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vallerie die durch das Regiment Garde du Korps verstärkte
Leibhusarenbrigade und die 17. Kavalleriebrigade (Dragoner 17
und 18) umfaßte. Von Truppen der 8. Kavalleriedivision
traten zur neuen Division Nord das Jägerbataillon 7, die
Maschinengewehrabteilung 8, die Nachrichtenabteilung 8 und
die Kavalleriepionierabteilung 8 über.
Kurze Zeit nach erfolgter Umgruppierung traf vom Armee-
oberkonimando der Befehl ein, daß die Russen aus dem
Brückenkopf Jakobstadt zu werfen seien. Im Anschluß an
diese Kampfhandlungen sollte die 8. Kavalleriedivision die
Düna von Wandan bis Rein erreichen und sich im Besitz
der feindlichen Oünastellungen setzen.
Der Divisionsstab bezog daraufhin am 18. September
den Gefechtsstand Gut Weeßen.
Am Morgen des 21. September begann der rechte Flügel
der achten Armee die feindlichen Batterien mit Gas zu be-
legen. Unter gleichzeitig einsetzendem Wirkungsfeuer wurde
von der achten Armee um 7 Uhr vormittags zum Angriff
geschritten. Die 38. Kavalleriebrigade erhielt Befehl, mit
ihren Hauptkräften über Wimbur bis zur Düna vorzugehen,
das westliche Dünaufer bis Rein zu erreichen und Fühlung
mit dem rechten Flügel der achten Armee zu gewinnen. Die
Bewegungen der deutschen Truppen durch das Waldgelände
über Wimbur wurden durch die infolge anhaltenden Regens
aufgeweichten Wege stark beeinflußt. Ein Durchschreiten
des Waldes außerhalb des an und für sich schon sehr
schlechten Weges war ausgeschlossen. Die Truppen fanden-
keinen nachhaltigen Widerstand. Am OÖstrande des Waldes
standen vereinzelt russische Hütten und Blockhäuser in stark
verwahrlostem Zustande, die zur Unterbringung ausgenutzt
werden mußten.
Vor dem größten Teil der neugewonnenen Dünafront
war es möglich, noch 24 Stunden nach Erreichen des Ufers
sich ungedeckt dort zu bewegen, da der Russe anscheinend in
Erwartung weiteren deutschen Vordringens auch das Ost-
ufer des Stromes völlig preisgegeben hatte. Erst allmählich
besetzte er die zahlreich am Ostufer vorhandenen Stütz-
punkte. Der russische Stützpunkt war im allgemeinen sehr
geschickt angelegt. Obwohl nach Gefangenenauosagen erst
am 21. September nachmittags der Befehl zum Aufgeben
des Geländes westlich der Düna vor der 8. Kavalleriedivision
gegeben wurde und 10 Uhr abends die feindlichen Regi-
menter die Stellungen räumten, deutete in den vorgefun-
denen Unterkünften nichts auf einen hastigen Rückzug.
Selbst in einem nordöstlich Wimbur befindlichen Sägewerk
waren sämtliche Maschinen geborgen.
Die schtwierigen Unterkunftsverhältnisse im neu besetzten
Gebiete wurden durch vier schnellstens herangeschaffte
Baracken gemildert.
In den folgenden Tagen lag stärkeres Feuer auf dem
neugewonnenen Abschnitt der 8. Kavalleriedivision. Ein
Gegenangriff der Nussen erfolgte nicht. Am 2s. Oktober
übernahm nach Auflösung der Kavalleriedivision Nord
General von der Decken wieder die Führung der 8. Kavallerie=
dioision. Auch die übrigen Angehörigen des Stabes und die
abgegebenen Truppen kehrten zurück.
Schon vor dem deutschen Angriff hatten die Russen An-
näherung an die deutschen Posten gesucht. Wiederholt
schallten Rufe wie: „Frieden, nicht schießen!“ aus ihren
Stellungen herüber.
Am 7. November war in Rußland die Revolution aus-
gebrochen. Der Bolschewismus hatte das schwergeprüfte
Land mit seinen Krallen gepackt und fügte dem sehon aus
allen Wunden blutenden Koloß noch tiefere Wunden zu.
Gegen Ende des Monats wurden die Verbrüderungsver-
suche der russischen Soldaten noch stärker. Die feindlichen
Grabenbesatzungen gaben zu verstehen, daß sie polnische
Soldaten seien, die nicht schießen, sondern Frieden schließen
wollten. Am 24. November hißte der Feind eine weiße
Flagge. Mehrere russische Infanteristen kamen aus ihren
Gräben heraus und liefen zwischen diesen und den Hinder-
nissen hin und her.
Die Kampftätigkeit der Russen hörte bald völlig auf.
Im Dezember kamen sie wiederholt zu Verhandlungen über
die Düna. Meist liefen ihre Besuche auf Betteln um giga-
retten und Schnapo hinaus.
Am 17. Dezember 1917 wurde der Abschluß des Waffen-
stillstandes zwischen den Mittelmächten einerseits und Nuß-
land andererseits den deutschen Truppen verkündet.
Bei Beginn des Jahres lo#s verließen die drei Kavallerie=
brigaden der 8. Kavalleriedivision ihre Stellungen. Sie
wurden durch Landsturmbataillone ersetzt.
Am 9. Februar erfolgte die Ubergabe des Befehls im
Abschnitt durch den Kommandeur der 8. Kavalleriedioision
an den Führer der 1. Kavalleriebrigade.
Am 17. Februar ordnete ein Armeebefehl den allgemeinen
Vormarsch nach Livland und Estland an. Auch die 8. Ka-
valleriedivision rüstete sich zum Aufbruch.
Am 18. Februar wurde der Vormarsch angetreten. Gegen
2 Uhr nachmittags war die Düng östlich Illuxt erreicht. Um
4 Uhr nachmittags hatten die 38. und 40. Kavalleriebrigade
bereits den Strom überschritten. Die Brücke war zerstört,
doch der Übergang über das Eis war noch möglich. Der
Divisionsstab ging nach Auschgoljany. Bei dem Vormarsch
wurden zahlreiche Russen, teilweise noch in Uniform, zu-
meist mit Entlassungspapieren versehen, in den Ortschaften
hinter der russischen Front aufgegriffen; sie wurden vor-
läufig festgenommen und zusammengezogen. Große Bente
an Maschinengewehren, Gewehren, Munition und Pionier=
gerät fiel in die Hände der vormarschierenden Truppen.
In weiteren Märschen über Kriwani, Kolub, Dubno er-
reichte die 8. Kavalleriedivision am 21. Februar Preli. Der
Vormarsch vollzog sich ohne Störungen. Die Landesein-
wohner nahmen die Truppen zum größten Teile freundlich
auf. Aber schon machte sich der bolschewistische Einfluß
fühlbar. Noch am 19. Februar waren in Preli Waffen
an die dortigen Einwohner ausgegeben worden. Nach dem
vor wenigen Tagen erfolgten Abzug der zweifellos schlecht
organisierten Reste russischer Truppen hatten bewaffnete
Bauern und Angehörige der Roten Garde das Land unsicher
gemacht und die Bauern bedroht. Zahlreiche Waffenlager
wurden von der Division beschlagnahmt, viele Russen nach
Dünaburg abgeschoben. In Kriwani wurde ein russischer
Divisionskommandeur gefangen genommen. Mehrere hun-
dert preußische Kriegsgefangene konnten befreit und nach
rückwärts geführt werden.
Am 25. Februar wurde im Marsche über Malta das Ziel,
der Eisenbahnknotenpunkt Rieshitza, erreicht.
Die 8. Kavalleriedivision hatte den Schutz der Bahn-
strecken Lutzyn, Weleny, Antonopol—Pytalowow und Pyta-
lowow—Sitta zu übernehmen. Die ihrer Bewachung an-
vertrauten Bahnanlagen hatten eine Gesamtausdehnung von
276 Kilometern.
Der unheilvolle Einfluß der Bolschewisten machte sich
immer fühlbarer. Zur Bekämpfung des durch diese ent-
fachten Bandenkrieges mußten energische Maßnahmen ge-
troffen werden. Wiederholt wurden die Bahnposten an-
geschossen. Verluste traten ein. Die nicht eingesetzten Teile
der Division wurden zu Strafunternehmungen gegen diese
irregulären Truppen entsandt.
Am 156. März traf bei der 8. Kavalleriedivision der Be-
fehl ein, daß diese bis zum 23. März transportbereit in
Dünaburg zu versammeln sei. Am gleichen Tage schied
bereits das Karabinierregiment aus dem Divisionsverbande
aus und trat zur 12. Landwehrdivision über. In den fol-
genden Tagen wurde die Ablösung der Bahnschutztruppen