Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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keit, mit der die Ungarn „Gut und Blut für ihren König 
Maria Theresia“ gaben, die fortreißende Begeisterung der 
Preußen für „ihren Fritz“ mußte den sächsischen Soldaten 
fehlen, die wohl auf allen Walstätten Europas, aber selten 
für ihre Heimat kämpften. Seit 1729 fast nur Kinder 
des Landes, waren sie immer noch willenlos einer ver- 
wegenen Kabinettspolitik in die Hand gegeben in einer 
Jeit, da in den zumeist geworbenen Truppen Preußens 
bereits das Bewußtsein lebte, für einen aufblühenden Staat 
unter einem großen Feldherrn zu fechten. 
berg und Pirna aufmarschierten Truppen, unter ihm führte 
sein Halbbruder, der Chevalier von Sachsen, einen Teil 
der Streitmacht. Sie haben beide ihr Leben lang als ritter- 
liche Herren mit Herz und Sinn der sächsischen Wehr nahe- 
gestanden und unter großen Schwierigkeiten und mit ge- 
ringem Danke viel für sie getan. 
Vom 4. Oktober an drangen die Sachsen in drei Heer- 
säulen durch die Pässe in das Teplitzer Becken ein, um sich 
am 13. bei Leitmeritz zu vereinigen. Nachdem die rück- 
wärtigen Verbindungen und der Anmarsch des den Ver- 
  
Rutowski, geb. 1702, gest. 1764 
Als Ende Oktober 1740 Brühl auf dem polnischen Reichs- 
tage zu Warschau die Nachricht vom Tode des Kaisers erhal- 
ten hatte, setzte er in Erwartung baldiger Kämpfe die Mobil- 
machung des Heeres durch. Allein noch unklar in seinen 
nächsten Jielen und noch ungewiß, wem das Glück lächeln 
wüirde, stellte er sie alsbald wieder ein. Erst auf die Kunde 
von Friedrichs Einmarsch in Schlesien (16. Dezember) ord- 
nete er sie am 29. Dezember aufs neue an. Graf Bau- 
dissin übernahm den Oberbefehl über die etwa 20 000 Mann 
starke Macht, die, immer noch für ihr unbekannte zZiele, 
nun ausgerüstet und bereitgestellt wurde. Das Frühjahr 
1741 brachte Friedrichs Sieg bei Mollwitz am 10. April 
und das Bündnis Bayerns mit Frankreich gegen Öster- 
reich. Um den kriegführenden Parteien seine Kraft zu 
zeigen, versammelte Brühl in den ersten Maitagen die 
Truppen bei Torgau und Eilenburg und ließ eine große 
Besichtigung abhalten, wobet die 42 Generäle — auf 300 
Mann ettva einer — ihre glänzende Rolle spielen konnten. 
Dann wurden die Regimenter in weiter Ortsunterkunft auf 
dem linken Elbufer verteilt. Erst als im August Karl 
Albert von Bayern mit Marschall Belle-Isle von Frank- 
reich in Österreich eingefallen war, glaubte Brühl, durch 
Gebietsversprechungen in Mähren und Böhmen lästern ge- 
macht, sich entscheiden zu können und trat am 190. Sep- 
tember dem Bündnisse gegen Maria Theresia bei. Acht 
Tage später wurde das Heer enger zusammengezogen und 
im Erzgebirge ein dünner Grenzschutz aufgestellt. Ende 
Oktober übernahm Graf Rutowski, Augusto des Starken 
und einer Türkin Sohn, den Oberbefehl über die bei Frei- 
Johann Adolf II., Herzog von Sachsen-Weißenfels, 
geb. 1685, gest. 1746 
bündeten überlassenen Belagerungsgeschützes gesichert waren, 
trat man den Vormarsch gegen Prag an. Am 22. war 
man in den Angriffsbereich bei den Franzosen und Bayern 
eingerückt. Die nur schlechtversorgte und schwach besetzte 
Festung wurde am 26. früh 1 Uhr berannt. Von Renard 
geführt, nahmen die Sachsen, in erster Linie alle Grenadier= 
kompagnien, das Karlstor und die benachbarten Werke; 
Generalwachtmeister von Weißenbach fiel dabei, die sonstigen 
Verluste waren gering, wie denn überhaupt die Stadt bei 
der grosßen Kraft des Angreifers und der Schwäche des 
Verteidigers ohne besondere Mühe erstürmt wurde. Weit- 
aus größer waren die unblutigen Verluste. Es war kalt 
geworden, die Truppen waren für den ungewohnten Winter- 
feldzug nicht ausgerüstet und wurden sehr schlecht verpflegt, 
dazu hatten die Sachsen die erbärmlichsten der ärmlichen 
Dörfer zur Unterkunft bekommen, als sie um Neujahr 
nördlich der Sazawa in die Winterquartiere, Hauptquartier 
Deutschbrod, einrückten. Rasch stieg die Krankenzahl. 
Karl Albert von Bayern war inzwischen zum Kömg von 
Böhmen ausgerufen und in Frankfurt zum Kaiser gekrönt 
worden. Damit hatte er die Höhe seiner Macht erreicht; 
nun gings rasch abwärts. Ein österreichisches Heer fiel in 
Bayern ein, am Krönungstage (12. Februar 1742) er- 
oberte es München. 
König Friedrich, der am Schlusse des alten Jahres noch 
Olmütz genommen hatte, forderte für weitere Angriffs- 
betvegungen die Hilfe der Sachsen und zog sie am 13. Fe- 
bruar an sich. Allein es kam zu Streitigkeiten unter den 
Verbündeten, die kaum begonnene Belagerung von Brünn
	        
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