Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Truppen mußten demnach auf ihren eisernen Bestand, so- 
weit dieser noch vorhanden war, und auf Ankauf angewiesen 
werden. Man mußte Vorspann aus den Ortschaften auf- 
treiben. Der Anforderung auf Vorspann konnte jedoch 
nur in ganz geringem Umfange entsprochen werden, da die 
Einwohner meist selbst wenig oder beine Pferde mehr be- 
saßen. Der Versuch, die zurückgebliebenen Feldküchen durch 
Lastkraftwagen vorzubringen, mißlang infolge der völlig 
aufgeweichten Straßen. 
Die Nacht zum 24. Juli verlief bis auf vereinzelte 
Schüsse, welche von den Vorposten mit Nachhuten des 
Feindes gewechselt wurden, ruhig. 
In den frühen Morgenstunden des 24. Juli traf vom 
Generalkommando der Befehl ein, daß unter Aufbietung 
aller Kräfte der Vormarsch fortzusetzen und jeder Widerstand 
zu brechen sei, um die Ferrüttung der russischen Armee voll 
auszunutzen. 
Die 241. Infanteriedivision trat 9,30 Uhr vornittags 
wieder in zwei Kolonnen den Vormarsch an. Ohne mit 
dem Feinde in Berührung zu kommen, wurde die Strypa 
von der linken Kolonne erreicht. Sie ging bei Bobulince, 
die rechte südöstlich davon zur Ruhe über. Der Divisions- 
stab bezog in Gnitwody Quartier. 
Mit Lastkraftwagen wurden den Regimentern eiserne 
Portionen zugeschoben, da die Feldküchen ihre Truppe 
größtenteils noch nicht wieder hatten erreichen können. 
Die Truppenteile, denen die Verpflegung nicht nachgebracht 
werden konnte, wurden auf Ankauf verwiesen. Die Zahl 
der Marschkranken nahm infolge der schlechten Wege im 
Vormarschraum der Division erheblich zu. Die Schwierig- 
keiten in der Verpflegung, vor allem das Fehlen warmen 
Essens setzten die Leistungsfähigkeit und körperliche Ver- 
fassung der Truppe wesentlich herab, so daß die Kompagnien 
teilweise nur mit der Hälfte oder einem Drittel ihres Be- 
standes das Ziel erreichten. Wegen Mangel an leistungs- 
fähigen Pferden mußten sogar Maschinengewehre zurück- 
bleiben. Die Jahl der an Erschöpfung umstehenden Pferde 
mehrte sich ständig, ohne daß die Möglichkeit bestand, den 
Ausfall auch nur annähernd durch Vorspann zu decken. 
Selbst die leichtesten Fahrzeuge mußten vierspännig gefahren 
werden, um überhaupt der Truppe folgen zu können. 
Um 2 Uhr morgens am 25. Juli traf der Befehl des 
Generalkommandos ein, daß an diesem Tage die Strypa 
zu überschreiten sei. Die Artillerie wurde auf den Höhen 
westlich der Strypa (nordwestlich Zielona) feuerbereit auf- 
gestellt. Nördlich Zielona bei Petlikowcestare ging zuerst 
das Infanterieregiment 474 auf der Brücke über den Fluß. 
Zielona wurde dann ohne Widerstand erreicht. Die Höhe 
südlich des Dorfes wurde besetzt. Die Infanterieregimenter 
472 und 473 sowie die Artillerie wurden alsbald auf das 
östliche Ufer nachgezogen. 
Da die rechts der 241. Infanteriedivision vorgehende 
4. Ersatzdivision infolge Zerstörung der Brücke wesilich Zie- 
lona nach Norden ausbiegen und die gleiche Brückenstelle wie 
die 241. Infanteriedivision benutzen mußte, übernahm diese 
letztere auf dem rechten Strypa-Ufer die Sicherung auch für 
die 4. Ersatzdivision. Das Infanterieregiment 474 sowie 
die III. Abteilung Feldartillerieregiments 48 — der Stab 
und die I. und II. Abtellung des Feldartillerieregiments 48 
waren schon Tags zuvor aus dem Verband der 241. In- 
fanteriedivision ausgeschieden — wurden in die Gegend 
von Nowostawce vorgeschoben. Der 4. Ersatzdivision wurde 
mitgeteilt, daß die Vorwärtsbewegung auf Nowostawce erst 
angetreten würde, wenn die 4. Ersatzdioision die Marsch- 
straße Petlikowcestare —Zielona freigemacht habe. 
Das II. Bataillon Infanterieregiments 474 stieß beim 
Vorgehen auf Nowostawce auf feindliche Kräfte, die sich 
in alten Schützengräben südwestlich des Nowostawce-Sees 
festgesetzt hatten. Das mit zwei Kompagnien im Anschluß 
an ein Regiment der 4. Ersatzdivision zum Angriff vor- 
gehende Bataillon gewann zwar Boden, konnte den Angriff 
aber nicht durchführen, da der Angriff der 4. Ersatzdivision 
nicht in Fluß kam. Die genommene Stellung wurde ge- 
halten und Verbindung mit den Nachbarn aufgenommen. 
Unter dem Schutze des Infanterieregiments 474 ging der 
Rest der 241. Infanteriedivision um Naume Petlikowcestare— 
Jielona zur Ruhe über. 
Am 26. Juli sollte die 241. Infanteriedioision in Ver- 
bindung mit der 4. Ersatzdivision den feindlichen Widerstand 
vor der Front brechen. Der Angriff kam nicht zur Aus- 
führung; der Gegner hatte seine Stellung ohne Kampf ge- 
räumt. Im Anschluß an ihre Nachbarn setzte die 241. In- 
fanteriedivision 10 Uhr vormittags den Marsch auf Dzuryn 
fort. 
Am Nachmittag ging von der 2. Eskadron Husarenregi- 
ments 18 die Meldung ein, daß Dzuryn von russischer 
Kavallerie in unbekannter Stärke besetzt sei. Teile der 
Schwadron waren kurz zuvor westlich Dzuryn mit einer 
Kosakenschwadron, die sich nach Erscheinen der Infanterie- 
spitze zurückzog, ins Gefecht gekommen. 
Die Vorhut der 241. Infanteriedivision, das Infanterie- 
regiment 474, ging 3 Uhr nachmittags entwickelt gegen 
Dzuryn zum Angriff vor, unterstützt durch die Artillerie, 
die 2 Kilometer westlich Dzuryn Stellung nahm. Noch be- 
vor der Angriff das Dorf erreichte, zog sich der Feind zurück. 
Um 8 Uhr abends ging die Division unter Vorschieben von 
Sicherungen um Dzuryn zur Ruhe über. 
Die Nacht verlief ohne Störung durch den Feind. 
Am 27. Juli setzte, um 7 Uhr vormittags aufbrechend, 
die 241. Infanteriedivision den Vormarsch in südöstlicher 
Richtung gegen den Sereth fort, der gegen Abend mit den 
Vortruppen im Abschnitt Nosochocz— Uhryn erreicht wurde. 
Die Brücke bei Rosochocz war durch Sprengung leicht zer- 
stört und mußte durch Pioniere instandgesetzt werden. Die 
Division bezog Biwak; das II. und III. Batgillon des In- 
fanterieregiments 472 besetzten Nosochocz. Der Divisions- 
stab fand in Jagielnica Quartier. 
Während der Nacht zum 28. Juli wurde von der Pionier- 
kompagnie die Brücke bei Rosochocz instandgesetzt, ohne 
daß eine Störung durch den Feind erfolgt wäre. 
Um 8,30 Uhr vormittags setzte die 241. Infanteriedioision 
von der Serethbrücke i in Nosochocz den Vormarsch über Jesier= 
zany auf Teresin fort. Um 2 Uhr nachmittags durchschritt 
die Division mit dem Hauptteil Jesierzany. Etwa 5 Uhr 
erreichte sie die Niezlatwa und ging dicht westlich des Flusses 
zur Ruhe über. Nach Aussagen von Einwohnern hatten sich 
stärkere russische Abteilungen noch bis zur letzten Nacht in 
Jesierzany aufgehalten. Nach 3 tägiger Plünderung war 
der größte Teil des Ortes von Tscherkessen niedergebrannt 
worden. 
Am 29. Juli sollte die 241. Infanteriedivision das östliche 
Ufer des Sbrutsch erreichen. Die Vorhut brach 7,30 Uhr 
vormittags auf, in der Absicht, die Höhen östlich und süd- 
östlich JIwankow zu gewinnen. Auf die Meldung der Ka- 
vallerie, daß sich in Teilen von Iwankow noch feindliche 
Kavallerie aufhielt, und auf die Beobachtung hin, daß der 
Feind ösilich Iwankow schanzte, gab der Oivisionskomman= 
deur der Vorhut (Infanterieregiment 473) den Befehl, sich 
in Besitz von Iwankow zu setzen, während das Gros zu- 
nächst auf Iwankow in Marsch zu bleiben hatte. 
Die Vorhut nahm alsbald Iwankow; von einem An- 
griff auf die Höhe östlich der Stadt noch für den Abend 
wurde wegen der großen Erschöpfung der Truppen, nament- 
lich auch wegen der durch Marschausfälle sehr verminderten 
Gefechtsstärken, abgesehen. Auch war das Vorziehen aus- 
reichender Artillerie vor Einbruch der Dunkelheit nicht aus- 
führbar. Die Division ging unter dem Schutze östlich
	        
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