Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

154 
zum Jurückgehen hinter den Fluß. Tags darauf wurde die 
Division mit Lasikraftwagen zur zweiten Armee gebracht. 
Dort tobte wieder die große Angriffsschlacht. 
Der rechte Flügel der zweiten Armee, der nur noch müh- 
sam den Zusammenhang bewahrte, wurde in diesen Tagen 
etwa auf die Linie Le Queonoy—Englefontaine—Landrecies 
zurückgedrückt. Englefontaine war der Division als Ziel be- 
stimmt worden. Inzwischen hatte die Not zur Anderung 
des Befehls geführt. Die Division sollte die 30. Infanterie- 
division (Elsässer) beim IV. Reservekorps am Westrand des 
Mormalwaldes ablösen. Diese Division war mit Teilen 
anderer Divisionen stark vermischt und hielt sich mit Mühe 
im Raume von Hecq. Dorthin eilte im Fußmarsch das 
Regiment Bach (zwei Bataillone Infanterieregiments 106 
und ein Bataillon Reserve-Infanterieregiments 103), auf 
Kraftwagen Regiment Kollmann (zwei Bataillone Reserve- 
Infanterieregiments 103 und ein Bataillon Infanterieregi- 
ments 106) und Infanterieregiment 107. Das III. Ba- 
taillon Infanterieregiments 106 wurde unterwegs bei 
Chissignies, drei Kilometer südwestlich von Le Quesnoy, 
von der schwerbedrängten 185. Infanteriedivision in den 
Kampf gezogen. In unerschütterlicher Abwehr deckte es 
die widerstandsunfähigen Reste dieser Division. Schließlich 
aber wurde das tapfere Bataillon, von beiden Seiten um- 
gangen, nach tapferer Gegenwehr gefangen. Nur s0 Mann 
schlugen sich durch, 200 Mann wurden vermißt. 
Die Ablösung der 30. Infanteriedivision vorwärts des 
Mormalwaldgebietes gelang zunächst nicht. Das IV. Re- 
servekorps befahl deshalb die Aufnahme der 30. Infanterie- 
division durch die S8. Infanteriedivision am Westrand des 
Waldes. Divisionsstabsquartier wurde Berlaimont. Am 
25 Oktober übernahm dort die "8. Infanteriedivision den 
Befehl über die Reste der 30. Infanteriedivision, (Regiment 
Ulfert mit etwa 300 Mann), über Teile der 25. und 8. In- 
fanteriedivision, 44. Reservedivision und 1. Garde-Reserre- 
division. Seit 24. Oktober früh tobte der Kampf auf der 
ganzen Front der Division. Am Nachmittag des 2 S. Oktober 
wiesen die braven Regimenter der 58. Infanteriedioision 
einen Großangriff mit vielen Angriffswellen ohne Artillerie= 
unterstützung erfolgreich zurück. 
Am nächsten Morgen drang der Gegner in einen Teil 
der Stellung ein. Der befohlene Gegenstoß, der bis Engle- 
fontaine vorgetragen werden sollte, konnte erst am 27. Ok- 
tober früh stattfinden. Reserve-Infanterieregiment 103 
hatte dabei vollen Erfolg. 
Am 28. Oktober suchte der Oberbefehlshaber der zweiten 
Armee, der sächsische General der Infanterie von Carlowitz, 
die tapfere Division in ihrer Abwehrstellung auf. Sie hielt 
sie unverdrossen bis zur Nacht zum 30. Oktober. In dieser 
löste die Jägerdivision Infanterieregiment 107 auf dem 
linken Flügel ab. Es rückte, zu zwei Bataillonen formiert, 
als Rückhalt der Division hinter deren Mitte. Auch die 
übrigen Regimenter mußten Kompagnien und Bataillone 
zusammenlegen. Der Mannschaftsbestand schmolz immer 
mehr dahin. 
In der Nacht zum 4. November löste Infanterieregiment 
107 das erschöpfte Reserve-Infanterieregiment 103 auf 
dem rechten Flügel ab. Am folgenden Morgen schritt der 
Gegner wieder zum Großangriff auf der Front der Divi- 
sion und beider Nachbardivisionen. Bei der rechten Nachbar- 
division drang der Feind durch. Die §S8. Infanteriedivision 
mußte Hecq und Preur aufgeben. Reserve-Infanterieregi- 
ment 103 nahm die Trümmer von den Infanterieregi- 
mentern 107 und 106 auf. Weiter rückwärts wurde die 
langsam nachgebende *8. Infanteriedivision durch die ihr 
als Eingreifdivision überwiesene 44. Reservedivision auf- 
genommen, die auch nur noch über wenig Truppen ver- 
fügte. Die Verluste waren sehr groß. Am Abend bestand 
die Kampftruppe der Division nur noch aus etwa 200 Hel- 
den. Die tapfer ausharrende Artillerie verlor an diesem 
Tage 11 Geschütze. Aber die Front hielt weiter, ein Wunder 
nach der Kampflast der letzten Wochen. 
Am S. November stieß der Feind bei der linken Nachbar- 
division durch, auch der rechte Flügel der Division wurde 
durch den weiter nördlich siegreichen Feind stark in der 
Flanke bedroht. Aber die Front der Division gab auch heute 
noch nicht nach. Nur auf Befehl ging die Division am 
Nachmittag schrittweise in Richtung auf Bavai zurück. Nach 
Einbruch der Dunkelheit übernahm die 44. Reservedivision 
ihren Abschnitt. Die erschöpften Reste der Division gingen 
in die Antwerpen-Maasstellung in drei kleinen Märschen 
zurück, die Artillerie blieb an der Front. 
Die Dioision nahm die Richtung auf Ligny, die Walstatt 
Blüchers von 1815. Dort traf sie am 8. November ein. 
Ungebrochen übernahm sie dort die Vorarbeit zur Stellungs- 
besetzung. Sie erhielt den Auftrag, 27000 Versprengte und 
Urlauber, die in Namur gesammelt waren, auf die Front- 
divisionen der zweiten Armee zu verteilen, und schützte die 
Bahnhöfe und Magazine westlich Namur gegen Plünderer 
und belgische Banden. 
Tags darauf trat der Waffenstillstand ein. Die Division 
trat mit dem IV. Reservekorps zur 17. Armee über und 
stellte für den sofort beginnenden Rückmarsch geschlossene 
Marschgruppen zusammen. Infanterieregiment 106 bildete 
noch 1 Bataillon (Horn) mit 3 Kompagnien, 1 Maschinen- 
gewehr und 1 Minenwerfer; Infanterieregiment 107 noch 
2 Bataillone zu je 2 Kompagnien #mit 3 Maschinengewehren 
und 1 Minenwerfer; Reserve-Infanterieregiment 103 noch 
3 Bataillone zu je 3 Kompagnien mit 3 Maschinengewehren 
und 1 Minenwerfer; Feldartillerieregiment 115 noch 2 Ab- 
teilungen zu je 4 Batterien; endlich Fußartillerie-Bataillon 
; (preußisches) noch 2 Batterien. Trotz dieser geringen 
Stärke betrug mit Troß und Angliederungen die Marsch- 
länge der Division mehr als 21 Kilometer. Wohl waren 
befehlsgemäß Soldatenräte gebildet worden, aber die Diwvi- 
sion marschierte in alter fester Disziplin und Geschlossen- 
heit, ein Vorbild soldatischer Tugenden, unter ihren be- 
währten Führern, der Heimat zu. Am 16. November über- 
schritt sie unter den Augen ihres Kommandeurs die Maas 
zwischen Namur und Lüttich. Am 20. November erreichte 
sie bei Verviers die deutsche Grenze. UÜberall stellte sie 
unterwegs die Ordnung her, die deutsche Plünderer und 
belgischer Pöbel frevelhaft zerstört hatten. Am 27. No- 
vember überschritt die Division in fester Ordnung in Köln 
den Rhein und erreichte am 7. Dezember bei Eslohe und 
Brilon den Raum, wo der Eisenbahntransport einsetzen 
sollte. Erst am 11. Dezember fuhr der erste Zug mit 
I. Bataillon Infanterieregiments 107 nach Leipzig, der letzte 
mit dem Dioisionsstab folgte am 21. Dezember. Eine 
stolze Truppengeschichte fand damit ihren Abschluß.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.