Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Das I. Bataillon Reserve-Infanterieregiments 106 rückte 
ganz in die vordere Stellung im Tröneswalde ein, des- 
gleichen ein Teil des II. Bataillons; der Rest dieses Ba- 
taillons besetzte die zweite Stellung nördlich Guillemont. 
Das II. Bataillon des Infanterieregiments 182, das nur 
noch eine Gefechtsstärke von 5 Offizieren, 28 Unteroffizieren 
und 19% Mann hatte, wurde aus der vordersten in die zweite 
Stellung zurückgenommen. 
12. Juli. Starkes Feuer lag den ganzen Tag über auf 
den Stellungen im Tröneswalde und südlich davon. Der 
für den Abend beabsichtigte Angriff auf die von den Eng- 
ländern noch besetzte Südwestecke des Tröneswaldes konnte 
nicht zur Durchführung kommen, da die hierfür zur Ver- 
fügung gestellten Teile des II. Bataillons Reserve-Infan-= 
terieregiments 106, die in der zweiten Stellung gelegen 
hatten, zum Auffüllen der durch starke Verluste geschwächten 
vordersten Linie eingesetzt werden mußten und andere Re- 
serven nicht mehr zur Verfügung standen. Ein starker eng- 
lischer Angriff schien wieder bevorzustehen. Das III. Ba- 
taillon des Reserve-Infanterieregiments 10 wurde am Nach- 
mittag nach Sailly vorgezogen und besetzte abends eine dritte 
Stellung nördlich Morval. 
Das I. Bataillon Infanterieregiments 182 wurde abends 
auf der Hemhöhe durch ein Bataillon der 11. Reserve- 
division wieder abgelöst und ging nach Nurlu zurück. 
13. Juli. Das I. und II. Bataillon Reserve-Infanterie- 
regiments 106 standen wieder den ganzen Tag im Trönes- 
wald unter schwerstem feindlichen Artilleriefeuer, das sich 
von 6 Uhr abends ab zur höchsten Kraft steigerte. Gegen 
8 Uhr abends erfolgte ein starker englischer Angriff, der zu 
schweren Nahkämpfen führte. Den Bataillonen war ein 
voller Erfolg beschieden: 10,830 Uhr abends war die bis- 
herige Stellung restlos in der Hand des Reserve-Infanterie= 
regiments 106. 
Das III. Bataillon hatte am Vormittag die zweite Stel- 
lung südlich der Zuckerfabrik bis Guillemont besetzt. 
Das II. Bataillon Infanterieregiments 178 wurde abends 
in vorderster Stellung durch das III. Bataillon Infanterie- 
regiments 182 abgelöst und rückte in die zweite Stellung 
südlich Maurepas. 
Vom Generalkommando erhielt die Dioision mittags die 
vorläufige Nachricht, daß sie am 14. Juli mittags in dem 
neu zu bildenden Abschnitt der 123. Infanteriedivision 
zwischen 12. und 11. Reservedivision den Befehl zu über- 
nehmen habe. Zur Verfügung würden der Diovision zunächst 
nur zwei Bataillone des Infanterieregiments 178, zwei 
Bataillone des Infanterieregiments 182 und ein Bataillon 
des Infanterieregiments 23 stehen. Der Abschnitt sollte vom 
Wegekreuz 300 Meter nordwestlich Hardecourt bis zur roten 
Ferme einschließlich reichen. Zu diesem Zeitpunkt, als der 
Division ein geschlossener Gefechtsabschnitt vom General- 
kommando verantwortlich überwiesen wurde, standen die 
Bataillone der Dioision schon vier bis fünf Tage in schwer- 
sten Kämpfen in vorderer Linie und waren durch Verluste 
zum größten Teil bereits auf etwa die Hälfte ihrer Ge- 
fechtsstärke gesunken. Mit fünf erschöpften Bataillonen, die 
nur ganz wenig nach der Tiefe gegliedert waren, ohne jede 
Reserre mußte die Division den Befehl in einem taktisch be- 
sonders schwierigen und überaus wichtigen Abschnitt in kri- 
tischer Zeit übernehmen. 
Die anderen Bataillone der Division, die in den nächsten 
Tagen aus den Abschnitten der 11. und 12. Reservedivision 
zur 123. Infanteriedivision zurücktraten, waren durch die 
dortigen Kämpfe schon so verbraucht, daß sie dringend 
einige Tage Ruhe und auch Ersatz nötig hatten. Trotzdem 
mußten sie, teilweise ohne jede Ruhepause, im neuen Di- 
visionsabschnitt sofort in die vordere Linie vorgeführt werden. 
Von seiten der Division waren auf die Mitteilung des 
Generalkommandos hin alle Vorbereitungen getroffen wor- 
150 
den, daß die Neugruppierung trotz der schwierigen Gefechts- 
verhältnisse ohne Störung der bestehenden Verbindungen 
mit Sicherheit durchgeführt werden konnte. 
14. Juli. Gegen den Tröneswald hatte das feindliche Ar- 
tilleriefeuer die ganze Nacht mit unverminderter Heftigkeit 
fortgedauert. Teile des in der zweiten Stellung befindlichen 
III. Bataillons Reserve-Infanterieregiments 106 hatten die 
durch die Kämpfe der vorhergehenden Tage aufs äußerste 
erschöpften beiden Bataillone des Reserve-Infanterieregi- 
ments 106 verstärkt. Kurz nach s Uhr vormittags brachen 
die Engländer, die inzwischen auch in Longueval Fuß gefaßt 
hatten, von Norden und Süden her in zehn= bis zwölffachen 
Wellen zum Angriff vor, der den Tröneswald trotz helden- 
mütiger Gegenwehr des Reserve-Infanterieregiments 106 
endgültig in den Besitz der Engländer brachte. 
Aus den Resten des I. Bataillons Reserve-Infanterie- 
regiments 106 wurde eine Kompagnie formiert. Ihre Stärke 
betrug zunächst 4 Offiziere, 18 Unteroffiziere, 130 Mann. 
Im Laufe der nächsten Tage erhöhte sich ihre Stärke durch 
Rückkehr von Versprengten und Urlaubern um etwa 100 
Mann. « 
Die Reste des II. Bataillons Reserve-Infanterieregiments 
106 wurden gleichfalls zunächst zu einer Kompagnie ver- 
schmolzen, die anfangs eine Gefechtsstärke von 3 Offizieren, 
15 Unteroffizieren, 120 Mann besaß. Diese beiden Kom- 
pagnien und das III. Bataillon Reserve-Infanterieregiments 
106 blieben weiterhin zwischen der Zuckerfabrik und dem 
Dorfe Guillemont, dieses einschließlich, eingesetzt und stan- 
den die ganze Zeit unter schwerstem feindlichen Artillerie= 
Feuer. 
Im neu zu bildenden Gefechtsabschnitt der 123. Infan- 
teriedivision waren bis zum Mittag die Fernsprechverbin- 
dungen soweit notdürftig hergestellt, daß gleichzeitig mit 
der Division der Stab der 245. Infanteriebrigade mittags 
den Befehl über die Infanterie des Abschnitts übernehmen 
konnte. 
Eine halbe Stunde vor der ÜUbernahme des Befehls wur- 
den der Division zwölf Feld= und drei schwere Batterien aus 
den bei der 11. und 12. Reservedivision bestehenden Ar- 
tilleriegruppen zugewiesen. Die für die Gefechtsführung 
unerläßliche Gliederung dieser Batterien in Gruppen und 
die Herstellung der für den Artilleriekommandeur der 123. 
Infanteriedivision (Gefechtsstelle Rancourt) nötigen Fern- 
sprechverbindungen konnten demzufolge erst am Nachmittag 
Lorgenommen werden. Vorläufig mußte die gesamte Be- 
fehlsverteilung an die Artillerie über die Nachbardivision 
geleitet werden. Die Division übernahm 12 Uhr mittags 
den Befehl. Der Gefechtsabschnitt stand den Tag über 
unter lebhaftem feindlichen Artilleriefeuer, Infanterietätig= 
keit fand nicht statt. 
Die Stellung, welche die Division bezog, bestand aus 
einer vordersten Linie, einer Zwischenstellung und einer 
zweiten Stellung. Oie rechte Hälfte wurde dem Infanterie- 
regiment 178, die linke dem Infanterieregiment 182 zu- 
gewiesen. Die vordere Linie war in beiden Abschnitten kaum 
mehr in verteidigungsfähigem Zustand. Sie war nur einen 
halben Meter tief, vielfach unterbrochen und zerschossen und 
ohne Drahthindernis. 
Westlich des Bahnhofs Maurepas befand sich eine Lücke 
von etwa 300 Meter Ausdehnung, die zu schließen infolge 
des dort besonders heftigen Artilleriefeuers weder früher 
der 11. Reservedivision noch später dem Infanterieregi- 
ment 182 gelungen war. Die Zwischenstellung und die 
zweite Linie waren im guten Zustande, mit Unterständen und 
Drahthindernis versehen. Durch die dauernde Beschießung 
in den nächsten Tagen hatte die Zwischenstellung besonders 
auf dem linken Flügel viel zu leiden. Die zweite Linie wurde 
durch planmäßigen Beschuß am Westrande von Maurepas 
völlig zerstört.
	        
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