Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

178 
vallerie die durch das Regiment Garde du Korps verstärkte 
Leibhusarenbrigade und die 17. Kavalleriebrigade (Dragoner 17 
und 18) umfaßte. Von Truppen der 8. Kavalleriedivision 
traten zur neuen Division Nord das Jägerbataillon 7, die 
Maschinengewehrabteilung 8, die Nachrichtenabteilung 8 und 
die Kavalleriepionierabteilung 8 über. 
Kurze Zeit nach erfolgter Umgruppierung traf vom Armee- 
oberkonimando der Befehl ein, daß die Russen aus dem 
Brückenkopf Jakobstadt zu werfen seien. Im Anschluß an 
diese Kampfhandlungen sollte die 8. Kavalleriedivision die 
Düna von Wandan bis Rein erreichen und sich im Besitz 
der feindlichen Oünastellungen setzen. 
Der Divisionsstab bezog daraufhin am 18. September 
den Gefechtsstand Gut Weeßen. 
Am Morgen des 21. September begann der rechte Flügel 
der achten Armee die feindlichen Batterien mit Gas zu be- 
legen. Unter gleichzeitig einsetzendem Wirkungsfeuer wurde 
von der achten Armee um 7 Uhr vormittags zum Angriff 
geschritten. Die 38. Kavalleriebrigade erhielt Befehl, mit 
ihren Hauptkräften über Wimbur bis zur Düna vorzugehen, 
das westliche Dünaufer bis Rein zu erreichen und Fühlung 
mit dem rechten Flügel der achten Armee zu gewinnen. Die 
Bewegungen der deutschen Truppen durch das Waldgelände 
über Wimbur wurden durch die infolge anhaltenden Regens 
aufgeweichten Wege stark beeinflußt. Ein Durchschreiten 
des Waldes außerhalb des an und für sich schon sehr 
schlechten Weges war ausgeschlossen. Die Truppen fanden- 
keinen nachhaltigen Widerstand. Am OÖstrande des Waldes 
standen vereinzelt russische Hütten und Blockhäuser in stark 
verwahrlostem Zustande, die zur Unterbringung ausgenutzt 
werden mußten. 
Vor dem größten Teil der neugewonnenen Dünafront 
war es möglich, noch 24 Stunden nach Erreichen des Ufers 
sich ungedeckt dort zu bewegen, da der Russe anscheinend in 
Erwartung weiteren deutschen Vordringens auch das Ost- 
ufer des Stromes völlig preisgegeben hatte. Erst allmählich 
besetzte er die zahlreich am Ostufer vorhandenen Stütz- 
punkte. Der russische Stützpunkt war im allgemeinen sehr 
geschickt angelegt. Obwohl nach Gefangenenauosagen erst 
am 21. September nachmittags der Befehl zum Aufgeben 
des Geländes westlich der Düna vor der 8. Kavalleriedivision 
gegeben wurde und 10 Uhr abends die feindlichen Regi- 
menter die Stellungen räumten, deutete in den vorgefun- 
denen Unterkünften nichts auf einen hastigen Rückzug. 
Selbst in einem nordöstlich Wimbur befindlichen Sägewerk 
waren sämtliche Maschinen geborgen. 
Die schtwierigen Unterkunftsverhältnisse im neu besetzten 
Gebiete wurden durch vier schnellstens herangeschaffte 
Baracken gemildert. 
In den folgenden Tagen lag stärkeres Feuer auf dem 
neugewonnenen Abschnitt der 8. Kavalleriedivision. Ein 
Gegenangriff der Nussen erfolgte nicht. Am 2s. Oktober 
übernahm nach Auflösung der Kavalleriedivision Nord 
General von der Decken wieder die Führung der 8. Kavallerie= 
dioision. Auch die übrigen Angehörigen des Stabes und die 
abgegebenen Truppen kehrten zurück. 
Schon vor dem deutschen Angriff hatten die Russen An- 
näherung an die deutschen Posten gesucht. Wiederholt 
schallten Rufe wie: „Frieden, nicht schießen!“ aus ihren 
Stellungen herüber. 
Am 7. November war in Rußland die Revolution aus- 
gebrochen. Der Bolschewismus hatte das schwergeprüfte 
Land mit seinen Krallen gepackt und fügte dem sehon aus 
allen Wunden blutenden Koloß noch tiefere Wunden zu. 
Gegen Ende des Monats wurden die Verbrüderungsver- 
suche der russischen Soldaten noch stärker. Die feindlichen 
Grabenbesatzungen gaben zu verstehen, daß sie polnische 
Soldaten seien, die nicht schießen, sondern Frieden schließen 
wollten. Am 24. November hißte der Feind eine weiße 
Flagge. Mehrere russische Infanteristen kamen aus ihren 
Gräben heraus und liefen zwischen diesen und den Hinder- 
nissen hin und her. 
Die Kampftätigkeit der Russen hörte bald völlig auf. 
Im Dezember kamen sie wiederholt zu Verhandlungen über 
die Düna. Meist liefen ihre Besuche auf Betteln um giga- 
retten und Schnapo hinaus. 
Am 17. Dezember 1917 wurde der Abschluß des Waffen- 
stillstandes zwischen den Mittelmächten einerseits und Nuß- 
land andererseits den deutschen Truppen verkündet. 
Bei Beginn des Jahres lo#s verließen die drei Kavallerie= 
brigaden der 8. Kavalleriedivision ihre Stellungen. Sie 
wurden durch Landsturmbataillone ersetzt. 
Am 9. Februar erfolgte die Ubergabe des Befehls im 
Abschnitt durch den Kommandeur der 8. Kavalleriedioision 
an den Führer der 1. Kavalleriebrigade. 
Am 17. Februar ordnete ein Armeebefehl den allgemeinen 
Vormarsch nach Livland und Estland an. Auch die 8. Ka- 
valleriedivision rüstete sich zum Aufbruch. 
Am 18. Februar wurde der Vormarsch angetreten. Gegen 
2 Uhr nachmittags war die Düng östlich Illuxt erreicht. Um 
4 Uhr nachmittags hatten die 38. und 40. Kavalleriebrigade 
bereits den Strom überschritten. Die Brücke war zerstört, 
doch der Übergang über das Eis war noch möglich. Der 
Divisionsstab ging nach Auschgoljany. Bei dem Vormarsch 
wurden zahlreiche Russen, teilweise noch in Uniform, zu- 
meist mit Entlassungspapieren versehen, in den Ortschaften 
hinter der russischen Front aufgegriffen; sie wurden vor- 
läufig festgenommen und zusammengezogen. Große Bente 
an Maschinengewehren, Gewehren, Munition und Pionier= 
gerät fiel in die Hände der vormarschierenden Truppen. 
In weiteren Märschen über Kriwani, Kolub, Dubno er- 
reichte die 8. Kavalleriedivision am 21. Februar Preli. Der 
Vormarsch vollzog sich ohne Störungen. Die Landesein- 
wohner nahmen die Truppen zum größten Teile freundlich 
auf. Aber schon machte sich der bolschewistische Einfluß 
fühlbar. Noch am 19. Februar waren in Preli Waffen 
an die dortigen Einwohner ausgegeben worden. Nach dem 
vor wenigen Tagen erfolgten Abzug der zweifellos schlecht 
organisierten Reste russischer Truppen hatten bewaffnete 
Bauern und Angehörige der Roten Garde das Land unsicher 
gemacht und die Bauern bedroht. Zahlreiche Waffenlager 
wurden von der Division beschlagnahmt, viele Russen nach 
Dünaburg abgeschoben. In Kriwani wurde ein russischer 
Divisionskommandeur gefangen genommen. Mehrere hun- 
dert preußische Kriegsgefangene konnten befreit und nach 
rückwärts geführt werden. 
Am 25. Februar wurde im Marsche über Malta das Ziel, 
der Eisenbahnknotenpunkt Rieshitza, erreicht. 
Die 8. Kavalleriedivision hatte den Schutz der Bahn- 
strecken Lutzyn, Weleny, Antonopol—Pytalowow und Pyta- 
lowow—Sitta zu übernehmen. Die ihrer Bewachung an- 
vertrauten Bahnanlagen hatten eine Gesamtausdehnung von 
276 Kilometern. 
Der unheilvolle Einfluß der Bolschewisten machte sich 
immer fühlbarer. Zur Bekämpfung des durch diese ent- 
fachten Bandenkrieges mußten energische Maßnahmen ge- 
troffen werden. Wiederholt wurden die Bahnposten an- 
geschossen. Verluste traten ein. Die nicht eingesetzten Teile 
der Division wurden zu Strafunternehmungen gegen diese 
irregulären Truppen entsandt. 
Am 156. März traf bei der 8. Kavalleriedivision der Be- 
fehl ein, daß diese bis zum 23. März transportbereit in 
Dünaburg zu versammeln sei. Am gleichen Tage schied 
bereits das Karabinierregiment aus dem Divisionsverbande 
aus und trat zur 12. Landwehrdivision über. In den fol- 
genden Tagen wurde die Ablösung der Bahnschutztruppen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.