Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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aufgehalten und nach Nordwesten abgedreht. Schon im 
Orte entstanden durch feindliches Fernfeuer einige Verluste. 
Spät am Abend erreichte die Division die Gegend von Muret 
et Crouttes, Droizy und Launoy. Sie wurde hier als 
Eingreifdivision des Korps Etzel hinter der §ll. Reserve- 
division bereitgestellt. Die Feldartillerie ging in Lauer- 
stellung hinter die Höhe östlich von Muret et Crouttes 
und östlich von Launoy, bereit, bei weiterem Vorgehen des 
bereits bis Villemontoire vorgedrungenen Gegners in den 
Kampf eingreifen zu können. Auftrag der Division war, 
einen Durchbruch des Feindes durch die schon geschwächte 
10. Infanterie= und 51. Reservedivision etwa zivischen 
Hartennes und le Rlessier Huleu zu verhindern. Der Dioi- 
sionsstab begab sich nach dem neuen Quartier Arcy, nahm 
Verbindung mit der Gruppe Etzel (Gefechtsstand in Cuiry 
Housse) und dem Stabe der 10. Infanteriedivision auf 
(siehe Skizze 63). Noch am Abend erfolgte die Erkundung 
des Geländes durch die Führer der Infanterie, Artillerie 
und Pioniere der Diovision. » 
In den ersten Stunden des 20. Juli erhielt die Division 
vom Korps den Befehl, um s Uhr vormittags in drei Grup- 
pen mit je einer Begleitbatterie als Eingreifdivision in der 
Mulde 200 Meter nordöstlich le Plessiers Huleu bereit- 
zustehen. Der Gegenangriff sollte in westlicher Richtung 
aus der Linie Coutremain —Martinpré-Ferme erfolgten. Die 
Ereignisse ließen es nicht dazu kommen. Der Gegner hatte 
die 51. Reservedivision durchbrochen und stieß 10 Uhr vor- 
mittags bereits durch den Plessierwald und über le Ples- 
sier Huleu gegen die Straße Soissons—Oulchy-le-Chateau 
vor. Das Korps befahl deshalb 0,50 Uhr vormittags so- 
fortiges Antreten zum Gegenstoß. So mußte die 45. Er- 
satzbrigade ohne weitere Artillerievorbereitung direkt aus 
den Versammlungsräumen zum Gegenangriff vorgeworfen 
werden. Ersatz-Infanterieregiment 32 ging rechts, Ersatz- 
Infanterieregiment 23 links vor, Ersatz-Infanterieregi- 
ment 24 folgte links rückwärts gestaffelt mit 800 Meter 
Abstand, zunächst noch zur Verfügung der Division. Die 
Pionierkompagnie und Minenwerferkompagnie verblieben 
als weitere Divisionsreserve vorläufig noch in Launoy. Die 
Artillerie der Dioision ohne I. Abteilung, welche als Be- 
gleitbatterie aufgeteilt war, unterstützte aus Stellungen 
wesilich Launoy und südwestlich Courdour das Vorgehen der 
Infanterie nach Kräften. In hartem Kampfe wurde im 
Laufe des Nachmittags die Höhe 205 westlich des Plessier- 
waldes und der Ort le Plessier Huleu, letzterer nach wechsel- 
vollem Ringen erstürmt. Der Angriff des Ersatz-Infan- 
terieregiments 23 gegen den glacisartigen Höhenzug von 
le Plessier Huleu, der durch zahlreiche Maschinengewehre 
besetzt war und der die ausgiebigste Verwendung zahlreicher 
Panzerwagen begünstigte, gestaltete sich äußerst blutig. Das 
Ersatz-Infanterieregiment 24 mußte mit einem Bataillon 
in die gelichteten Reihen des Ersatz-Infanterieregiments 23, 
mit einem Bataillon in die links anschliesende sächsische 
40. Infanteriediolsion, wo eine große Lücke entstanden war, 
eingeschoben werden. Hierbei wurde auch die nicht zum 
Angriffsstreifen der 10. Ersatzdivision gehörende Martin- 
préFerme erstürmt, deren Besatzung eine starke Bedrohung 
der Flanke bedeutete. Das Vorarbeiten des Ersatz-Infan- 
bterieregiments 32 im Walde von le Plessier, der unter 
schwerstem Feuer lag, war sehr verlustreich. Dank des 
todesmutigen Vorstürmens der Infanterie, die trotz der 
großen Anstrengungen der Vortage und der starken feind- 
lichen Gegenwirkung unaufhaltsam dem Gegner Boden 
abgewann, wurde der Feind geworfen. Unter vernichten- 
dem Feuer der Maschinengewehre und der Begleitbatterien 
flutete er auf Blanzy und St. Rempy zurück. Beim Gegen- 
siof wurden 80 Gefangene von zwei französischen Oivi- 
sionen und zahlreiche Maschinengewehre eingebracht, acht 
Tanks wurden von den Begleitbatterien erledigt. 
Am Abend blieb die 19. Ersatzdivision mit den vordersten 
Teilen in der Linie Fontaine aur Chênes—Westrand von 
le Plessier Huleu, nachdem noch am späten Nachmittag 
mehrere feindliche Gegenangriffe mit Tanks aus Nichtung 
St. Remdy abgeschlagen waren. Die 19. Ersatzdivision löste 
in der folgenden Nacht die §1. Reservedioision ab. Der 
Stab der 19. Ersatzdivision hatte den Angriff von Divi- 
sionsgefechtstand in Launoy aus geleitet, den sie später in- 
folge Beschießung mit schwerem Kaliber mit der Ferme 
de Launoy wechselte. 
Am 21. Juli setzten nördlich und südlich des Dioisions= 
abschnitts starke feindliche Angriffe ein, denen um 11 Uhr 
vormittags ein erneuter Tankangriff auf le Plessier Huleu 
folgte. Er wurde abgewiesen. Mehrfach beobachtete Be- 
wegungen, stärkere Ansammlungen beim Gegner, sowie 
planmäßiger Beschuß und starke Vergasung der Stellungen 
der 19. Ersatzdivision deuteten auf die Vorbereitung größerer 
Angriffe gegen den Dioisionsabschnitt hin. 
Die Feuertätigkeit des Feindes steigerte sich im Laufe des 
Nachmittags, namentlich gegen le Messier Huleu erheblich. 
In Erwartung größerer Angriffe gegen die linke Hälfte 
des Divisionsabschnitts zog die Division ihre Reserven 
hinter das Ersatz-Infanterieregiment 23 und befahl der 
45. Ersatzbrigade nochmalige Sicherung des Tiefengeländes 
durch die zugeteilte Maschinengewehr-Scharfschützenabtei- 
lung. Die Pionierkompagnien wurden als letzte Reserde von 
Launoy ebenfalls hinter den linken Flügel in Marsch gesetzt. 
Die beabsichtigte Verwendung der Reserven wurde dem 
Generalkommando mit der gleichzeitigen Bitte um Zuwei- 
sung weiterer Reserven gemeldet. Das Generalkommando 
verfügte jedoch über keine Truppen mehr und befahl der 
Diviston, sich selbst zu helfen. Starke feindliche Angriffe, 
denen zahlreiche Tanks vorausfuhren, richteten sich von 
etwa 4 Uhr nachmittags ab gegen le Plessier Huleu und 
dehnten sich später auch gegen die rechte Hälfte des Dioi- 
sionsabschnitts aus. 
Der Angriff des Feindes hatte zunächst Erfolg; auf der 
Höhe 205 faßte er vorübergehend Fuß und in le Plessier 
Huleu drang er ein. Die Höhe 205 wurde durch das Ersatz- 
Infanterieregiment 32 in schneidigem Gegensioß wieder- 
genommen. Um le Mlessier Hulen wogte der Kampf lange 
hin und her. Es blieb zuletzt im Besitze des Gegners, der 
frische Kräfte heranführte. 
Der eigene Angriff am 20. Juli und die feindlichen 
Gegenangriffe am 21. Juli hatten bedeutende Opfer ge- 
kostet. Fünf Bataillonskommandeure waren tot beziehungs- 
weise verwundet, der leichtverwundete Kommandeur des 
Ersatz-Infanterieregiments 24, Oberstleutnant Nietschier, be- 
bielt die Führung seines Negiments. Der Ausfall an Offi- 
zieren, besonders an Kompagnieführern, war sehr groß, die 
Verluste an Mannschaften betrugen schätzungsweise 1800 
Mann. 
Die Lage erforderte weiteres Ausharren und unbedingtes 
Halten der Stellung gegen voraussichtlich weitere frische 
Angriffe der Franzosen. Die Verbände wurden neugeordnet, 
weitere Tiefengliederung hergestellt, Reserven für die Füh- 
rung ausgeschieden. Die Artillerie erschoß den Feuerschutz 
vor dem Dioisionsabschnitt. 
Am 22. Juli beschränkten sich die Kampfhandlungen auf 
beiderseitige starbe Artillerietätigkeit. Ein unter dem Schutze 
des Morgennebels erfolgter Vorstoß des Feindes in Kom- 
pagniestärke beiderseits der Straße le Plessier Huleu- 
Grand Rozoy wurde abgewiesen. Der Gegner verlor bier 
zwei Maschinengewehre. Die eigenen Verluste blieben auch, 
ohne daß feindliche Angriffe stattfanden, infolge des anhal- 
tenden schweren Artilleriefeuers und des Fehlens nahezu# 
jeder Deckung, dauernd hoch. In der Nacht zum 23. Juli 
nahm das feindliche Störungsfeuer aller Kaliber an Stärke 
und Planmäßigkeit gegen das Stellungs= und Batterie=
	        
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