Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

zum Abend hatten sich die Regimenter bis in die Gegend 
von Vezaponin vorgearbeitet. 
Am 31. Mai, traten die Infanterieregimenter 473 und 
472 aus der Linie Blérancourt—Vezaponin in südwestlicher 
Richtung an. 
Infanterieregiment 474 folgte als Brigadereserve nach 
der Schlucht nördlich Vezaponin. 
Der Brigadegefechtsstand wurde nach der Bonnemaison= 
Ferme verlegt. 
0 Uhr vormittags erreichte das Infanterieregiment 472 
die Höhen südwestlich Vezaponin. 
Beim weiteren Vorgehen stieß die Infanterie in dem 
Grabensystem nordwestlich Morsain auf starken Maschinen- 
gewehrwiderstand. 
Am Nachmittag ging der Divisionsstab nach St. Leger- 
Ferme vor. 
Bis zum Abend hatten erreicht: 
Infanterieregiment 473 mit zwei Bataillonen das Ge- 
lände dicht südlich Houry, rechter Flügel an der Straße 
Houry—Comelancourt, 
das Infanterieregiment 472 den Südwestrand von 
Nouvron. 
Infanterieregiment 474 war als Reserve mit 1 Bataillon 
dicht nördlich Quilly, mit 2 Bataillonen 300 Meter ösilich 
Comelancourt bereitgestellt. 
Ein weiteres Vorgehen war infolge starker feindlicher 
Maschinengewehrwirkung nicht möglich. Es wurde daher 
für den 1. Juni 6 Uhr vormittags die Fortsetzung des An- 
griffes mit einstündiger Artillerievorbereitung befohlen. Als 
Angriffsziel der Infanterie wurde für den 1. Juni Vie sur 
Aisne bestimmt. 
Um s Uhr traten die Regimenter an. Der Feind leistete 
äußerst starken Widerstand. Das Vorwärtskommen durch 
die überwachsenen, stark verdrahteten Gräben gestaltete sich 
schwierig. 
Ein starker feindlicher Gegenangriff aus Vingre heraus 
wurde durch Maschinengewehre zusammengeschossen, wobei 
die Franzosen erhebliche Verluste erlitten. Die feindliche 
Artillerie legte heftige Feuerüberfälle aus südlicher und 
westlicher Richtung auf die von der deutschen Infanterie er- 
reichten Stellungen. 
Da das Infanterieregiment 472 nur sehr schwer vor- 
wärts kam, erhielt die Brigade 10 Uhr vormittags den Be- 
fehl, stärkere Teile des Infanterieregiments 474 über 
Nouvron gegen die Höhen nordwesilich Vaux einzusetzen. 
Der linke Flügel der rechts benachbarten 14. Infanterie- 
division war zwischen Vassens und der Höhe nördlich 
Morsain nicht vorwärts gekommen. Aus diesem Grunde 
war der rechte Flügel der 241. Infanteriedivision starkem 
Flankenfeuer aus der Richtung La-Salobrée-Ferme aus- 
gesetzt. 
Die 6. bayerische Infanteriedioision (links) hatte in der 
Nacht zum 1. Juni die Linie Fontenoy—Ooly erreicht. 
Nachdem die Artillerie die Maschinengewehrnester bei 
La-Salobrée-Ferme niedergekämpft hatte, gewann der An- 
griff des rechten Flügels des Infanterieregiments 473 
Boden. 
Im Laufe des Nachmittags trat das Infanterieregiment 
474 mit zwei Bataillonen in vorderer Linie aus der Gegend 
südlich Nouvron in westlicher Richtung zum Angriff an, 
um durch das Vorgehen gegen die Höhe nordwestlich Vaur 
den Infanterieregimentern 473 und 472 das Vorwärts- 
kommen zu erleichtern. 
Der Angriff fand in dem feindlichen Grabensystem aus 
Maschinengewehren stärkste Gegenwirkung, und auch Batte- 
rien südlich der Aisne griffen mit heftigem Feuer ein. 
Am 2. Juni trat die Olvision mit den Infanterieregi- 
mentern 473 und 472 aus nörd= und nordöstlicher Richtung, 
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mit dem Infanterieregiment 474 aus östlicher Richtung 
gegen die feindlichen Stellungen auf der Höhe nördlich Vaur 
zum Angriff an. Der rechte Flügel, Infanterieregiment 473, 
kam gut vorwärts, die Mitte, Infanterieregiment 472, ge- 
wann nur wenig, der linke Flügel, Infanterieregiment 474, 
überhaupt keinen Raum. Oie artilleristische und infante- 
ristische Gegenwirkung war gegen die Mitte und den linken 
Flügel der Division ganz besonders stark. Durch den Ein- 
satz frischer, mit Lastkraftwagen herangeführter Kräfte suchte 
der Feind die Höhen östlich und südöstlich Vingre um jeden 
Preis zu halten. Das Oberkommando der siebenten Armee 
hatte befohlen, daß die 6. bayerische Reservedivision die 
Höhe nordwestlich Vaux durch Angriff von Östen her in 
Besitz nehmen sollte. Daraufhin befahl die Gruppe Francois, 
daß der von der 241. Infanteriedivision am Abend zur Ge- 
winnung der Höhen südlich Vingre geplante Angriff gleich- 
zeitig mit der 6. bayerischen Reservedivision unter Leitung 
der 241. Infanteriedivision zu führen sei. Dleser Unter- 
stellung glaubte die 6. bayerische Reservedivision nicht ent- 
sprechen zu können, da nach ihrer Ansicht der Angriff nur 
Erfolg versprach, wenn er nicht von rückwärts, sondern vom 
Regimentskommandeur geleitet würde. Infolgedessen wurde 
von den Diovisionen vereinbart, daß das Infanterieregi- 
ment 474 sich dem Angriff des Reserve-Infanterieregi- 
ments 16 anschließend, in Richtung Höhenrücken zwischen 
Ourscamp-Ferme und Westende von Vingre vorgehen sollte. 
Das Jusammenwirken der beiden Regimenter scheiterte 
daran, daß das Reserve-Infanterieregiment 16 entgegen 
dem Befehl sich unter Ausnutzung des dort günstigen Ge- 
ländes in Richtung Confrécourt-Ferme vorarbeitete und 
Infanterieregiment 474 so keinen Anschluß nehmen konnte. 
Das Negiment trat daraufhin selbständig an, wurde aber 
trotz ded gutliegenden eigenen Artillerievorbereitungsfeuers 
aus den gegenüberliegenden feindlichen Stellungen mit 
starkem Maschinengewehrfeuer und sperrfeuerartigem Ar- 
tilleriefeuer empfangen, so daß es keinen Raum gewinnen 
konnte. Außer der erheblich verstärkten Gegenwirkung des 
Feindes wurden die Angriffe am 2. Juni durch die Schwie- 
rigkeiten des Angriffsgeländes ungünstig beeinflußt. Der 
Kampf in dem stark verdrahteten Grabengewirr war äußerst 
schwierig. Infolge des knietiefen Grases mußten die Schützen 
und Maschinengewehre zum Teil die Gräben verlassen und 
im Knien oder Stehen feuern. Ein Herankommen an die 
feindlichen Gräben konnte an den meisten Stellen nur derart 
geschehen, daß sich die Leute im Grase unbemerkt vor- 
kriechend durch das Drahtgewirr hindurchschnitten. 
Da damit gerechnet werden mußte, daß der Gegner in- 
folge der Erfolge bei der 14. Infanteriedivision und auch 
südlich der Aisne die Höhen bei Vingre räumen würde, 
wurde an die Regimenter der Befehl erteilt, durch Stoß- 
truppunternehmungen jede Gelegenheit auszunutzen, sich in 
dem Grabensystem an den Feind heranzuarbeiten. Außerdem 
sollte versucht werden, über Ourscamp-Ferme—Confrécourt- 
Ferme vorzudringen, um den Gegner bei Vingre im Rücken 
zu fassen und von seinen Verbindungen abzuschneiden. 
Zur Schließung einer Lücke zwischen dem I. Bataillon 
Infanterieregiments 473 und der 14. Infanteriedioision, 
die mit ihrem linken Regiment besser vorwärtsgekommen 
war, wurden am Nachmittag des 3. Juni zwei Kompagnien 
des II. Bataillons Infanterieregiments 473 mit dem Auf- 
trage eingesetzt, sich bald möglichst in den Besitz des Höhen- 
rückens nördlich Berry zu setzen, um damit die Beobach- 
tung nach dem Talgrunde der Ourscamp-Ferme sicher- 
zustellen. Das Infanterieregiment 474 stieß gemeinsam mit 
dem bayerisehen Reserve-Infanterieregiment 16 nach voraus- 
gegangener Artillerievorbereitung vor. Während das bave- 
rische Regiment bis an ein Maschinengewehrnest 1 Kilometer 
östlich der Confrécourt-Ferme vorzudringen vermochte, 
konnten die Sachsen keinen Raum gewinnen. Die feindliche
	        
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