Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

die zersprengten Feinde (meist Schwaben) von dannen und 
ließ sie nicht zur Sammlung kommen. Der Feldzug war 
durch diesen Sieg entschieden, den Friedrich kräftig aus- 
nützte; die noch vom Feinde besetzten Städte und Burgen 
des Osterlandes und Meißens wurden zurückgewonnen. 
König Albrecht konnte nicht sofort die Niederlage rächen; 
im nächsten Frühjahr aber fiel er durch den Meuchelmord 
seines Neffen. So war Friedrich der zweite Gründer der 
Machtstellung seines Hauses in Mitteldeutschland geworden. 
Sein Eingreifen in den böhmischen Thronstreit, den sein 
  
Markgraf Friedrich I. der Freidige von Meißen 1291 - 1323 
Schwager Heinrich von Kärnten als Böhmenkönig mit dem 
neuen Kaiser Heinrich VII. (von Luremburg) ausfocht, 
bonnte zwar dem Kärntner die Wenzelskrone nicht retten, 
so wacker sich auch des Markgrafen ältester Sohn Friedrich 
der Lahme mit seinen Meißnern Ende 1310 in der Prager 
Burg hielt, verhalf Friedrich aber zur Anerkennung des 
Besitzes seiner Erblande durch das Reich. Mannigfache 
Kämpfe führte der kriegerische Markgraf in der Folge 
noch in Thüringen mit den Städten Erfurt, Nordhausen 
und Mühlhausen, mit Fürsten und Herren; der schwerste 
war der mit dem berühmten Kriegsmann des deutschen 
Nordens, mit Markgraf Waldemar dem Großen von 
Brandenburg. Als dieser durch rasches Zugreifen von der 
nahen lausitzischen Grenze aus Meißen und Großenhain 
besetzt hatte und Friedrich und sein Sohn durch einen 
Handstreich Großenhain zurückgewinnen wollten, fielen beide 
in Feindeshand und mußten die Freiheit 1312 mit dem 
Verzicht auf die Lausitz und mit der Abtretung meißnischer 
Städte erkaufen; in dem neuausbrechenden Kriege fiel 
Friedrichs trotz seiner Lahmheit kriegstüchtiger ältester Sohn 
1315 durch einen Peilschuß vor Zwenkau südlich von 
Leipzig. Im Frieden 1317 erlangte der Markgraf das Ver- 
lorene zum Teil zurück, den Rest beim Verfall der branden- 
burgischen Macht nach Waldemars Tod 1319. 
Friedrich der Freidige ist der Fürst unseres Landes, dessen 
Außeres uns durch sein, gleich nach seinem Tode gefertigtes, 
Porträtähnlichkeit erstrebendes Grabmal im Kloster Rein- 
hardsbrunn erhalten ist, frühere Markgrafengrabdenkmäler 
sind Nachbildungen späterer Zeit ohne Porträtwert. Die 
echten, zeitgenössischen Fürstendarstellungen auf 
den Siegeln aber, bald als Kopfstück, bald in ganzer 
Figur stehend, auf dem Thron sitzend oder zu Roß einher- 
reitend, entbehren noch völlig jeder Porträttreue, soweit sie 
überhaupt ein Antlitz erkennen lassen. Wohl aber sind diese 
Siegel geeignet, uns ein deutliches Bild der ritterlichen 
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Bewaffnung ihrer Zeit zu geben; wir dürfen sie daher 
als Kriegsbilder verwenden. Da sehen wir auf den 
ältesten Wettinersiegeln, denen Konrads, Ottos und anderer, 
den Markgrafen dargestellt in einem Schuppenpanzer, auf 
dem Haupte den pickelhaubenartigen, spitzen Eisenhut, der 
das Gesicht freiläßt und nur vorn in der Mitte durch ein 
Eisenband die Nase schützt, mit Beinschienen an den Unter- 
schenkeln, am linken Arm den dreieckigen, an den oberen 
Ecken oft abgerundeten Schild ohne Wappen, mit einfachem 
Zier= und Schutzbeschlag, in der rechten Hand die Fahne 
      
    
Markgraf Friedrich II. der Ernste von Meißen 1323—1340 
mit dem langen, schmalen, wimpelartigen Fahnentuch, das 
mit Ringen am Schafte befestigt wird, an der linken Seite 
das Schwert, dessen breite Scheide mit Beschlägen verziert 
ist, an den Füßen Sporen; das Roß ist völlig ungeschützt, 
weder mit Schutzpanzerung noch Zierdecken versehen, nur 
Sattel und Riemenzeug weisen einigen Zierat auf. An den 
nichtberittenen Gestalten Dietrichs von der Lausitz und 
Dedos von Greitzsch ist der Schwertgurt deutlich sichtbar, 
den bei Reitern der Schild deckt. Um das Jahr 1200 
(so bei Markgraf Dietrich von Meißen) tritt der schmuck- 
lose Kübelhelm ohne Helmzier und Helmdecken auf, der 
zunächst das Gesicht teilweise noch freiläßt, aber noch in 
der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum geschlossenen 
Kübelhelm wird. Allmählich stellen sich dann auf dem 
Schilde die Wappenbilder ein (der Meißner und Thüringer 
Löwe, die Landsberger Pfähle, der Adler der Pfalz Sachsen) 
und auf den Helmen die zugehörigen Helmzlerden. Gegen 
das Ende des 13. Jahrhunderts werden die Helmdecken zur 
Darstellung gebracht und das Roß ist mit langhin wehenden 
Tüchern behängt, die zum Teil glatt, meist aber mit Wap- 
pen oder Zierbesatz geschmückt sind. 
Hatte Friedrich der Freidige sich gezwungen gesehen, 
sein Vätererbe gegen die Ländergier zweier deutscher Könige 
zu verteidigen, so änderte sich bald das Bild vollkommen; 
enge Familienbande verknüpften die Wettiner mit dem 
Kaiserhause: Markgraf Friedrich II., der Ernste, 
wurde der Schwiegersohn Ludwigs des Baiern und hat 
sich stets trotz vielfacher Unzuverlässigkeit der Nachbar- 
fürsten und trotz päpstlichen Bannfluches als treuer 
Reichsfürst und feste Stütze für die kaiserliche 
Politik erwiesen; des Kaisers ältestem Sohn Ludwig von 
Brandenburg zog er wiederholt gegen seine Feinde zu Hilfe. 
Auch in seinen eignen Zanden gab es manche Kämpfe mit 
den Nachbarn, mit den mächtigen Grafenhäusern und an- 
dern Herren, die nach möglichster Unabhängigkeit von der
	        
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