Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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20 Kilometer breiten Front war nicht bei der Schwäche der 
eignen Verbände beabsichtigt. Infanterieregiment 391 wich 
befehlsgemäß auf den Brückenkopf aus. Wie gewöhnlich 
beendeten die Serben bei Einsetzen der Dunkelheit jede 
Gefechtstätigkeit. So konnten in der Nacht zum 1. No- 
vember sowohl das Alpenkorps wie die 210. Infanteriedivi- 
sion auf fünf bereitgehaltenen Dampffähren den ÜUbergang 
über die Sawe dicht oberhalb ihrer Mündung vollziehen. 
Am Vormittag des 1. Nobvember war der Abzug aus 
serbischem Gebiet über die Sawe ohne jeden Verlust ab- 
geschlossen. Man sah vom Nordufer der Sawe aus die 
Serben in das festlich beflaggte Belgrad einziehen. Die 
Schiffsbrücke war vorher in Brand gesteckt, die Eisenbahn= 
brücke dicht nördlich Belgrad gesprengt worden. 
Die Oivision bezog an der Sawe eine Abwehrstellung, 
von Dobanovei bis zur Donau reichend. Hier fanden die 
Truppen für zwei Tage die dringend nötige Ruhe. Dann 
wurde der Marsch heimwärtse fortgesetzt. Die Dioision nahm 
die Richtung auf die Theißmündung und wurde auf Fähr- 
booten über die Donau und Theiß aufwärts bis Titel ge- 
fahren. Von dort wurde der Landmarsch östlich der Theiß 
nordwärts fortgesetzt. Die österreichisch-ungarischen Ver- 
bände lösten sich völlig auf. In Ungarn brach die Revo- 
lution aus. Soldaten der verschiedenen Nationalitäten ohne 
Zucht und Zusammenhalt füllten Orte und Straßen. Ein 
Kampf aller gegen alle setzte ein, Einigkeit herrschte nur in 
dem Haß gegen die Serben. Die deutschen Truppen be- 
wahrten inmitten dieser allgemeinen Ablösung Zucht und 
Ordming. Das erwarb ihnen allenthalben die Achtung der 
Bevölkerung, die ihr Kommen als Schutz gegen Plünderer 
und Aufwiegler begrüßte. Am 9. November teilte ein 
Funkspruch die Abdankung des Kaisers mit. Bald kamen 
auch Nachrichten über den Erfolg der deutschen Revolution 
und die Thronentsagung unseres Königs. Trotzdem blieb 
die Truppe bis auf wenige Ausnahmen, verführte Opfer 
ungarischer und bulgarischer Bolschewisten, ihrer Pflicht 
getreu, fest in der Hand ihrer Führer. Nur das ermöglichte 
schließlich doch ihre Zurückführung, obwohl die Entente 
in niederträchtigster Weise, unter Bruch des Waffenstill- 
standes, die ganze 11. Armee gefangen zu nehmen ver- 
suchte. Serbische Patrouillen überfielen II. Bataillon In- 
fanterieregiments 301 bei der Marschrast und kehrten sich 
nicht an den vertragsmäßigen Abstand von 15 Kilometer. 
Abgerissen, insbesondere in Bezug auf das Schuhwerk, er- 
reichte die Division über Vazarhely und Szolnok die Gegend 
von Töröl und Miklos. Von dort gelang es der Tatkraft der 
Didision, Ende November drei Transporte mit der Bahn über 
Budapest—Wien—München— Hof abzufertigen, obwohl die 
Entente, um die Truppen internieren zu können, immer 
neue Schwierigkeiten dem Abtransport entgegensetzte. Aller- 
dinge mußten alle Pferde, Fahrzeuge, Vorräte und Ba- 
gagen zurückbleiben. Nur ihre Geschütze und Waffen führte 
die tapfere Oivision zurück, soldatisches Ehrgefühl beherrschte 
die braven Sachsen bis zum bitteren Ende. Anfang De- 
zember langten die letzten Nachkommandos der Division in 
Sachsen an. Ohne Sang und Klang, ohne Gruß und Dank 
der im Umsturzwahn verblendeten Heimat in Sachsen an- 
gelangt, vollzog die 219. Infanteriedivision ihre Demobili- 
sierung in vollster Ordnung, nachdem sie auf drei Kriegs- 
schauplätzen in den zwei Jahren ihres Bestehens redlich ihre 
Pflicht getan hatte.
	        
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