die zersprengten Feinde (meist Schwaben) von dannen und
ließ sie nicht zur Sammlung kommen. Der Feldzug war
durch diesen Sieg entschieden, den Friedrich kräftig aus-
nützte; die noch vom Feinde besetzten Städte und Burgen
des Osterlandes und Meißens wurden zurückgewonnen.
König Albrecht konnte nicht sofort die Niederlage rächen;
im nächsten Frühjahr aber fiel er durch den Meuchelmord
seines Neffen. So war Friedrich der zweite Gründer der
Machtstellung seines Hauses in Mitteldeutschland geworden.
Sein Eingreifen in den böhmischen Thronstreit, den sein
Markgraf Friedrich I. der Freidige von Meißen 1291 - 1323
Schwager Heinrich von Kärnten als Böhmenkönig mit dem
neuen Kaiser Heinrich VII. (von Luremburg) ausfocht,
bonnte zwar dem Kärntner die Wenzelskrone nicht retten,
so wacker sich auch des Markgrafen ältester Sohn Friedrich
der Lahme mit seinen Meißnern Ende 1310 in der Prager
Burg hielt, verhalf Friedrich aber zur Anerkennung des
Besitzes seiner Erblande durch das Reich. Mannigfache
Kämpfe führte der kriegerische Markgraf in der Folge
noch in Thüringen mit den Städten Erfurt, Nordhausen
und Mühlhausen, mit Fürsten und Herren; der schwerste
war der mit dem berühmten Kriegsmann des deutschen
Nordens, mit Markgraf Waldemar dem Großen von
Brandenburg. Als dieser durch rasches Zugreifen von der
nahen lausitzischen Grenze aus Meißen und Großenhain
besetzt hatte und Friedrich und sein Sohn durch einen
Handstreich Großenhain zurückgewinnen wollten, fielen beide
in Feindeshand und mußten die Freiheit 1312 mit dem
Verzicht auf die Lausitz und mit der Abtretung meißnischer
Städte erkaufen; in dem neuausbrechenden Kriege fiel
Friedrichs trotz seiner Lahmheit kriegstüchtiger ältester Sohn
1315 durch einen Peilschuß vor Zwenkau südlich von
Leipzig. Im Frieden 1317 erlangte der Markgraf das Ver-
lorene zum Teil zurück, den Rest beim Verfall der branden-
burgischen Macht nach Waldemars Tod 1319.
Friedrich der Freidige ist der Fürst unseres Landes, dessen
Außeres uns durch sein, gleich nach seinem Tode gefertigtes,
Porträtähnlichkeit erstrebendes Grabmal im Kloster Rein-
hardsbrunn erhalten ist, frühere Markgrafengrabdenkmäler
sind Nachbildungen späterer Zeit ohne Porträtwert. Die
echten, zeitgenössischen Fürstendarstellungen auf
den Siegeln aber, bald als Kopfstück, bald in ganzer
Figur stehend, auf dem Thron sitzend oder zu Roß einher-
reitend, entbehren noch völlig jeder Porträttreue, soweit sie
überhaupt ein Antlitz erkennen lassen. Wohl aber sind diese
Siegel geeignet, uns ein deutliches Bild der ritterlichen
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Bewaffnung ihrer Zeit zu geben; wir dürfen sie daher
als Kriegsbilder verwenden. Da sehen wir auf den
ältesten Wettinersiegeln, denen Konrads, Ottos und anderer,
den Markgrafen dargestellt in einem Schuppenpanzer, auf
dem Haupte den pickelhaubenartigen, spitzen Eisenhut, der
das Gesicht freiläßt und nur vorn in der Mitte durch ein
Eisenband die Nase schützt, mit Beinschienen an den Unter-
schenkeln, am linken Arm den dreieckigen, an den oberen
Ecken oft abgerundeten Schild ohne Wappen, mit einfachem
Zier= und Schutzbeschlag, in der rechten Hand die Fahne
Markgraf Friedrich II. der Ernste von Meißen 1323—1340
mit dem langen, schmalen, wimpelartigen Fahnentuch, das
mit Ringen am Schafte befestigt wird, an der linken Seite
das Schwert, dessen breite Scheide mit Beschlägen verziert
ist, an den Füßen Sporen; das Roß ist völlig ungeschützt,
weder mit Schutzpanzerung noch Zierdecken versehen, nur
Sattel und Riemenzeug weisen einigen Zierat auf. An den
nichtberittenen Gestalten Dietrichs von der Lausitz und
Dedos von Greitzsch ist der Schwertgurt deutlich sichtbar,
den bei Reitern der Schild deckt. Um das Jahr 1200
(so bei Markgraf Dietrich von Meißen) tritt der schmuck-
lose Kübelhelm ohne Helmzier und Helmdecken auf, der
zunächst das Gesicht teilweise noch freiläßt, aber noch in
der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum geschlossenen
Kübelhelm wird. Allmählich stellen sich dann auf dem
Schilde die Wappenbilder ein (der Meißner und Thüringer
Löwe, die Landsberger Pfähle, der Adler der Pfalz Sachsen)
und auf den Helmen die zugehörigen Helmzlerden. Gegen
das Ende des 13. Jahrhunderts werden die Helmdecken zur
Darstellung gebracht und das Roß ist mit langhin wehenden
Tüchern behängt, die zum Teil glatt, meist aber mit Wap-
pen oder Zierbesatz geschmückt sind.
Hatte Friedrich der Freidige sich gezwungen gesehen,
sein Vätererbe gegen die Ländergier zweier deutscher Könige
zu verteidigen, so änderte sich bald das Bild vollkommen;
enge Familienbande verknüpften die Wettiner mit dem
Kaiserhause: Markgraf Friedrich II., der Ernste,
wurde der Schwiegersohn Ludwigs des Baiern und hat
sich stets trotz vielfacher Unzuverlässigkeit der Nachbar-
fürsten und trotz päpstlichen Bannfluches als treuer
Reichsfürst und feste Stütze für die kaiserliche
Politik erwiesen; des Kaisers ältestem Sohn Ludwig von
Brandenburg zog er wiederholt gegen seine Feinde zu Hilfe.
Auch in seinen eignen Zanden gab es manche Kämpfe mit
den Nachbarn, mit den mächtigen Grafenhäusern und an-
dern Herren, die nach möglichster Unabhängigkeit von der