Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Bruderkrieg beeinträchtigte Sachsen gegenüber der auf- 
strebenden Macht der Hohenzollern wesentlich, kostete ihnen 
die fast sichere Erwerbung der Niederlausitz und schädigte 
Sachsen und Thüringen durch die gegenseirigen Kriegszüge 
mit ihren Verwüstungen, Mord und Brand. Friedrich stif- 
tete 1450 nach dem Vorbilde des burgundischen Goldnen 
Vließes den ersten sächsischen Orden, den Ritter- 
orden des heiligen Hieronymus, der aber bald wieder er- 
losch. Wilhelm besonders galt als kriegerisch; selbst für 
fremde Interessen zog er das Schwert, allerdings haupt- 
  
Kurfürst Friedrich lI. der Sanftmütige 1428—1464 
sächlich um sein in Böhmen geworbenes Söldnerheer zu 
beschäftigen und zu besolden. Er führte dem Erzbischof von 
Köln Truppen zu gegen widerstrebende westfälische 
Städte, besonders Soest. Dieser sonst erfolglose Zug 
ist durch einen Nebenumstand militärisch bemerkenswert: 
die Unordnung und Aufsässigkeit der Söldner nötigte Wil- 
belm, eine scharfe „Ordnung“ zu erlassen und diese 
sächsische Kriegsordnung Herzog Wilbelms von 
1447 ist eine der ältesten Kriegsordnungen und somit ein 
Vorläufer der späteren „Kriegsartibel“. 
Das mittelalterliche Kriegswesen neigte sich seinem Aus- 
gang zu; sein Ende verklärte aber in Sachsen noch eine 
leuchtende Feldherrugestalt: 
Herzog Albrecht der Beherzte 
(1464—1500), der Sohn des Kurfürsten Friedrich II. 
und Stifter der jüngeren herzoglichen (später kurfürst- 
lichen und königlichen) albertinischen Linie. Jum ersten 
Male erschien der junge Fürst 1471 an der Spitze eines 
sächsischen Heeres, das bei der böhmischen Thronerledigung 
nach Prag zog, dann führte er seine Streitmacht im 
Reichskriege gegen Herzog Karl den Kühnen 
von Burgund, der die kölnische Stadt Neuß belagerte, 
als „des Kaisers gewaltiger Marschall und Bannermeister“; 
er schreibt seinem Oheim Wilhelm: „Der Adler, des hei- 
ligen Reichs oberst Streitpanier, schwebet in unserm Befehl.“ 
Zu großen Schlachten bam es nicht, aber bei verschiedenen 
kleinen Scharmützeln, Lagerbestürmungen, Beschießungen 
zeigte er persönlichen Mut und erwarb sich auch als Truppen- 
führer allgemeine Achtung, so daß ihm Kaiser Friedrich III. 
1487 mit Zustimmung der Nürnberger Reichsversammlung 
die Kriegführung als Reichshauptmann gegen König 
Matthias Corvinus von Ungarn übertrug, der die 
österreichischen Lande bedrohte. Der Auftrag war sehr un- 
dankbar, denn er war mühevoll und schwierig durchzuführen, 
da der Kaiser seine Zusage der Unterstützung durch eigne 
Truppen, Zuführung von Geschütz und andern Bedürfn ssen, 
sowie Besoldung nicht hielt. Infolgedessen bo: sich beine 
Möglichkeit zu großen Erfolgen, sondern der Krieg begann 
von vornherein unter den ungünstigsten Aussichten; doch 
gelang der sächsischen Tüchtigkeit und Opferwilligkeit, die 
Fortschritte des zahlreicheren, besser ausgerüsteten Ungarn- 
heeres in Niederösterreich und Steiermark zu hemmen und 
dem Kaiser zu Markersdorf bei St. Pölten 1487 einen er- 
träglichen Frieden zu erwirken. Lange vor der Zeit, in der 
  
Herzog Wilhelm lll. von Sachsen 1428—1482 
Schiller in seinem Wallenstein das berühmte ironische Wort 
vom „Dank vom Haus Oestreich“ sprechen läßt, erfuhr der 
sächsische Fürst — wie dann noch mancher seiner Nach- 
kommen — die Wahrheit dieses Urteils durch den kleinlich 
denkenden, persönlich unfähigen Kaiser Friedrich III. Seine 
reichstreue Gesinnung wurde aber dadurch nicht erschüttert, 
denn als gleich darauf nach seiner Heimkehr aus Osterreich 
der Ruf an ihn erging, zur Befreiung des von den aufsässigen 
Gentern gefangengesetzten Sohnes Friedrichs, des römischen 
Königs Maximilian, zum Schwert zu greifen, zögerte er 
nicht; Max kam bald frei, aber der niederländische Auf- 
stand ging weiter. Mit der Statthalterschaft der Nieder- 
lande übernahm Albrecht die Oberleitung des Krieges 
gegen die Empörer in Flandern, Brabant, 
Holland und Seeland. Es war kein Krieg großen 
Stils: die Heere selbst waren klein, die Kriegführung daher 
vorsichtig; ein heutiges kriegsstarkes Regiment würde damals 
schon eine ansehnliche Streitmacht gebildet haben, die An- 
werbung eines Heeres von der Stärke einer heurigen Dioi- 
sion flößte sämtlichen Nachbarn ernsteste Besorgnisse ein. 
Man suchte nicht die feindlichen Heere in gewaltigen Feld- 
schlachten zu zertrümmern oder durch Einkreisung zu er- 
ledigen, sondern stritt um feste Plätze, und fast jede Stadt 
war damals ein fester Platz; selbst einzelne Schlösser waren 
oft als wichtige Stützpunkte oder Sperrplätze heiß um- 
stritten. Bald durch überraschenden Handstreich, bald durch 
langwierige Belagerung suchte man dem Gegner seine 
Festungen zu entreißen; die nicht sehr bedeutenden Schlach- 
ten entspannen sich zumeist bei dem Versuche des Entsatzes 
oder der Verstärkung von festen Punkten. Albrechts Kämpfe 
zogen sich fast fünf Jahre lang hin; wieder zeigte sich aufs 
kläglichste das Elend der damaligen Kriegführung, die mit 
Söldnerheeren arbeitete und daher stets mit Untust, passivem 
Widerstand, ja selbst offener Unbotmäßigkeit und Meuterei 
der Söldner zu rechnen hatte. Die Zucht dieser zusammen-
	        
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