Das I. Bataillon Reserve-Infanterieregiments 106 rückte
ganz in die vordere Stellung im Tröneswalde ein, des-
gleichen ein Teil des II. Bataillons; der Rest dieses Ba-
taillons besetzte die zweite Stellung nördlich Guillemont.
Das II. Bataillon des Infanterieregiments 182, das nur
noch eine Gefechtsstärke von 5 Offizieren, 28 Unteroffizieren
und 19% Mann hatte, wurde aus der vordersten in die zweite
Stellung zurückgenommen.
12. Juli. Starkes Feuer lag den ganzen Tag über auf
den Stellungen im Tröneswalde und südlich davon. Der
für den Abend beabsichtigte Angriff auf die von den Eng-
ländern noch besetzte Südwestecke des Tröneswaldes konnte
nicht zur Durchführung kommen, da die hierfür zur Ver-
fügung gestellten Teile des II. Bataillons Reserve-Infan-=
terieregiments 106, die in der zweiten Stellung gelegen
hatten, zum Auffüllen der durch starke Verluste geschwächten
vordersten Linie eingesetzt werden mußten und andere Re-
serven nicht mehr zur Verfügung standen. Ein starker eng-
lischer Angriff schien wieder bevorzustehen. Das III. Ba-
taillon des Reserve-Infanterieregiments 10 wurde am Nach-
mittag nach Sailly vorgezogen und besetzte abends eine dritte
Stellung nördlich Morval.
Das I. Bataillon Infanterieregiments 182 wurde abends
auf der Hemhöhe durch ein Bataillon der 11. Reserve-
division wieder abgelöst und ging nach Nurlu zurück.
13. Juli. Das I. und II. Bataillon Reserve-Infanterie-
regiments 106 standen wieder den ganzen Tag im Trönes-
wald unter schwerstem feindlichen Artilleriefeuer, das sich
von 6 Uhr abends ab zur höchsten Kraft steigerte. Gegen
8 Uhr abends erfolgte ein starker englischer Angriff, der zu
schweren Nahkämpfen führte. Den Bataillonen war ein
voller Erfolg beschieden: 10,830 Uhr abends war die bis-
herige Stellung restlos in der Hand des Reserve-Infanterie=
regiments 106.
Das III. Bataillon hatte am Vormittag die zweite Stel-
lung südlich der Zuckerfabrik bis Guillemont besetzt.
Das II. Bataillon Infanterieregiments 178 wurde abends
in vorderster Stellung durch das III. Bataillon Infanterie-
regiments 182 abgelöst und rückte in die zweite Stellung
südlich Maurepas.
Vom Generalkommando erhielt die Dioision mittags die
vorläufige Nachricht, daß sie am 14. Juli mittags in dem
neu zu bildenden Abschnitt der 123. Infanteriedivision
zwischen 12. und 11. Reservedivision den Befehl zu über-
nehmen habe. Zur Verfügung würden der Diovision zunächst
nur zwei Bataillone des Infanterieregiments 178, zwei
Bataillone des Infanterieregiments 182 und ein Bataillon
des Infanterieregiments 23 stehen. Der Abschnitt sollte vom
Wegekreuz 300 Meter nordwestlich Hardecourt bis zur roten
Ferme einschließlich reichen. Zu diesem Zeitpunkt, als der
Division ein geschlossener Gefechtsabschnitt vom General-
kommando verantwortlich überwiesen wurde, standen die
Bataillone der Dioision schon vier bis fünf Tage in schwer-
sten Kämpfen in vorderer Linie und waren durch Verluste
zum größten Teil bereits auf etwa die Hälfte ihrer Ge-
fechtsstärke gesunken. Mit fünf erschöpften Bataillonen, die
nur ganz wenig nach der Tiefe gegliedert waren, ohne jede
Reserre mußte die Division den Befehl in einem taktisch be-
sonders schwierigen und überaus wichtigen Abschnitt in kri-
tischer Zeit übernehmen.
Die anderen Bataillone der Division, die in den nächsten
Tagen aus den Abschnitten der 11. und 12. Reservedivision
zur 123. Infanteriedivision zurücktraten, waren durch die
dortigen Kämpfe schon so verbraucht, daß sie dringend
einige Tage Ruhe und auch Ersatz nötig hatten. Trotzdem
mußten sie, teilweise ohne jede Ruhepause, im neuen Di-
visionsabschnitt sofort in die vordere Linie vorgeführt werden.
Von seiten der Division waren auf die Mitteilung des
Generalkommandos hin alle Vorbereitungen getroffen wor-
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den, daß die Neugruppierung trotz der schwierigen Gefechts-
verhältnisse ohne Störung der bestehenden Verbindungen
mit Sicherheit durchgeführt werden konnte.
14. Juli. Gegen den Tröneswald hatte das feindliche Ar-
tilleriefeuer die ganze Nacht mit unverminderter Heftigkeit
fortgedauert. Teile des in der zweiten Stellung befindlichen
III. Bataillons Reserve-Infanterieregiments 106 hatten die
durch die Kämpfe der vorhergehenden Tage aufs äußerste
erschöpften beiden Bataillone des Reserve-Infanterieregi-
ments 106 verstärkt. Kurz nach s Uhr vormittags brachen
die Engländer, die inzwischen auch in Longueval Fuß gefaßt
hatten, von Norden und Süden her in zehn= bis zwölffachen
Wellen zum Angriff vor, der den Tröneswald trotz helden-
mütiger Gegenwehr des Reserve-Infanterieregiments 106
endgültig in den Besitz der Engländer brachte.
Aus den Resten des I. Bataillons Reserve-Infanterie-
regiments 106 wurde eine Kompagnie formiert. Ihre Stärke
betrug zunächst 4 Offiziere, 18 Unteroffiziere, 130 Mann.
Im Laufe der nächsten Tage erhöhte sich ihre Stärke durch
Rückkehr von Versprengten und Urlaubern um etwa 100
Mann. «
Die Reste des II. Bataillons Reserve-Infanterieregiments
106 wurden gleichfalls zunächst zu einer Kompagnie ver-
schmolzen, die anfangs eine Gefechtsstärke von 3 Offizieren,
15 Unteroffizieren, 120 Mann besaß. Diese beiden Kom-
pagnien und das III. Bataillon Reserve-Infanterieregiments
106 blieben weiterhin zwischen der Zuckerfabrik und dem
Dorfe Guillemont, dieses einschließlich, eingesetzt und stan-
den die ganze Zeit unter schwerstem feindlichen Artillerie=
Feuer.
Im neu zu bildenden Gefechtsabschnitt der 123. Infan-
teriedivision waren bis zum Mittag die Fernsprechverbin-
dungen soweit notdürftig hergestellt, daß gleichzeitig mit
der Division der Stab der 245. Infanteriebrigade mittags
den Befehl über die Infanterie des Abschnitts übernehmen
konnte.
Eine halbe Stunde vor der ÜUbernahme des Befehls wur-
den der Division zwölf Feld= und drei schwere Batterien aus
den bei der 11. und 12. Reservedivision bestehenden Ar-
tilleriegruppen zugewiesen. Die für die Gefechtsführung
unerläßliche Gliederung dieser Batterien in Gruppen und
die Herstellung der für den Artilleriekommandeur der 123.
Infanteriedivision (Gefechtsstelle Rancourt) nötigen Fern-
sprechverbindungen konnten demzufolge erst am Nachmittag
Lorgenommen werden. Vorläufig mußte die gesamte Be-
fehlsverteilung an die Artillerie über die Nachbardivision
geleitet werden. Die Division übernahm 12 Uhr mittags
den Befehl. Der Gefechtsabschnitt stand den Tag über
unter lebhaftem feindlichen Artilleriefeuer, Infanterietätig=
keit fand nicht statt.
Die Stellung, welche die Division bezog, bestand aus
einer vordersten Linie, einer Zwischenstellung und einer
zweiten Stellung. Oie rechte Hälfte wurde dem Infanterie-
regiment 178, die linke dem Infanterieregiment 182 zu-
gewiesen. Die vordere Linie war in beiden Abschnitten kaum
mehr in verteidigungsfähigem Zustand. Sie war nur einen
halben Meter tief, vielfach unterbrochen und zerschossen und
ohne Drahthindernis.
Westlich des Bahnhofs Maurepas befand sich eine Lücke
von etwa 300 Meter Ausdehnung, die zu schließen infolge
des dort besonders heftigen Artilleriefeuers weder früher
der 11. Reservedivision noch später dem Infanterieregi-
ment 182 gelungen war. Die Zwischenstellung und die
zweite Linie waren im guten Zustande, mit Unterständen und
Drahthindernis versehen. Durch die dauernde Beschießung
in den nächsten Tagen hatte die Zwischenstellung besonders
auf dem linken Flügel viel zu leiden. Die zweite Linie wurde
durch planmäßigen Beschuß am Westrande von Maurepas
völlig zerstört.