligte, das Korps, um im Westen das XII. 
Armeekorps zu übernehmen. An seine Stelle trat der Ge- 
neralleutnant von Watzdorf, bisher Kommandeur der 48. 
Landwehr-Infanteriedivision, der dann das Korps bis zum 
Ende des Krieges in der Ukraine befehligt hat. 
Am 20. September besuchte auch der Oberbefehlöhaber 
der Heeresgruppe, der österreichische Generaloberst von 
Böhm-Ermolli, die Division. 
Der Oktober verlief eintönig bei gutem Wetter. Am 
23. Oktober wurde die links anschließende sächsische 24. Re- 
servedivision nach dem Westen abberufen. Deren rechter 
Flügelabschnitt, die bayerische Landsturmbrigade, trat zur 
53. Reservedivision. Nur Fliegertätigkeit sorgte etwas für 
Unterbrechung der Ruhe. Die Auflösung bei den Russen 
schritt auch im November weiter vor. Anbrüderungsver- 
suche wurden nicht zugelassen, aber durch Zeitungszuführung 
„Aufklärung“ befördert. Die Russen halfen übrigens in 
Zivilkleidern nahe dem Sbrutsch den russischen Bauern beim 
Bergen der Ernte. Das mußte durch Feuer mehrfach un- 
terbunden werden. 
Ende November wurde die Division herausgezogen, um 
aus der Gegend von Zloczow, 8b0row und Brzezany nach 
dem Westen überführt zu werden. Der Marsch bis in die 
zum Teil fast 120 Kilometer entfernten Einladebahnhöfe 
wurde am 28. November über Bukacz—Podhajce unter 
möglichster Schonung der Truppen und Pferde durchgeführt. 
Letztere waren besonders erholungobedürftig. Das Reserve- 
Feldartillerieregiment 53, das bisher alle Mühsale des Krie- 
ges treulich mit der #3. Reservedivision durchlebt hatte, 
mußte, seines angestrengten Pferdemateriales wegen, im 
Osten zurückbleiben. Es trat zur sächsischen 96. Infanterie= 
dioision und dessen Reserve-Feldartillerieregiment 32 stieß 
dafür zur 353. Reservedivision. Die sächsische Fußartillerie- 
batterie 147 wurde ohne Geschütze mitgenommen. Wäh- 
rend des zwölftägigen Marsches herrschte trockenes, kaltes 
Wetter. Die Verpflegung war aufs Beste vorbereitet. So 
langten die Truppen frisch trotz des schlechten Pferdebestandes 
an ihren Einladestationen an. Die Fahrt bis nach Flandern 
in die Gegend von Brügge dauerte etwa acht Tage, kein 
Vergnügen im Winter. Aber die abgehärteten Leute emp- 
fanden die Fahrzeit bei geregelter Verpflegung und be- 
haglicher Ruhe als hochwillkommene Unterbrechung des 
Stellungskriegs mit dem ewigen Schippen und Postenstehen. 
Mit dem Weggang aus Galizien schied die 5#3. Reserpe- 
division für immer aus dem Verband des XXVII. Reserre- 
korps aus, dessen sächsische Division sie von Kriegsbeginn 
an gebildet hatte.
	        
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