Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Die Kampfverluste betrugen bis Anfang August 11 Offi- 
ziere und 707 Mann, der Krankenbestand war hauptsächlich 
infolge von Darmerkrankungen meist ein sehr hoher. 
Anfang August wurde begonnen, das Kemmelmassio zu 
einer Großkampf-Abwehrfeste auszubauen. Das stellte neue 
Anforderungen an die Truppen. Ihre Widerstandskraft 
ließ nach. So wurde die Ablösung mit Freuden begrüßt. 
Sie wurde in der Nacht zum 7. August in der vordersten 
Linie ohne feindliche Einwirkung durchgeführt. Den er- 
schöpften Truppen sollte eine längere Erholung zuteil werden. 
Angesichts der veränderten Kriegslage war von der bereits 
vorbereiteten neuen Flandernoffensive Abstand genommen 
worden. Die Division bildete zunächst die Eingreifdioision 
hinter ihrer bisherigen Stellung und fand in den Orten an 
der Lys gute Unterkunft. Nur feindliche Flieger belästigten 
sie dort täglich. Von Mitte August ab wurde mit feindlichem 
Großangriff am Kemmel gerechnet. Die Dioision mußte 
hierzu alarmbereit gehalten werden und verlor dadurch Ruhe- 
und Auöbildungszeit. Am 20. August erlitt II. Bataillon 
Reserve-Infanterieregiments 103 bei einem Bahnunglück 
schmerzliche Verluste. " 
Am 24. August wurde die Division beschleunigt mit der 
Bahn zur Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht von Bayern 
überführt und der 17. Armee überwiesen. Ihr Ziel war 
Aubigny-au-Bac nordwestlich von Cambrai. 
12. Im Endkampf 
Ende August bis November 1918 
Mittlerweile war der traurige Umschwung beiderseits der 
Somme eingetreten. Die 17. Armee wich durch das Trichter- 
feld der Sommieschlacht langsam nach der Siegfriedstellung 
zurück. In fieberhafter Eile wurden die Divisionen nach 
den bedrohten Fronten herangefahren. So auch die 58. In- 
fanteriedivision. Sie erhielt sofort nach Ankunft in 
Aubigny den Befehl, als Eingreifdivision des XVIII. Armee- 
korpo auf Inchy—Moeuvres— Boursies heranzurücken. 
Die Frontdivisionen dieses Korps, dabei die sächsische 
40. Infanteriedivision, hielten sich noch im Naume von 
Bapaume. Große Tankangriffe drohten. Deshalb wurden 
die drei Regimenter der Didvision mit je einer Abteilung 
Feldartillerie als Eingreiftruppen beschleunigt herangezogen. 
Dazu standen drei Kraftwagen-Kolonnen zur Verfügung. 
Zuerst traf am 26. August Infanterieregiment 106 mit 
III. Abteilung Feldartillerieregiments 115 hinter der 40. In- 
fanteriedivision in Lagnicourt ein. Die §8. Infanteriedivi- 
sion sollte Tags darauf die 40. Infanteriedivision in der 
Front ablösen, wurde aber alsbald weiter rechts zum 
II. bayerischen Armeekorps verschoben. Dort drohte zwischen 
Fontaine und Croisilles ein Durchbruch. So mußten die 
drei Eingreifstaffeln der §8. Infanteriedivision kaum zwei 
Kilometer hinter der Kampffront entlang zu der meistbe- 
drohten 21. Infanteriedivision in Linie Handecourt—Bulle- 
court—Ecoust rücken. Dort trafen die Regimenter gegen 
Mitternacht ein und biwakierten im feindlichen Artillerie= 
seuer auf dem öden Trichtergefilde. Tags darauf wurde 
Verbindung mit der arg mitgenommenen 21. Neservedioision- 
aufgenommen. Am 28. August warf diese ein erneuter 
feindlicher Großangriff bis auf die 58. Infanteriedivision 
zurück. Reserve-Infanterieregiment 103 hielt Handecourt, 
das vorübergehend verloren ging, und nahm Verbindung 
mit der weiter nördlich kämpfenden 26. Reservedivision auf. 
Vor den Regimentern 106 und 107 wichen die Trümmer 
der 21. Reservedivision, von englischer Kavallerie dabei an- 
gefallen. Abends übernahm die §8. Infanteriedivision die 
bioherige Front der verbrauchten 21. Reservedivision. 
Die Nacht über lag schwerstes Artilleriefeuer auf der 
ganzen Front. Gegenüber standen Engländer (51. Infan= 
teriedivision). Am Morgen des 29. August stellte der Feind 
mehrere Angriffsgruppen in den Senkungen vor der Front 
bereit. Von 2 Uhr nachmittags ab setzte Trommelfeuer auf 
der ganzen Divisionsfront ein. Inzwischen war es gelungen, 
eine gut nach der Tiefe gegliederte Verteidigungszone her- 
zustellen. Leider litt aber die Artillerie an Munitionsmangel. 
So konnte der feindliche Angriff nicht schon in der Ver- 
sammlung zerschlagen werden. 
2,30 Uhr nachmittags brach der feindliche Großangriff 
vor. Der Hauptstoß traf Handecourt und Bullecourt. Die 
durch das Trommelfeuer zermürbte Infanterie gab an ein- 
zelnen Stellen nach. Über den linken Flügel von Reserve- 
Infanterieregiment 103 drang der Feind mit Tanks bis 
Niencourt durch. Weiter links hielt der verwundete Major 
der Reserve Putscher mit II. Bataillon Infanterieregiments 
107 unentwegt stand. Seine zurückgebogenen Flügelkom= 
pagnien wirkten gegen Riencourt und Bullecourt, ebenso 
einzelne Widerstandsnester und die Batterien von Feldartillerie- 
regiment 1145. Reserve-Infanterieregiment 103 machte von 
Norden her einen Gegenstoß. Riencourt wurde von ihm 
und Infanterieregiment 107 zurückerobert. Gleichzeitig säu- 
berten s. und 7. Kompagnie Infanterieregiments 107 Bulle- 
court wieder von den Engländern, die schwerste Verluste 
erlitten. Weiter südlich hielt Infanterieregiment 106 restlos 
seine Stellungen. Am Spätnachmittag kam die 7. Kavalle- 
rie-Schützendivision der "8. Infanteriedivision zu Hilfe. Der 
gemeinsame weitere Angriff mußte bei Einbruch der Dunkel- 
heit auf den nächsten Morgen verschoben werden. Vom 
XIII. Armeekorps, das vom 30. August ab den Befehl über 
diesen Frontabschnitt mit übernahm, wurde die Kavallerie- 
Schützendivision der #§s. Infanteriedivision hierzu unterstellt. 
Am 3o. August 7,80 Uhr morgens griff die 58. In- 
fanteriedivision vereint mit der Kavallerie-Schützendioision 
an. Der Angriff kam gut vorwärts. Am Nachmittag war 
die alte Hauptwiderstandslinie erreicht, am Abend das Vor- 
feld noch weiter vorgeschoben. Die Reste des tapferen 
II. Bataillon Infanterieregiments 107 unter Leutnant der 
Reserve Meißner zeichneten sich dabei durch ganz besonderen 
Angriffsschneid aus. Bei Infanterieregiment 106 war 
Ecoust am Morgen verlorengegangen. 6. und 11. Kom- 
pagnie Infanterieregiments 106 eroberten den schiwer um- 
kämpften Ort am Vormittag zurück und drangen, unter- 
stützt von Kavallerieschützen, bis über den brennenden Bahn- 
hof vor. Am Abend war die alte Front restlos wiederher- 
gestellt. Am 31. August sollte die Kavallerie-Schützendivi- 
sion den Abschnitt der Dioision übernehmen. Da das für die 
mit dem Ablösungsverfahren noch nicht vertrauten Kavalle- 
rieschützen Schwierigkeiten machte, blieben die tapferen Regi- 
menter der §8. Infanteriedioision freiwillig bis zum Morgen 
des 1. September in den ruhmvoll verteidigten Stellungen. 
Am 1. September griff der Feind wieder mit voller 
Wucht an. Handecourt ging wieder verloren. Nur Trümmer 
der dort noch gebliebenen 6., 8. und 12. Kompagnie Reserve- 
Infanterieregiments 103, die durch eine feindliche Feuer- 
wand abgeschnitten waren, kehrten später zurück. Ebenso 
verlustreich gestaltete sich das Herauszlehen der beiden 
anderen Negimenter. Am Nachmittag betrugen die Stärken 
der wieder gesammelten Regimenter: Infanterieregiment 106 
26 Offiziere, S00 Mann, Infanterieregiment 107 29 Offi- 
ziere, 300 Mann, Reserve-Infanterieregiment 103 sogar 
nur 8 Offiziere, 300 Mann. 
Die Not der Sunde rief die kaum noch kampffähige Divi- 
sion an eine andere bedrohte Stelle. Trotz völliger Er- 
sehöpfung mußten die Truppen am Abend des 1. September 
in den Raum von Havrincourt (Infanterieregiment 107 
und II. Abteilung Feldartillerieregiments 115), Hermies 
(Reserve-Infanterieregiment und I. Abteilung Feldartillerie= 
regiments 115) und Trescault (Infanterieregiment 106 und 
III. Abteilung Feldartillerieregiments 115) als Eingreif-
	        
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