Am Morgen des 10. November wurde zuerst Infanterie-
regiment 107 angegriffen, dann auch Infanterieregiment 106.
Beide Angriffe der 4. kanadischen Division scheiterten. In
der folgenden Nacht regnete es wieder stark. Trotzdem griff
der Feind gegen 3 Uhr früh an und drang bei der linken
Flügelkompagnie der Dioision ein. III. Bataillon Infanterie-
regiments 107 warf ihn mit Unterstützung der 2. Kom-
pagnie Infanterieregiments 107 und des links anschließen-
den 2. Garde-Reserveregiments wieder aus den eroberten
Gräben. Nur ein Engländernest hielt sich auf der Naht-
stelle beider Nachbardivisionen. Der Feind hatte in zehn
Wellen angegriffen. Sein Trommelfeuer setzte am Morgen
des 11. November erneut ein. Infanterieregiment 107 hatie
starke Verluste erlitten, namentlich an Offizieren. Der ge-
meinsame Gegenangriff, zu dem auch die Sturmkompagnie
der 583. Infanteriedioision herangeeilt war, unterblieb, da
die neue Riegelstellung sich als viel günstiger erwies als
das verlorene, tiefliegende, völlig verschlammte Grabenstück.
Die nächsten Tage verlegte der Gegner seine Angriffe
auf die rechts anschließende 38. Infanteriedivision. Dort
überschritt er am 13. November den Ancrebach. Infanterie-
regiment 106 übernahm einen Teil der Stellung des stark
ermüdeten Infanterieregiments 107. Weitere Reserven
hinter der Division fehlten vollständig. Sie waren gegen den
weiter nördlich durchgedrungenen Feind in Marsch gesetzt
worden. Auch bei der 38. Infanteriedivision drang der Feind
in die vordersten Gräben ein. Am 14. November nahm er
dort Beaucourt. Dann belegte er Grandcourt und Mirau-
mont mit Trommelfeuer. Ersatz für Reserve-Infanterie-
regiment 120 und Infanterieregiment 106 trafen hinter
der Front ein. Ablösung wurde für 18. November durch
die 56. Infanteriedioision in Aussicht gestellt. Das spornte
zu weiterem Ausharren an.
Am 15. November lag die Stellung von Infanterieregi-
ment 107 wieder dauernd unter schwerstem Feuer; sie wurde
fast restlos eingeebnet. Zahlreiche Verschüttungen wurden
gemeldet. Rechts der Division griff der Engländer die noch
südlich der Ancre liegenden Stellungsteile der 38. Infan-
teriedioision mehrere Male an. Er wurde stets abgewiesen.
Reserve-Infanterieregiment 120 griff dabei flankierend ein.
Am 16. November verhielt sich die feindliche Infanterie
ruhig, um so heftiger schoß die englische Artillerie. Ganze
Fliegerschwärme leiteten das Feuer. Die deutsche vorderste
Linie verlangte mehrfach verstärkten Luftschutz. "
In der nächsten Nacht wurden reibungslos die beiden
Divisionen rechts der 58. Infanteriedivision abgelöst. Auch
hinter dieser trafen die ersten Bataillone der. 56. Infanterie-
division ein. Der 17. November verlief ruhiger.
Aber am 18. November brach die 4. kanadische Division
mit erneuter Wucht gegen die Stellung der 38. Infanterie-
division vor. Die vorderen Gräben gingen verloren, wurden
zum großen Teil nach heftigem Handgranatenkampf und
einzelnen Gegenstößen noch einmal zurückerobert, dann aber
nach und nach aufgegeben. Einzelne besonders tapfere Züge
und Kompagnien opferten sich. Von dem ausgezeichneten
Reserve-Infanterieregiment 120 fielen die Reste des I. Ba-
taillons nach dreistündigem Kampf gegen die Kanadier,
welche das Bataillon rings umschlossen, in Gefangenschaft.
Die letzte Patrone war verschossen, die letzte Handgranate
geschleudert. Weiter rückwärts ahnte man bei dem Trommel-
feuer, das auf der Zwischenstellung lag, gar nicht das Schick-
sal, das sich vorn so grausam vollzog. Die Truppen waren
sekt drei Wochen Tag und Nacht in schwerstem Feuer, ohne
genügende Unterkunft, fast jede Nacht zum Schanzen ge-
zwungen, um die Stellung nur noch einigermaßen wider-
standsfähig zu erhalten. Sie waren am 18. November buch-
stäblich am Ende ihrer Leistungsfähigkeit. Trotzdem wurde
für den Abend ein großer Gegenstoß, um die vordere Linie
wiederzugewinnen, vorbereitet. Aber der Oberbefehlshaber
Sachsen in großer Jeit. Band III
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verbot ihn. Die vorderste Stellung war völlig eingeebnet
und ohne jeden weiteren Verteidigungswert. Die Hauptsache
war, die Dörfer Miraumont und Pys waren noch fest in
der Hand der Division. Der Weg zum Ancrebach in Rich-
tung auf Irles war dem Gegner verschlossen. Ein Durch-
bruch war die ganze schiwere Zeit über völlig verbindert
worden. Noch am 18. November machte die Division 400
Engländer zu Gefangenen.
In der folgenden Nacht wurden die letzten Bataillone
der Division herausgezogen. Der 19. November verlief
ruhiger. Am 20. November früh übergab die Division den
Abschnitt nach 24 tägigem Kampf. Ihre tapfere Infanterie
war mit 248 Offizieren und 8075 Mann in die Schlacht
gerückt. 30 Offiziere und 2732 Mann bildeten den Ge-
samtabgang während derselben: 3065 Tote, 1215 Verwun-
dete, 753 Vermißte und 487 Kranke.
Die Truppen wurden mit der Kleinbahn bis Cambrai,
von dort mit der Bahn nach Valenciennes (Sbizze 71) und
nächster Umgebung zurückgebracht.
7. Bei Valenciennes und Dun (Maags) in Ruhe
vom 20. November 1916 bis 20. März 1917
In Erholungsquartieren in und bei Valenciennes fand
die Division Zeit, ihren Mannschaftsbestand zu ergänzen
und die Verbände wieder zu festigen. Der dankbare König
eilte alsbald herbei, um in höchsteigner Person die Tapfersten
zu belohnen und der wackeren Division seine und des Vater-
lands warme Anerkennung auszusprechen. Der neue Ersatz
machte einen guten Eindruck, war aber in der Ausbildung
noch soweit zurück, daß noch Monate erforderlich schienen,
um die Division für den Großkampf wieder verwendungs-
fähig zu machen.
Die Division wurde deshalb um die Mitte Dezember nach
der Maasfront nördlich von Verdun als Rückhalt für die
drei Divisionen beiderseits der Maas südlich von Dun mit
der Bahn verschoben. Dort sollte sie im Ausbau rück-
wärtiger Stellungen Verwendung finden, insbesondere aber
ihre Ausbildung als Großkampfdivision tunlichst fördern.
Leider schieden um diese Zeit vor Jahresschluß die
württembergischen Truppen, Neserve-Infanterieregiment!20,
Reserve-Feldartillerieregiment 116 und Pionierkompagnie
116, auch die württembergischen Offiziere der Stäbe, ins-
besondere der hochverdiente Brigadekommandeur der Feld-
artillerie, Generalleutnant von Fritsch, aus dem Sachsen-
verband aus. An Stelle des Reserve-Infanterieregiments 120
trat das Reserve-Infanterieregiment 103. Es wurde direkt
nach Stenay zur Dioision befördert. Dorthin gingen mit
der Bahn über Charleville zunächst die beiden Regimenter
106 und 107 ab. Die Feldartillerie folgte etwas später.
Sie war noch bis Mitte Dezember an der Somme ein-
gesetzt geblieben. Die Pioniere waren an der Maasfront
schon früher nötig geworden und deshalb vorausbefördert
worden. Die württembergische Kompagnie wurde Anfang
1916 durch die sächsische 2. Kompagnie Reserve-Pionier=
bataillons 22 ersetzt.
Das Feldartillerieregiment 1ls hatte zum Teil schon
10 Wochen an der Somme gekämpft. An der Maas wurde
es sofort wieder vorgezogen, selbst die eben erst errichtete
III. Abteilung des Regiments. Die notwendige Weiterbildung
des Ersatzes litt darunter sehr.
Die Infanterie wurde regimenterweise auf die drei vor
der Nordfront von Verdun beiderseits der Maas deckenden
Divisionen für Stellungsbau verteilt.
I. und III. Bataillon Infanterieregiments 106, Feldar-
tillerieregiment 118 und Minenwerferkompagnie 58 nahmen
dabei an einem erfolgreichen Unternehmen der 10. Reserve-
division am „Toten Mann“ am 28. Dezember teil, das
ihnen 25 Tote und Verwundete kostete.
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