Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

dischen Flügel wurde ausgeglichen durch Tillys siegreichen 
Infanterieangriff auf die Sachsen, die, gleichzeitig von kaiser- 
licher Kavallerie angegriffen, infolge ihrer schwächeren Rei- 
terei nicht standhielten; die Lehnsreiterei (2 Regimenter 
Ritterpferde) bewährte sich am wenigsten. Der Kurfürst 
selbst wurde in die Flucht verwickelt, die bis Eilenburg ging; 
aber das Infanterieregiment von Arnim, von der Kaval= 
lerie die Leibgarde und die Regimenter von Taube und 
von Bindauff (alle 1631 errichtet) hielten unter des Ge- 
nerals Horn Befehl mit den Schweden aus und retteten 
die sächsische Waffenehre. Aber trotz dieses Teilerfolges 
mußte infolge des Eingreifens des Königs selbst auf dem 
bedrohten linken Flügel Tilly nach erbittertem Kampfe das 
Feld räumen, das katholische Hauptheer war zunächst ver- 
nichtet, seine ganze Artillerie verloren. 
Die unmittelbare Folge war die Wiedereinnahme Leipzigs 
durch die Sachsen; dann zog die sächsische Macht, während 
Gustav Adolf sich westwärts ins Reich wandte, unter Arnim 
nach Böhmen und besetzte am 1. November Prag, mußte 
es aber im Mai 1632 vor Wallensteins neugeschaffener 
überlegener Armee aufgeben und nach Sachsen zurück- 
kehren. Teile des sächsischen Heeres stießen dann zu den 
Schweden in Franken, die andern führte Arnim nach 
Schlesien und nahm die Festungen Glogau, Steinau 
und andere Orte. Gleichzeitig fielen aber die Kaiserlichen 
unter Holck und Gallas in Sachsen ein und zahlreiche Orte 
des Erzgebirges hatten schwer zu leiden, auch Leipzig ge- 
riet zum zweiten Male in Feindeshand; der Kommandant 
der Pleißenburg, Oberst Vopelius, büßte seine schwächliche 
Haltung im nächsten Jahre durch kriegsrechtlichen Spruch 
mit Enthauptung. 
Der schwedische Sieg k##Lützen, südwestlich von Leipzig, 
am 6. November 1632 kostete zwar Gustav Adolf das Leben, 
befreite aber Sachsen größtenteils vom Feinde, während 
der Krieg in Schlesien mit gegenseitigen Überfällen und 
kleineren Gefechten weiterging. Wallenstein selbst rückte 
im Juni 1633 gegen Schweidnitz vor, das der sächsische 
Kommandant Oberstleutnant Schönfelser vom Infanterie- 
regiment Löser verteidigte und gegen dreimalige Stürme 
behauptete, bis ihn Arnim entsetzte. Schließlich wurde aber 
Schlesien aufgegeben, da Krankheiten das sächsische Heer 
schwächten und die Truppen in der Heimat selbst und auf 
anderen bedrohten Punkten gegen die Kaiserlichen Ver- 
wendung finden mußten; größere Schlachten fanden 1633 
nicht mehr statt, nur bei der Schlappe der Schweden unter 
Graf Thurn bei Steinau am 1. Oktober 1633 litten auch 
die Sachsen nicht unbeträchtlich, da es nur dem Obersten 
Rauchhaupt gelang sich durchzuschlagen. Wiederholt hatte 
Arnim mit Wallenstein über Waffenstillstand und weiter- 
gehende politische Maßnahmen verhandelt und zu Anfang 
1634 waren neue Verhandlungen eingeleitet, die aber des 
Friedländers Ermordung zu Eger vereitelte. Die Sachsen 
rückten im April in die Oberlausitz und belagerten Bautzen, 
das schon am zweiten Tage kapitulieren mußte; auch andere 
Städte wurden zurückerobert und dann der Schauplatz 
wieder in das kaiserliche Schlesien verlegt. Bei Liegnitz 
stieß Arnim am 3. Mai 1634 auf die Kaiserlichen unter 
dem Grafen Colloredo. Bereits früh 2 Uhr rückten die 
Sachsen von Goldberg heran und stiellten sich nördlich der 
Katzbach bei Lindenbusch in Kampfordnung auf, erlitten 
beim Vorgehen manche Verluste, hatten zunächst auch mit 
ihren Kavallerieangriffen auf den Flügeln keine Erfolge, 
bis die Infanterie des Zentrums den Ausschlag gab, wobei 
die Regimenter von Bose, von der Pforte und Dam Vitz= 
thum sich besonders auszeichneten. Der Verlust der Sachsen 
an Toten und Verwundeten betrug nur 600 Mann, der 
der Kaiserlichen 4000 und 800 Gefangene außer zahlreichen 
Fahnen und Geschützen. Der fluchtartige Rückzug Collo- 
redos ließ Arnim noch weitere Erfolge davontragen, Steinau 
261 
wurde besetzt, Glogau erobert, was allerdings zu Miß- 
helligkeiten mit den Schweden führte, da deren Ober- 
befehlshaber in Schlesien Feldmarschall Baner selbst Glogau 
gewinnen wollte. 
Schon 1634 begannen Friedensverhandlungen zwischen 
Sachsen und dem Kaiser; die Kämpfe in Schlesien, der 
Lausitz, dem Erzgebirge zogen sich noch das ganze Jahr 
hin, selbst bis Prag war der Kurfürst im Juli nochmals 
vorgestoßen, doch kam es zu keinen größeren Erfolgen 
mehr und am 20. Mai 1635 trat zu Prag nach langen 
Verhandlungen der Friede zwischen Sachsen und dem Kaiser 
  
Johann Georg von Arnim, 
sächsischer Feldmarschall 
in Kraft. Sachsen erwarb dadurch den erblichen Besitz der 
beiden ihm bisher nur verpfändeten Markgraftümer Ober- 
und Niederlausitz, bekam allerdings, da Schweden sich dem 
Frieden nicht anschloß, nun diese bisherigen Verbündeten 
zu Feinden, ohne an den bisherigen Feinden, den Kaiser- 
lichen, wirklich nützliche Helfer und Bundes#genossen ein- 
zutauschen; das Land litt vielmehr gleichzeitig an den Durch- 
zügen und Einfällen und den damit verbundenen Ausschrei- 
tungen von Freund und Feind. 
Den sächsischen Oberbefehl führte an Stelle des zurück- 
getretenen Generalleutnants von Arnim jetzt Generalleutnant 
Wolf Christian von Baudissin. Anfangs besetzten die Sach- 
sen das Erzstift Magdeburg und Teile der Altmark, kleine 
Erfolge und Mißerfolge fielen wechselnd beiden Parteien zu; 
der Haupterfolg der vereinigten Sachsen, Brandenburger 
und Kaiserlichen unter dem kaiserlichen Feldmarschall Grafen 
Hatzfeld, der für den bei einer Besichtigung der Annähe- 
rungsarbeiten schwer verwundeten Baudissin das Ober- 
kommando führte, war am 3. Juli 1636 die Kapitula-= 
tion von Magdeburg. Sachsische Truppen übernahmen 
die Besetzung des wichtigen Platzes; doch glich Baner diesen 
Schaden durch seinen Sieg bei Wittstock am 24. Sep-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.