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aufgehalten und nach Nordwesten abgedreht. Schon im
Orte entstanden durch feindliches Fernfeuer einige Verluste.
Spät am Abend erreichte die Division die Gegend von Muret
et Crouttes, Droizy und Launoy. Sie wurde hier als
Eingreifdivision des Korps Etzel hinter der §ll. Reserve-
division bereitgestellt. Die Feldartillerie ging in Lauer-
stellung hinter die Höhe östlich von Muret et Crouttes
und östlich von Launoy, bereit, bei weiterem Vorgehen des
bereits bis Villemontoire vorgedrungenen Gegners in den
Kampf eingreifen zu können. Auftrag der Division war,
einen Durchbruch des Feindes durch die schon geschwächte
10. Infanterie= und 51. Reservedivision etwa zivischen
Hartennes und le Rlessier Huleu zu verhindern. Der Dioi-
sionsstab begab sich nach dem neuen Quartier Arcy, nahm
Verbindung mit der Gruppe Etzel (Gefechtsstand in Cuiry
Housse) und dem Stabe der 10. Infanteriedivision auf
(siehe Skizze 63). Noch am Abend erfolgte die Erkundung
des Geländes durch die Führer der Infanterie, Artillerie
und Pioniere der Diovision. »
In den ersten Stunden des 20. Juli erhielt die Division
vom Korps den Befehl, um s Uhr vormittags in drei Grup-
pen mit je einer Begleitbatterie als Eingreifdivision in der
Mulde 200 Meter nordöstlich le Plessiers Huleu bereit-
zustehen. Der Gegenangriff sollte in westlicher Richtung
aus der Linie Coutremain —Martinpré-Ferme erfolgten. Die
Ereignisse ließen es nicht dazu kommen. Der Gegner hatte
die 51. Reservedivision durchbrochen und stieß 10 Uhr vor-
mittags bereits durch den Plessierwald und über le Ples-
sier Huleu gegen die Straße Soissons—Oulchy-le-Chateau
vor. Das Korps befahl deshalb 0,50 Uhr vormittags so-
fortiges Antreten zum Gegenstoß. So mußte die 45. Er-
satzbrigade ohne weitere Artillerievorbereitung direkt aus
den Versammlungsräumen zum Gegenangriff vorgeworfen
werden. Ersatz-Infanterieregiment 32 ging rechts, Ersatz-
Infanterieregiment 23 links vor, Ersatz-Infanterieregi-
ment 24 folgte links rückwärts gestaffelt mit 800 Meter
Abstand, zunächst noch zur Verfügung der Division. Die
Pionierkompagnie und Minenwerferkompagnie verblieben
als weitere Divisionsreserve vorläufig noch in Launoy. Die
Artillerie der Dioision ohne I. Abteilung, welche als Be-
gleitbatterie aufgeteilt war, unterstützte aus Stellungen
wesilich Launoy und südwestlich Courdour das Vorgehen der
Infanterie nach Kräften. In hartem Kampfe wurde im
Laufe des Nachmittags die Höhe 205 westlich des Plessier-
waldes und der Ort le Plessier Huleu, letzterer nach wechsel-
vollem Ringen erstürmt. Der Angriff des Ersatz-Infan-
terieregiments 23 gegen den glacisartigen Höhenzug von
le Plessier Huleu, der durch zahlreiche Maschinengewehre
besetzt war und der die ausgiebigste Verwendung zahlreicher
Panzerwagen begünstigte, gestaltete sich äußerst blutig. Das
Ersatz-Infanterieregiment 24 mußte mit einem Bataillon
in die gelichteten Reihen des Ersatz-Infanterieregiments 23,
mit einem Bataillon in die links anschliesende sächsische
40. Infanteriediolsion, wo eine große Lücke entstanden war,
eingeschoben werden. Hierbei wurde auch die nicht zum
Angriffsstreifen der 10. Ersatzdivision gehörende Martin-
préFerme erstürmt, deren Besatzung eine starke Bedrohung
der Flanke bedeutete. Das Vorarbeiten des Ersatz-Infan-
bterieregiments 32 im Walde von le Plessier, der unter
schwerstem Feuer lag, war sehr verlustreich. Dank des
todesmutigen Vorstürmens der Infanterie, die trotz der
großen Anstrengungen der Vortage und der starken feind-
lichen Gegenwirkung unaufhaltsam dem Gegner Boden
abgewann, wurde der Feind geworfen. Unter vernichten-
dem Feuer der Maschinengewehre und der Begleitbatterien
flutete er auf Blanzy und St. Rempy zurück. Beim Gegen-
siof wurden 80 Gefangene von zwei französischen Oivi-
sionen und zahlreiche Maschinengewehre eingebracht, acht
Tanks wurden von den Begleitbatterien erledigt.
Am Abend blieb die 19. Ersatzdivision mit den vordersten
Teilen in der Linie Fontaine aur Chênes—Westrand von
le Plessier Huleu, nachdem noch am späten Nachmittag
mehrere feindliche Gegenangriffe mit Tanks aus Nichtung
St. Remdy abgeschlagen waren. Die 19. Ersatzdivision löste
in der folgenden Nacht die §1. Reservedioision ab. Der
Stab der 19. Ersatzdivision hatte den Angriff von Divi-
sionsgefechtstand in Launoy aus geleitet, den sie später in-
folge Beschießung mit schwerem Kaliber mit der Ferme
de Launoy wechselte.
Am 21. Juli setzten nördlich und südlich des Dioisions=
abschnitts starke feindliche Angriffe ein, denen um 11 Uhr
vormittags ein erneuter Tankangriff auf le Plessier Huleu
folgte. Er wurde abgewiesen. Mehrfach beobachtete Be-
wegungen, stärkere Ansammlungen beim Gegner, sowie
planmäßiger Beschuß und starke Vergasung der Stellungen
der 19. Ersatzdivision deuteten auf die Vorbereitung größerer
Angriffe gegen den Dioisionsabschnitt hin.
Die Feuertätigkeit des Feindes steigerte sich im Laufe des
Nachmittags, namentlich gegen le Messier Huleu erheblich.
In Erwartung größerer Angriffe gegen die linke Hälfte
des Divisionsabschnitts zog die Division ihre Reserven
hinter das Ersatz-Infanterieregiment 23 und befahl der
45. Ersatzbrigade nochmalige Sicherung des Tiefengeländes
durch die zugeteilte Maschinengewehr-Scharfschützenabtei-
lung. Die Pionierkompagnien wurden als letzte Reserde von
Launoy ebenfalls hinter den linken Flügel in Marsch gesetzt.
Die beabsichtigte Verwendung der Reserven wurde dem
Generalkommando mit der gleichzeitigen Bitte um Zuwei-
sung weiterer Reserven gemeldet. Das Generalkommando
verfügte jedoch über keine Truppen mehr und befahl der
Diviston, sich selbst zu helfen. Starke feindliche Angriffe,
denen zahlreiche Tanks vorausfuhren, richteten sich von
etwa 4 Uhr nachmittags ab gegen le Plessier Huleu und
dehnten sich später auch gegen die rechte Hälfte des Dioi-
sionsabschnitts aus.
Der Angriff des Feindes hatte zunächst Erfolg; auf der
Höhe 205 faßte er vorübergehend Fuß und in le Plessier
Huleu drang er ein. Die Höhe 205 wurde durch das Ersatz-
Infanterieregiment 32 in schneidigem Gegensioß wieder-
genommen. Um le Mlessier Hulen wogte der Kampf lange
hin und her. Es blieb zuletzt im Besitze des Gegners, der
frische Kräfte heranführte.
Der eigene Angriff am 20. Juli und die feindlichen
Gegenangriffe am 21. Juli hatten bedeutende Opfer ge-
kostet. Fünf Bataillonskommandeure waren tot beziehungs-
weise verwundet, der leichtverwundete Kommandeur des
Ersatz-Infanterieregiments 24, Oberstleutnant Nietschier, be-
bielt die Führung seines Negiments. Der Ausfall an Offi-
zieren, besonders an Kompagnieführern, war sehr groß, die
Verluste an Mannschaften betrugen schätzungsweise 1800
Mann.
Die Lage erforderte weiteres Ausharren und unbedingtes
Halten der Stellung gegen voraussichtlich weitere frische
Angriffe der Franzosen. Die Verbände wurden neugeordnet,
weitere Tiefengliederung hergestellt, Reserven für die Füh-
rung ausgeschieden. Die Artillerie erschoß den Feuerschutz
vor dem Dioisionsabschnitt.
Am 22. Juli beschränkten sich die Kampfhandlungen auf
beiderseitige starbe Artillerietätigkeit. Ein unter dem Schutze
des Morgennebels erfolgter Vorstoß des Feindes in Kom-
pagniestärke beiderseits der Straße le Plessier Huleu-
Grand Rozoy wurde abgewiesen. Der Gegner verlor bier
zwei Maschinengewehre. Die eigenen Verluste blieben auch,
ohne daß feindliche Angriffe stattfanden, infolge des anhal-
tenden schweren Artilleriefeuers und des Fehlens nahezu#
jeder Deckung, dauernd hoch. In der Nacht zum 23. Juli
nahm das feindliche Störungsfeuer aller Kaliber an Stärke
und Planmäßigkeit gegen das Stellungs= und Batterie=