den Fall, daß der Feind auf holländischem Gebiet landete,
womit zu rechnen war.
Am 2o. Dezember meldete die Dioision wieder ihre
volle Verwendungsfähigkeit. Am 24. Dezember fand eine
Truppenschau vor dem Kaiser statt. Die Diovision trat zur
Gruppe Staden (Garde-Reservekorps) über und löste in
der Nacht zum 26. Dezember die 204. Infanteriedivision
ab. Der Dioisionsstab übersiedelte von Schloß Griete östlich
von Torhout nach Koolskamp. Die Regimenter lagen rechts
Reserve-Infanterieregiment 103, Mitte Infanterieregiment
106 und Süd Infanterieregiment 107 unmittelbar gegen-
über Poelkappelle. Links reichte der Dioisionsabschnitt bis
nahe vorwärts Westroosebeke, das auf einem Landrücken ge-
legen, mit guten Beobachtungsverhältnissen, das Angriffs-
ziel der Engländer seit Monaten bildete.
Die Stellung des Infanterieregiments 107 war deöhalb
ganz besonders wichtig. Die Nachbarn der Division waren
rechts die 41. Infanteriedioision, links die 190. Infan-
teriedivision. Vor der Front lag noch die dort seit 4.No-
vember fesigestellte 35. englische Infanteriedibision. Die
Front des Infanterieregiments 106 und Reserve-Infan--
terieregiments 103 war teilweise durch Versumpfung des
Vorgeländes gesichert. Die Regimenter hielten mit drei
Kompagnien die Hauptwiderstandslinie und das Vorfeld
besetzt, drei Kompagnien in Bereitschaft dahinter, sechs
Kompagnien ruhten in Hooglede, dem einzigen Unter-
kunftsort hinter der Front der Dioision. So wurden
die Kräfte nach Möglichkeit geschont. Auch bei der Artillerie
fand ein angemessener Wechsel statt. Am 31. Dezember
griff der Feind die rechte Nachbardivision an, bei der 58. In-
fanteriedivision fand nur erhöhter Geschützkampf statt. Vor
ihrer Front erschien die englische 58. Infanteriedivision.
Das Tauwetter schloß größere Unternehmungen in der
Folgezeit aus, um so eifriger wurde am Ausbau der Ab-
wehr gearbeitet, Tankabwehrgruppen, Nachrichtenkompag=
nien, Kampfschule wurden neugebildet.
Am 8. Januar 1918 fand ein Feuerüberfall auf Reserve-
Infanterieregiment lo3 statt, ein Angriff erfolgte nicht.
Am 11. Januar wurde er von unser Artillerie erwidert.
Negen und Tauwetter hielten weiter an. Selbst Patrouillen-
unternehmungen wurden dadurch verhindert. Mitte Januar
mußte infolge hohen Wasserstands ein Teil des Vorfelds
geräumt werden. Sogar in der Hauptwiderstandslinie stan-
den die Leute im Wasser. Immerhin wurde mit besserem
Wetter auf Weiterführung der englischen Offenside in
Richtung auf Brügge gerechnet. Sie führte naturgemäß
über den Abschnitt der Dioision.
Am 21. Jamar verirrte sich eine Patrouille vom I. Ba-
taillon, Infanterieregiments 106, Unteroffizier Thiessen,
hinter der englischen Front und kehrte nach langer Irrfahrt
über die Nachbardioision zurück. Mehrfach gerieten in der
Wasserwildnis vor der Front Leute, Meldegänger und dergl.,
wohl auch Drückeberger, in Feindeshand. Ein Drahtzaum
vor dem Vorfeld half dem später ab. Am 24. Jannar
brachte der Vizefeldwebel Weiß, I. Bataillon Reserve-In-
fanterieregiments 103, wieder Gefangene der englischen
35. Infanteriedivision ein. Daneben stand die 0. Infan-
teriedivision, vor Infanterieregiment 107 die englische
39. Infanteriedivision. Offenbar löste der Feind oft ab.
Der Aufenthalt in dem Sumpfgelände zwang dazu, sollte
der Kampfwert der Truppen nicht leiden. In den ersten
Februartagen wurde die Olvision endlich abgelöst. An ihre
Stelle rückte die 204. Infanteriedivision. Die Dioision blieb
zunächst noch bei Gruppe Staden als Eingreifdioision.
Vier Wochen wurden zur Ausbildung und Ruhe in Aussicht
gestellt. Die Zeit wurde voll ausgenutzt. Doch sehon nach
knapp drei Wochen wußte die Division den alten Abschnitt
wieder übernehmen, am 26. Februar war die Ablösung
durchgeführt. Wieder stand vor der Front die englische
140
35. Infanteriedivision, dazu vor dem linken Flügel die
1. Infanteriedivision. Tags darauf griff der Engländer
die beiden rechten Nachbardivisionen erfolglos an. Eigene
Stoßtruppunternehmungen am 3., 7. und 20. März ver-
sagten. Der Eindruck war, daß der Feind weniger an An-
griff als Abwehr dachte. Durch häufige Patrouillenvorstöße
suchte er Klarheit über die deutschen Pläne zu erlangen.
Nachdem er mehrere Didisionen aus der Flandernfront
herausgezogen hatte, wurde auch deutscherseits eine Um-
gruppierung vorgenommen. Die Dioision rückte dabei vom
24. März ab um zwei Regimentsbreiten weiter nach rechts.
Reserve-Infanterieregiment 103 bildete nunmehr den linken
Flügel, in seiner bisherigen Stellung verbleibend. Am
weitesten rechts kam Infanterieregiment 107 zu stehen.
Die Division übersiedelte nach Gits.
Inzwischen war zwischen Arras und La Fere der große
deutsche Durchbruch erfolgt. Man rechnete mit der Räu-
mung des Dpernbogens durch die Engländer und traf vor-
sorglich alle Vorbereitungen, um sofort dem Gegner zu
folgen. Ende März lösten Belgier die Engländer vor der
rechten Nachbardivision ab. Vor der eigenen Front konnte
keine Veränderung festgestellt werden.
Anfang April mußte die Olvision auch den Abschnitt der
linken Nachbardioision, der 38. Infanteriedivision, mit über-
nehmen, Infanterieregiment 107 wurde deshalb wieder nach
links verschoben. Jedes Regiment erhielt die doppelte
Breitenausdehnung. Auch die Gruppeneinteilung wechselte.
Die Gruppe Deperen (Gardekorps) übernahm auch den
Raum der bisherigen Gruppen Staden (Garde-Reserve-
korps) und Diksmuide und traf für den Fall des englischen
Rückzuges auf die Perlinie alle Maßnahmen, um dem
Gegner möglichst viel Abbruch zu tun.
Am 9. April begann der deutsche Vorstoß südlich von
Vpern in Richtung auf den Kemmelberg und Bailleul. Die
Diovision hielt sich bereit, von rechts her Infanterieregi-
ment 106, die Offensive aufzunehmen, sobald der Gegner
den Ypernbogen zu räumen begann. Der,rechte Flügel der
vierten Armee, drei Divisionen, dabei die s8. Infanterie-
division, sollte auf Poperinge vorstoßen und dadurch den
Dpernbogen abschnüren.
Die Division hatte zunächst Langemark und die Pilckemer
Höhen zu nehmen, ihr rechter Flügel die Dfer bei Bösingen
zu überschreiten. Mit fieberhaftem Eifer wurde bis Mitte
April an diesem Großunternehmen nach dem Vorbild von
Tannenberg gearbeitet.
Am 15. April begann die feindliche Räumung; stärkster
Eisenbahnverkehr in Nichtung auf Dünkirchen, Brände hinter
der englischen Front, Vernebelung vor derselben deuteten
darauf hin. Am Abend kam der Befehl „Fesie drauf“.
Sofort traten alle drei Stoßgruppen der Division an, neben-
einander, tief gegliedert. Noch am Abend wurde die eng-
lische Hauptwiderstandslinie durchschritten, der serkanal
von Patrouillen erreicht. Die Überbrückung der Bäche und
Sumpfstrecken hinter der eigenen Front machte große
Schwierigkeiten. Die Artillerie vermochte nur wenige Ge-
schütze vorwärts zu bringen. Vor dem Steenbach kam
das Vorgehen bei sinkender Nacht zum Stehen. Feindliche
Maschinengewehrnester leisteten geschickten Widerstand.
Die §8. Infanteriedioision sollte am nächsten Morgen die
Belgier von den Engländern abdrängen und hierzu in der
Südflanke angreifen, die halbstündiges frontales Trommel-
feuer dabei festzuhalten hatte. Außerdem aber sollte sie
Langemark nehmen und auf Pilckem zu Boden gewinnen.
Hierfür wurde ihr die 83. Infanteriedivision, die bisher
hinter ihr gewesen war, unterstellt.
Der Angriff kam am Morgen nicht rechts vorwärts. Die
eigene Artillerie erreichte die neuen feindlichen Stellungen
jenseits des Steenbachs nicht mit ihren Geschossen, die in
den Reihen der eignen Infanterie einschlugen. Der Bach