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etwa zu gleichen Teilen verteilt werden. Die Ruhebataillone
des mittleren und südlichen Abschnitts dienten zugleich als
Korpsreserve.
Der von der Division erwartete feindliche Angriff er-
folgte nicht. Auch im rechten Nachbarabschnitt, welchen
mittlerweile die 4. Infanteriedivision übernommen hatte,
war es ruhiger geworden.
Die an der Front anhaltende Ruhe wurde von der Di-
vision zum Ausbau der Stellung nach Kräften ausgenutzt.
Zum Schanzen stellte die hinter der 192. Infanteriedidision
liegende 34. Infanteriedivision Truppen zur Verfügung.
Schnee und Regen hatten in den Gräben großen Schaden
angerichtet, wenigstens aber waren die Kampfgräben noch
verteidigungsfähig. Die gesamte Infanterie, wacker unter-
stützt von den Pionieren, war unermüdlich an der Instand-
baltung und der Ausbesserung von Unterständen und Gräben
tätig. Bei der Artellerie schritt der Stellungsgusbau infolge
des hohen Standes des Grundwassers weniger fort. Die
Batterien mußten alle Kräfte zusammennehmen, um die
Geschützstände vom Wasser freizuhalten. Der Gesundbeits-
zustand der Mannschaften litt infolge der umfangreichen,
die Leistungsfähigkeit der Arbeiter bis aufs äußerste in An-
spruch nehmenden Schanztätigkeit und infolge der teilweise
sehr schlechten Unterkunft noch weiter. Der Krankenbestand
bei der Infanterie erhöhte sich bis auf das doppelte gegen
den letzten Sommer. Ahnlich lagen die Verhältnisse bei
der Artillerie. So war z. B. bei der 8. Batterie des Feld-
artillerieregiments 192 geradezu die Gefechtsbereitschaft in
Frage gestellt, da die Erkrankungen durch den Hochstand
des Wassers in den Unterständen täglich zunahmen. Glück-
licherweise verhielt sich der Feind auch in den nächsten Win-
terwochen ruhig, so daß alle Aufmerksamkeit der Führer
auf die Bekämpfung des Wassers verwendet werden konnte.
Gegen Ende Dezember wurde durch die höheren Kom-
mandostellen bekanntgegeben, daß die dem Abschnitt der
192. Infanteriedioision gegenüberliegenden feindlichen Stel-
lungen von neuen Truppen besetzt seien. Es wurde ver-
mutet, daß sowohl die französische 8. Division mit der Süd-
grenze westlich Damloup als auch die französische 130. Di-
vision mit der Nordgrenze südlich Moulainville abgelöst
seien. Um Klarheit liber die Kräfteverteilung bei den Fran-
zosen zu gewinnen, wurden von der 4. und 102. Infanterie-
division und der 19. Ersatzdivision Patrouillen vorgesandt
mi# dem Ziel, Gefangene einzubringen. Die 192. Infan-
teriedivision hatte gegen den Damlouprücken aufzuklären.
Der daraufhin in der Nacht vom 30. zum 31. Dezember
vorgehende Stoßtrupp gelangte zu beinem Ergebnis. Er
konnte des tiefen Schlammes wegen nicht vorwärtskommen.
1917
Erst am 13. Januar 1917 konnte von einer Patrouille
des Infanterieregimentes 192 in der Nähe des Moronviller
Teiches ein Gefangener vom Infanterieregiment 118, der
französischen 22. Division angehörend, gemacht werden.
Vom Vauxabschnitt wurden im Januar der 102. Infan-
teriedivision zur Verteilung des Vorgeländes im Gesamt-
abschnitt folgende Grenzen gezogen: Die rechte Grenze vom
Bachgrunde nördlich der Höhe 251 entlang des Feldweges zur
Nordostecke des Fortoé Vaux, diese Linie noch der 192. In-
fanteriedivision zufallend, die linke Grenze von der Süd-
ecke des Moranviller Teiches entlang des Feldwegeo nach
Monlainville la Basse bis zum Dorf Moulainville, beide
Ortschaften einschließlich.
Am 14. Januar schieden die von der 34. Infanterie-
dioision zu Schanzarbeiten im Abschnitt zugewiesenen zwei
Kompagnien des Infanteriereginents 145 und eine Kom-
pagnie des Pionierbataillons 16 aus. Als Ersatz der Pioniere
traf am 19. Januar die 4. Kompagnie des sächsischen Pic-
nierbataillons 22 ein; sie wurde in den Dioisionsverband
übernommen und in Etain untergebracht. Major Nicolai
des Pionierbataillons 22 wurde zum Kommandeur der
Pioniere der Division ernannt.
Am 21. Januar erhbielt die Division noch zwei Kompagnien
des Armierungsbataillons 175 zugewiesen, welche bei der
Förderung der Artilleriebauten gute Hilfe leisteten.
Gegen Monatsende konnte durch einen überläufer fest-
gestellt werden, daß der Feind den gegenüberliegenden Ab-
sehnitt mit der französischen 72. Dibision besetzt hielt.
Am 2. Februar traf von der Obersten Heeresleitung ein
Befehl von einschneidender Bedeutung ein. Er besagte, daß
in etwa vier Wochen die bieherige erste Stellung aufge-
geben und die bisherige zweite Stellung als Hauptkampf=
stellung bezogen werden sollte. In dem so entstehenden
tiefen Vorfelde sollten Jagdkommandos nahe am Feinde
gelassen und verteidigungofähige Stützpunkte zum Schutze
der Hauptkampfstellung eingerichtet werden. Als solche
Stützpunkte wurden bestimmt: der Nobraswald, besetzt mir
einem Zug Infanterie und zwei Maschinengewehren, die
Steinbruchshöhe südöstlich davon, besetzt mit zwei Zügen
Infanterie und drei Maschinengewehren, der Cognonwald,
besetzt mit einer Infanteriekompagnie und drei Maschinen-
gewehren.
Der Divisionsgefechtsstand blieb auf der Höhe dicht nord-
östlich Ornel, das Divisionsstabsquartier wurde nach Amer-
mont (Skizze 92) verlegt.
Die Vorbereitungen zu der befohlenen Nückrerlegung der
Stellung wurden in den nächsien Wochen getroffen. Vor
allem galt es, den Abbau und die Bergung des Materials
der vorderen Linie zu betreiben. Die geringe Gefechtstätig-
beit auf feindlicher Seite kam diesen Arbeiten zustatten.
Patrouillen blärten weiter über die Kräfteverteilung beim
Feinde auf. Eine Patrouille der 9. Kompagnie des Re-
serveregiments 245 nahm zwei Mann des französischen Jä-
gerbataillons 39 gefangen. Dieses Bataillon gehörte zur
72. französischen Division, deren Ausdehnung bis nördlich
Fort Vaux damit erwiesen war.
Am 4. März kam eine größere, von der Division be-
fohlene Unternehmung zur Ausführung, welche den Zweck
verfolgte, anläßlich eines von der 283. Infanteriedivision im
Hardaumontabschnitt stattfindenden Angriffs die Aufmerk-
samkeit der Franzosen von der eigentlichen Angriffsstelle
abzulenken.
Der Angriff war gegen den Straßenstern nördlich Eir
gerichtet. Zur M#oführung wurde die 2. Kompagnie des
Infanterieregiments 183 unter Zuteilung von Pioenieren
und Stoßtruppo bestimmt. Dank des überraschenden und
entschlossenen Vorgehens des Führers — Leutnant Keisler
und seiner Leute, hatte der Angriff vollen Erfolg. Mit
verhältnismäßig geringen Verlusten wurde die bei la Fiève-
terie am Straßenstern stehende französische Kompagnie rest-
los gefangen. In Erwiderung auf dieses Unternehmen gab
die feindliche Artillerie am Nachmittage des Angriffstages
starkes Feuer gegen die Ausgangsstelle der Stoßkompagnie
(Nationalhöhe) und gegen den Moranviller Wald ab. Auf
der Nationalhöhe wurden eine Anzahl Unterstände und
Gräben beschädigt; die eigenen Verluste waren auch hier
gering.
Bei den gefangenen Franzosen wurde eine Anzahl wich-
tiger Befehle und Schriftstücke gefunden. Aus ihnen ging
die genaue Aufstellung der französischen Kompagnien bei
la Fieveterie hervor. Außerdem wurde bestätigt, daß hier
noch immer die französische 72. Division gegentber stand.
Von dieser befand sich das Regiment 164 im Abschnitt
Dicourt-Ferme, das Regiment 365 von hier nach Süden
bis Moulainville.
In den Nächten zum 8. und zum 9. März wurde die
seit einem Monat vorbereitete Rückverlegung der Haupt-