Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Sowohl von der zweiten Stellung als auch von der vor- 
dersten Linie fällt das Gelände nach einer Mulde ab, in 
der die Eisenbahn Combles—Clery verläuft. Annäherungs- 
wege zwischen den einzelnen Stellungen waren nicht vor- 
handen. Die Gräben und fast das ganze Zwischengelände 
waren der feindlichen Einsicht preisgegeben. Es mußte also“ 
von vorn herein damit gerechnet werden, daß ein Heran- 
führen von Reserven in die vordere Linie nur mit schweren 
Verlusten geschehen konnte. 
15. Juli. Das Reserve-Infanterieregiment 106, das I. 
Bataillon Infanterieregiments 178 und das II. Bataillon 
Infanterieregiments 182 blieben noch in ihren Stellungen 
im Abschnitt der 12. Reservedioision — rechts der 123. In- 
fanteriedibision — und nahmen an den dortigen heftigen 
Kämpfen weiterhin teil. 
Im Divisiontabschnitt der 123. Infanteriedivision war 
in der Nacht vom 14. zum 15. Juli so abgelöst worden, 
daß nunmehr im rechten Abschnitte die Bataillone des In- 
fanterieregiments 178, im linken Abschnitte die beiden Ba- 
taillone des Infanterieregiments 182 standen. Dahinter 
wurde das völlig erschöpfte II. Bataillon Infanterieregi- 
ments 23 als Brigadereserbe nach Priez-Ferme gezogen. 
Der Artilleriebeschuß war wiederum im Laufe des Tages 
sehr heftig, besonders im linken Abschnitt, wo der Feind 
auch Gasgranaten verwendete. Die Artillerie der Division 
beteiligte sich an der Abwehr heftiger englischer Angriffe, 
die an diesem Tage bei Longueval und südlich stattfanden. 
Das Didisionsstabsquartier wurde 4 Uhr nachmittags 
nach Nurlu verlegt. 
16. Juli. An Stelle des II. Bataillons Infanterieregi- 
ments 23 war der Didvision das II. Bataillon des Reserve- 
Infanterieregiments 10 von der 11. Reservedivision aus 
der Korpsreserve zur Verfügung gestellt und nachts in die 
Hohlwege östlich Maurpas vorgezogen worden. Im übrigen 
blieb die Gliederung im Abschnitte unverändert. 
Das feindliche Artilleriefeuer steigerte sich im Laufe des 
Nachmittags zu solcher Heftigkeit, daß es den Eindruck einer 
planmäßigen Vorbereitung für einen Angriff machte. Im 
Abschnitt der 12. Reservedivision wurden in der Nacht vom 
16. zum 17. Juli das II. Bataillon Infanterieregiments 182 
und das I. Bataillon Infanterieregiments 178 abgelöst und 
nach Liéramont bzw. Aizecourt-le-Bas zurückgenommen. 
Das II. Bataillon Infanterieregiments 182 hatte bisher 
10 Offiziere und etwa 450 Mann, das I. Bataillon In- 
fanterieregiments 178 6 Offiziere und 332 Mann verloren. 
Durch Ersatzmannschaften aus dem Feldrekrutendepot der 
Division wurden beide Bataillone am 17. und 18. Juli 
wieder auf normale Gefechtsstärke gebracht. 
17. Juli. In der Kräfteverteilung im Abschnitt trat beine 
Anderung ein. Vom Generalkommando wurden der Didvi- 
sionsstab und das I. Bataillon Fußartillerieregiments 15 
mit 1. und 2. Batterie und das III. Bataillon Reserve-In- 
fanterieregiments 12 zur Verfügung gestellt. Eine Mörser- 
batterie wurde schon in der Nacht vom 17. zum 18. Juli 
in Stellung gebracht, die übrigen Batterien konnten erst für 
den 10. schußbereit gemacht werden. 
Das feindliche Artilleriefeuer, das sich in der Haupt- 
sache gegen die zweite Stellung des rechten Abschnittes, 
gegen das Dorf Maurepas und gegen die beiden vorderen 
Linien im linben Abschnitt richtete, verstärkte sich am Nach- 
mittag so, daß es den Eindruck einer Sturmvorbereitung 
machte. · 
An Stelle der 12. Reservedivision hatte die sächsische 
24. Reservedivision den Befehl im rechten Nachbarabschnitt 
übernommen. 
Die 11. Reservedivision — links — hatte tagsüber unter 
heftigstem feindlichen Artilleriefeuer aller Kaliber gestanden 
und hielt einen feindlichen Angriff für unmittelbar bevor- 
stehend. 
18. Juli. An Stelle des II. Bataillons Reserve-Infan- 
terieregiments 10, das wieder zur 11. Reservedivision zu- 
rücktrat, war in der Nacht vom 17. zum 18. Juli das 
I. Bataillon Infanterieregiments 22 in die Hohlwege östlich 
Maurepas gezogen worden. Im linken Abschnitt löste das 
I. Bataillon das III. Bataillon Infanterieregiments 182 
in der vordersten Stellung ab. Das feindliche Artillerie= 
feuer erreichte seine gewöhnliche Stärke, doch machte es 
ebenso wie bei den zwei Nachbardivisionen an diesem Tage 
nicht den Eindruck einer unmittelbaren Sturmvorbereitung. 
Am Nachmittag wurde das I. Bataillon Infanterieregi- 
ments. 178 von Aizecourt-le-Bas nach Rancourt vorgezogen. 
Es löste in der Nacht das I. Bataillon Infanterieregiments 2 
in den Hohlwegen östlich Maurepas ab. Das I. Bataillon 
Infanterieregiments 22 trat wieder zum VI. Armeekorps 
zurück. 
10. Juli. An der Infanteriekräfteverteilung im Abschnitt 
der 123. Infanteriedivision wurde nichts geändert. Nach- 
dem die vom Generalkommando zugewiesene Verstärkungs- 
artillerie in Stellung gegangen war, trat eine neue Grup- 
pierung der gesamten Artillerie ein. Unter dem Artillerie= 
kommandeur der Dioision standen: der Major Hoffmann 
vom Feldartillerieregiment 245 als Kommandeur der ge- 
samten Feldartillerie und der Major Schuke vom Fußartille= 
rieregiment 15 als Kommandeur der gesamten schweren Ar- 
tillerie. Die Feldartillerie war in zwei Gruppen zerlegt, 
deren eine unter Major Müller das Feldartillerieregiment 245 
und die 7. Batterie Reserve-Feldartillerieregiments 9, die 
zweite unter Major Otho die II. Abteilung Feldartillerie= 
regiments 246, die 4. und F. Batterie Reserve-Feldartillerie= 
regiments 12 und die F. Batterie des Feld-Artillerieregi- 
ments 21 umfaßte. 
Die schwere Artillerie zerfiel in zwei Kampfgruppen. Die 
Gruppe Schneider mit der 7. und 8. Batterie Reserve-Fuß- 
artillerieregiments 12 und der 1. und 2. Batterie Fuß- 
artillerieregiments 15 bekämpfte die feindliche Artillerie, 
und die Kampfgruppe Kuhn mit der 9. Batterie Reserve- 
Fußartillerieregiments 12, 8. Batterie Fußartillerieregi- 
ments 6 sowie der 2. und 3. Batterie Fußartillerieregi- 
ments 42 hatte die feindliche Infanterie zum Ziel. 
Das feindliche Artilleriefeuer verstärkte sich wieder im 
Laufe des Tages zu besonderer Heftigkeit. Namentlich die 
11. Reservedivision, die auf ihrem rechten Flügel schwer 
gelitten hatte, gewann den Eindruck, daß ein feindlicher An- 
griff unmittelbar bevorstehe. 
Unter diesen Verhältnissen war es nicht möglich, den stark 
mitgenommenen Resten des I. und II. Bataillons Reserve- 
Infanterieregiments 106, die am Vormittag aus der Ge- 
gend Guillemont, wo sie seit dem 11. Juli dauernd in 
schwersten Kämpfen gestanden hatten, in Nurlu eintrafen, 
die so dringend nötige Ruhe zu geben. Auf Anordnung der 
Division wurde aus den Resten ein Bataillon — das Ba- 
taillon Peltz — gebildet, das sich in der Nacht vom 19. 
zum 20. Juli soweit alarmbereit zu halten hatte, daß es 
unverzüglich nach vorn abrücken konnte. Es bildete die ein- 
zige Reserve in der Hand des Divisionskommandeurs. 
20. Juli. Während der Nacht lag auf dem ganzen Di- 
visionsabschnitt außergewöhnlich bheftiges schweres Artillerie= 
und Minenfeuer in Verbindung mit Gasgranaten. Bei An- 
bruch des Morgens lag dichter Nebel auf der ganzen Stel- 
lung, der eine Fernsicht auf kaum §0 Meter gestattete. 
Zwischen 4 und " Uhr steigerte sich das feindliche Feuer 
zu dußerst heftigem Trommelfeuer; die gesamte Stellung 
war in dichte Rauch= und Gaswolben gehüllt. Alle Fern- 
sprechverbindungen nach vorn waren zerschossen. 
Der Zustand des im linken Abschnitt in vorderster Linie 
liegenden I. Bataillons Infanterieregiments 182 hatte er- 
fordert, dieses Bataillon in der Nacht vom 19. zum 20. Juli 
durch ein anderes Bataillon abzulösen. Frische Truppen
	        
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