Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

kommandos bei der 23. Infanteriedivision tälig. Die Ver- 
luste während des Rückmarsches betrugen nur 4 Offiziere 
und 49 Mann. Die Gesamtverluste in der letzten Stellung 
vom November 1916 bis Ende März 1917 beliefen sich 
auf 10 Offiziere und 506 Unteroffiziere und Mannschaften. 
In kleinen Märschen erreichte die Division am 22. März 
die Gegend von Chimay im südlichen Belgien. Von dort 
wurden die Truppen in der Zeit zwischen 24. und 27. 
März mit der Bahn nach Sedan überführt. Die 23. In- 
fanteriedivision kehrte nunmehr gleichzeitig mit der 32. In- 
fanteriedtosfton zum XII. Armeekorps und zur dritten Armee 
zurück. i 
Sie verbrachte die nächsten Wochen in Erholungsquartie= 
ren erst südlich von Charleville, dann an der Aisne un 
Attigny. 
2. In der Champagne 
Vem 15. April 1017 bis 23. Februar 1918 
Um die Mitte des Monats April 1917 wurde mit dem 
Einsetzen des längst erwarteten großen französischen Durch- 
bruchsversuchs beiderseits von Reims gerechnet. Deutscher- 
seits waren rechtzeitig alle Abwehrmaßnahmen getroffen 
worden. Zwischen der siebenten Armee im Raume von Laon 
und der dritten Armee in der Champagne wurde in aller Stille 
die erste Armee Reims gegenüber eingeschoben. Deren linke 
Flügelgruppe „Prosnes“ hatte das Bergland bei Moron- 
villers mit den seit Beziehen der Abwehrstellung im Sep- 
tember 1914 durch die 23. Neservedivision befestigten 
Höhenstellungen am Hochberg, Pöhlberg, Corniletberg, 
Fichtel= und Keilberg zu halten. 
In der Suippesniederung bei Aubérive schloß dann die 
dritten Armee an. Auf deren rechtem Flügel kämpften in der 
alsbald einsetzenden wochenlangen Abwehrschlacht unter dem 
Generalkommando des XII. Armeekorps dessen beide alten 
Divisionen 23 und 32, sowie die sächsische §8. Infanterie- 
division Schulter an Schulter. » 
In den ersten Angriffstagen waren die Hauptberge des 
Berglandes von Moronvillers von den Franzosen erobert 
worden. Der Durchbruch drohte über die Suippes in 
Nichtung auf Bethéniville und Pont Faverger. 
In diese Kampflage trat die 23. Infanteriedivision, in 
deren Geschichte ich nunmehr wieder fortfahre, am 15. April 
ein. Sie wurde zunächst als Armeereserve hinter dem 
rechten Flügel der dritten Armee bereitgestellt, um im Gegen- 
stoß den feindlichen rechten Angriffsflügel beim Betreten 
des Suippestales im Raume von Bethénioille zurückzu- 
werfen. 
An diesem Tage setzte der französische Angriff gegen die 
rechts anschließende deutsche siebente Armee voll ein. Gegenüber 
der ersten Armee brach der Feind am folgenden Tage mit an- 
fänglichem Erfolg im Bergland von Moronvillers ein. Bei 
den Dioisionen im Streifen des XII. Armeekorps wurden 
Angriffsversuche der Franzosen mühelos abgewiesen. Erst 
am 17. April setzte auch hier nach zweieinhalbstündigem 
Trommelfeuer 6,30 Uhr vormittags ein starker Angriff 
gegen die §8. und 30. Infanteriedivision ein. Er führte 
den Feind fast überall bis in die ersie deutsche Stellung. 
Im Bereich des rechts anschließenden Generalkommandos 
XIV gelangte er in den Besitz der Höhenlinie Pöhlberg— 
Hochberg, im Bereich des Generalkommandos XII erreichte 
er den Fichtelberg und die erste Stellung bis 2 Kilometer 
ösilich oon Aubérive. Nur Aubérive wurde von Infanterie- 
regiment 107 gehalten. Der von der 58. ODivision am 
Abend gemachte Gegenangriff führte nicht zu vollem Er- 
folg. 
Die 23. Infanteriedivision wurde in dieser Kampflage 
dem Generalkommando XIV (General der Insanterie Cyarles 
25 
de Beaulieu) von der ersten Armee, zu der die Division am 
17. April übertrat, zur Verfügung gestellt. Es wurde mit 
dem weiteren Vordringen des Feindes bis über die Suippes 
gerechnet. Zum Gegenangriff standen dort die s., 6. und 
23. Infanteriedivision im Raume von Bethöniville bereit. Die 
beiden ersteren Divisionen sollten dem über die Höhenkämme 
vordringenden Feind frontal entgegentreten, die 23. Infan- 
teriedivision seine rechte Flanke fassen. Ihr Ziel war der 
Fichtelberg. Sie sollte vorbrechen, sobald der Feind aus 
der in den Vortagen von ihm genommenen deutschen Stel- 
lung vorzugehen versuchte. Ooch dazu kam es nicht. Der 
Feind beschränkte sich auf Ausbau der erreichten Höhen- 
front. . 
So mußten die drei deutschen Divisionen am 18. April 
ihrerseits zum Angriff schreiten. Das Ziel für die 23. In- 
fanteriedivision war zunächst die Linie Ostrand Pöhlberg— 
Sachsengrund — Hindenburghöhe. Die Anmarschwege lagen 
fortgesetzt unter schwerstem feindlichen Feuer. Alle Truppen- 
bewegungen vollzogen sich entsprechend langsam. Der Abend 
kam heran, bis die vorderste Widerstandslinie der S8. Divi- 
sion erreicht war. In diese schob das Grenadierregiment 101 
alsbald zur Entlastung der Regimenter 106 und 107 zwei 
Bataillone ein. Weiter links wurde Aubérive auf Befehl des 
Generalkommandos in dieser Nacht geräumt, die vorderste. 
Kampflinie bildete fortab eine Linie am Osthang des Pöhl- 
bergs bis zum Stengelgraben südlich von Vaudesincourt. 
Am nächsten Morgen 8 Uhr ging das Schützenregiment, 
als Mitte der Division, zum Angriff gegen die feindliche 
Blockhausstellung östlich vom Pöhlberg vor, das links an- 
schließende Grenadierregiment lo# sollte nicht am Angriff 
teilnehmen, sondern nur die 58. Division zur Festhaltung 
ihrer Stellung verstärken. Das Leibgrenadierregiment auf 
dem rechten Flügel war infolge der Schwierigkeit der Be- 
fehlsübermittlung nicht rechtzeitig bis in gleiche Höhe des 
Schützenregiments gelangt. Es sollte nach rechts die Ver- 
bindung mit der 6. Infanteriedivision herstellen und den 
Osthang des Pöhlbergs angreifen. 
Das Schützenregiment ging mit zwei Bataillonen in vor- 
derster Linie flott vor, unterlief das zu spät einsetzende 
feindliche Sperrfeuer, überrannte die feindlichen Maschinen- 
gewehrnester und vordersten Postierungen und drang bis 
0 Uhr vormittags etwa 1 Kilometer über die vorderste feind- 
liche Stellung hinaus vor. Dann aber kam der Angriff 
unter dem flankierenden Maschinengewehrfeuer vom Ost- 
hang des Pöhlbergs her zum Stehen. Die Verluste wuchsen 
rasch. In Trichtern und alten Batteriestellungen richteten 
sich die Schützen ein und fanden Anschluß an Teile des 
Infanterieregiments 103, die hier vorn seit zwei Tagen auf 
verlorenem Posten wacker ausgeharrt hatten. Auch das 
III. Schützenbataillon wurde herangezogen, ebenso ein Ba- 
taillon des Grenadierregiments 101. So bildeten hier auf 
dem rechten Flügel der beiden Sachsendivisionen, deren 
Truppen sich mehr und mehr vermischten, Infanterie- 
regiment 103, Schützenregiment und II. Bataillon Grena- 
dierregiment 101 eine Widerstandsgruppe, die sich in der Ab- 
wehr starker französischer Gegenangriffe gegen 1 Uhr nach- 
mittags und dann gegen Abend glänzend bewährte. Dabei 
nahmen auch die Abteilungen des Feldartillerieregiments 12, 
die den Infanterieregimentern der 23. Infanteriedivision 
für den Angriff zugewiesen waren, wirksamen Anteil. 
In der folgenden Nacht wurden die Verbände und Be- 
fehlsverhältnisse geordnet. Der Kommandeur der 23. In- 
fanteriedivision, Generalleutnant Bärensprung, übernahm 
den Befehl in dem bisherigen Abschnitt der 58. Infanterie- 
division, in den seine Oivision eingeschoben worden war. 
Die Truppen beider Dioisionen bildeten folgende Grup- 
pen: ganz rechts, aber noch zurück, das Leibgrenadierregi- 
ment gegenlber dem Pöhlberg, dann Infanterieregiment 
103, eingeschoben und links weiterhin das Schützenregiment,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.