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gewürfelten Haufen ließ sehr zu wünschen übrig; an Stelle
von Vaterlandsliebe und Ehrgefühl erfüllten sie vielfach
Habsucht, Beutelust und andre gemeine Instinktre, und je
unregelmäßiger die Soldzahlung erfolgte, um so mehr
mußten die Gebiete, die der Krieg heimsuch:e, es büßen.
Trotz solcher Schwierigkeiten bildete erne stattliche Reihe
eroberter Städte und Schlösser Albrechts und seines Heeres
Ehrenkranz: so 1488 Damme (nördlich von Brügge) und
Grimbergen (nördlich von Brüssel), 1480 Aerschot (östlich
von Mecheln), Thienen (Tirlemont, südösilich von Löwen),
Genappe (südlich von Brüssel); am 25. August 1489 zog
er in die Hauptstadt Brüssel ein, besetzte später auch Brügge.
Rüstung Herzog Heinrichs von Sachsen mit der Friesenkette
im Historischen Museum zu Dresden
1400 nahm er Montfort (südwestlich von Utrecht), 1402
bewegten sich die Kämpfe mehr in den nördlichen Nieder-
landen, Haarlem wurde eingenommen und zur Sicherung
deo Besitzes daselbst die Sachsenburg erbaut, dann ganz
Nordholland unterworfen; Zierikzee auf der Insel Schou-
wen fiel in seine Hand. Den Abschluß bildete die Ein-
nahme des festen, zäh verteidigten Sluis (nordöstlich von
Brügge) am 13. Oktober 1493. Die sächsischen Truppen
standen alfo schon vor mehr als 400 Jahren machtgebietend
in denselben Landen, die ihre Nachfolger in harten Kämpfen
von 1914—1918 behaupteten und unbesiegt freiwillig
räumten. Das Gefühl treuer Pflichterfüllung und das Be-
wußtsein, seine militärische Aufgabe erfolgreich beendet zu
haben, war aber auch der einzige Lohn, der Albrecht für
seine Opfer und Mäühen beschieden war, denn nur eine
Scheinbelohnung war die Verleihung der erblichen Statt-
halterschaft von Friesland, die ihm 1408 König Maximi-
lian erteilte: von Reichs wegen wurden Albrecht und seine
Nachkommen zu Gubernatoren und Potestaten von Fries-
land bestellt, das sie sich allerdings gutenteils erst nbch zu
erobern hatten. Die Bezwingung der widerspenstigen Friesen
vollzog aber nicht Abbrecht selbst, sondern sein Befehlshaber
Wilwolt von Schaumburg, nur die Stadt Groningen blieb
unbezwungen. Gegen Albrechts jüngeren Sohn Heinrich,
der als des Vaters Vertreter im Lande blieb, brach im
Jahre 1500 ein fast allgemeiner Aufstand aus. Ole Friesen
belagerten ihn seit dem 1. Mai 1500 in Franeker (in
der niederländischen Provinz Friesland, westlich von Leeu-
warden) und hatten gleich die Kette mitgebracht, an der
sie ihn aufhängen wollten; doch das sächsische Entsatzheer,
das Albrecht in Sachsen sammelte und schleunigst heran-
führte, schlug am 14. Juli 1500 die Empörer in offener
Feldschlacht bei Bomsterzijl, Franeker und mit ihm
der junge Prinz ward befreit; eine zweite Schlacht ver-
nichtete das Belagerungsheer. Die schöne Ritterrüstung
Herzog Heinrichs auf geschmücktem Rosse im Historischem
Museum zu Dresden trägt noch die eiserne Friesenkette,
die er seitdem als Ehrenkette anlegte; ein Bild dieser
Rüstung sei zugleich als Beispiel einer ritterlichen Schutz-
wehr beim Ausgang des Mittelalters hier beigegeben (siehe
Abbildung); sie zeigt die glänzende Plattenpanzerung der
ganzen Figur im Gegensatz zum Schuppenpanzer des Mittel-
alters, der noch während des ganzen 14. Jahrhunderts ge-
tragen wurde, wie die Siegel dieser Zeit zeigen (siehe Ab-
bildung Seite 247 und 248). Die Friesen erlangten nur
unter teilweise harten Bedingungen Verzeihung, auch
Groningen mußte sich im August zu einem vorläufigen
Vertrag verstehen. Aber bereits am 12. September 1500
erlosch Albrechts von Ruhm umstrahltes, von Unruhe und
Kämpfen bewegtes Dasein zu Emden, wo sein Herz seine
Ruhestätte fand; der Leib ruht in der Fürstenkapelte des
Meißner Doms; sein gepanzertes Bronzebild von Peter
Vlschers Meisterhand schmückt seine Grabplatte und neben
dem Dome ragt im Hofe der von ihm ausgebauten Al-
brechtsburg sein Standbild (von Hermann Hultzsch) empor.
Seine Erwerbung Friesland ließ sich aber nicht dauernd be-
haupten; nach großen Aufwendungen für Rüstungs= und
Heereszwecke und manchen Kämpfen, bei denen Albrechts
ältester Sohn Herzog Georg persönlich die Erstürmung
von Appingadam (nordöstlich von Groningen) am
5J. August 1514 leitete, sah sich Georg genötigt, sein An-
recht an den jungen König Karl von Spanien, Marimi-
lians Enkel, zu verkaufen.
Unter Herzog Georg dem Bärtigen (1500—1339)
und seinem Bruder Heinrich dem Frommen (1539
bis 1541), der ein Freund schöner Geschütze war, trat
Sachsen sonst kriegerisch nicht mehr hervor, um so glänzen-
der aber wieder unter Heinrichs Sohn, dem
Kurfürsten Moritz
(Herzog 1841—1347, Kurfürst 1547—1333), der die
Fähigkeiten eines weitblickenden, vorur:eilsfreien Staats-
mannes und gewiegten Dplomaten mit denen eines treff-
lichen Heerführers und wackeren Kriegsmannes verband.
Er. war eine energische Natur, die sich nichts bieren ließ
und ihr Recht gegen jeden nötigenfalls mit der Waffe zu
vertreten sofort bereit war, wie sein Vetter Kurfürst Jo-
hann Friedrich der Großmütige von Sachsen erfuhr, dessen
Übergriffe in Wurzen er mit schleunigster Mobilmachung
beantwortete; diese Wurzener Fehde wurde aber als-
bald beigelegt. Den Ernst des Krieges sollte Morttz im
Südosten, im Ungarlande, kennen lernen. Von Ungarn
aus, das teilweise in ihrer Hand war, bedrohten damals
die Türken unter ihrem berühmtesten Großherrn, dem
Sultan Suleyman II. dem Prächtigen, die österreichischen
Erblande, 1531 hatten sie Wien selbst hart berannt, das
ihnen aber zu widerstehen vermochte. Mit Reichöhilfe sollte
die ungarische Hauptstadt Ofen-Pest ihnen wieder ent-
rissen werden; Moritz erblärte bereitwillig seine persönliche
Teilnahme. Anfang Juni 1542 reiste er über Olmütz ins
Feldlager des Reichsheeres; oberster Feldhauptmann war
der Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, der allerdings.
seine Führerstelle mehr seinem kurfürstlichen Range, als
seiner militärischen Befähigung verdankte. Trotzdem die