Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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Wintergesellschaften zu Ende waren, erst Ende April traf 
er beim Heere ein. Erst Ende des folgenden Monats ver- 
einigten sich die verbündeten Truppen. Neue Pläne tauchten 
auf. Die Sachsen wurden neu geteilt, 9580 Mann wurden 
unter Diemar bei Leipzig, 8490 unter Rutowski bei Merse- 
burg, dann bei Meißen mit dem Befehle, „ohne zwingende 
Not nicht zu fechten“, aufgestellt. Auch hier wechselte Plan 
zund Oberbefehl, kurz es herrschte überall Zerfahrenheit, 
Lässigkeit und die nicht auszurottende „Jalousie", die Eifer- 
sucht der Führer. Und auf der anderen Seite stand ein 
Mann und ein Wille. Hofften die an Jahl überlegenen 
  
Chevalier de Saxe, geb. 170/, gest. 1774 
Verbündeten, den König durch Bewegungen zur Trennung 
seiner Kräfte zu zwingen, und schmeichelten sie sich mit 
dem Gedanken, ihn dann leicht über den Haufen zu werfen, 
so gab es drüben nur einen Entschluß, „den ganzen Klum- 
pen beisammen zu halten“. Und in der Tat hatte König 
Friedrich, als es endlich zum Treffen kam, die zahlen- 
mäßige Uberlegenheit. 
Am 11. Mai vereinigten sich Sachsen und Österreicher 
bei Landshut in Schlesien. Ungestört waren sie durch die 
Pässe gekommen, sorglos und langsam begann der Abstieg 
aus dem Gebirge, siegesgewiß sah man in die Zukunft, 
nachdem auch die schwierigste Frage, die des Oberbefehls, 
glücklich gelöst war, — man teilte ihn. So war dem 
Herzog und dem Prinzen sein Recht geworden. Als man 
bei Hohenfriedberg an den Rand des Gebirgs gekommen 
war, sah man die Preussen in der Richtung auf Schweidnitz 
marschieren, sicherlich, um nach Liegnitz abzuziehen. Denn 
bioher hatte der König bei Frankenstein hinter dem Eulen- 
gebirge gestanden. Nun suchte er gewißlich zu entwischen. 
Aber auch König Friedrich freute sich, als er mit seinem 
geisivollen General von Winterfeldt die Gegner aus den 
Bergen herauskommen sah, jedoch „üÜber die Bocksprünge, 
mit denen sie alsbald nach Böhmen zurückeilen würden“. 
Im Dunkel der kurzen Sommernacht zum. 4. Juni legte 
er seine gewandten und trefflich geschulten Bataillone dicht 
vor die feindliche Lagerstellung, beim ersten Frühlicht begann 
überraschend der Kampf. Die Sachsen traf der erste Stoß. 
In einem erbitterten, anfangs für sie siegreichen Reiter- 
kampfe wurden sie geworfen. Der sechzigjährige Herzog 
Johann Adolf, der Chevalier, alle Generäle der Kavallerie 
griffen selbst ein, die Regimenter wurden neugeordnet und, 
mit einigen österreichischen verstärkt, zu neuem Anritt ge- 
führt. In blutigem Kampfe, der über 800 aus dem Sattel 
wirft, ringen sie vergeblich um den Sieg, die Preußen 
haben die libermacht, es geht rückwärts. Sämtliche Ge- 
neräle sind verwundet oder tot. Der linke Flügel der in- 
zwischen auch in den Kampf verwickelten Infanterie wird 
durch den Rückzug der Neiter entblößt. Prin: Karl, der 
an beinen ernsten Kampf glauben will, schickt keine Hilfe 
und greift selbst erst zu spät ein für die Sachsen und für 
sich selbst. General Renard hält sich wohl an die vier 
Stunden lang, dann muß er das Feid räumen. Schwer 
leiden auf dem Rückzuge die Grenadierbataillone, hatte 
König Friedrich doch befohlen, den Sachsen keinen Pardon 
zu geben. Oberst von Schönberg wurde mit dem Bataillon 
Gersdorff abgeschnitten und mit 400 Mann niedergehauen. 
Gegen 7 Uhr, just als die Sachsen das Feld räumen 
mußten, erschienen die Truppen des Prinzen Karl auf der 
Walstatt, der rechte Flügel geriet beim Vorgeben in einen 
Sumpf und kbehrte um, die Mitte, 21 Bataillene, wurde 
vom General von Geßler mit seinen „Süpern“, den blauen 
Baireuthdragonern, niedergeritten; die preußischen Reiter 
eroberten dabei 66 Fahnen und viel Kriegsgerät. Am zei- 
tigen Vormittage, gegen ½0 Uhr war der Kampf bereits 
zu Ende. Die Sachsen hatten allein 2044 Mann verloren. 
Sie hatten tapfer gefochten, aber viel Mißgeschick gehabt. 
Die Preußen ritten sie bergab an, die Sonne schien ihnen 
ins Gesicht, und der Ostwind trieb ihnen den Pulverqualm 
entgegen, vor allem aber, die Verblndeten ließen sie im 
Stiche. Johann Adolf focht wie ein tapferer Reiter, aber 
er leitete nicht, Prinz Karl war auch hier wieder der 
„Sans-souci“, der er immer war, er ließ die Sachsen 
schießen“. So kam das Unglück. In Wien war man wohl 
„wegen der saubereh Affaire“ einige Tage außer sich, 
„da man wegen der großen Superiorität der Armee sich 
einer solchen Sauerei nicht vermuthet hatte“, wie der Hof- 
marschall Graf Khevenhüller in sein Tagebuch schrieb, aber 
als die befürchteten schlimmen Folgen ausblieben, beruhigte 
man sich, sobald die Truppen hinter der Elbe wieder in 
Sicherheit waren. Da Friedrich nun die diplomatischen 
Beziehungen zu dem immer noch neutralen Sachsen ab- 
brach, wurde das Bündnis Brühls mit Wien nur enger, 
trotz aller Verärgerung. Für die Verluste wurde bald Er- 
satz geschaffen, neue Pläne weckten neue Hoffnungen. 
Mitte August wurden 12000 Mann heimberufen, am 
15. September wurden sie bei Ubigau vom Kurfürsten be- 
sichtigt, dann bezogen sie teils ein Lager bei Leipzig, teils 
wurden sie im Lande verteilt. Nur 6000 Mann blieben also 
wirklich im österreichischen Solde stehend beim Prinzen Karl, 
dessen Mißgeschick sie am 30. September bei Soor teilten. 
Nun nahte die Zeit des eigentlichen Kriegs für das 
Land. Johann Adolf kannte die Lage, ihm schien nunmehr 
ein guter Frieden besser als ein guter Kriegsplan, allein 
Brühls Einfluß überwog beim Kurfürsten. Große Pläne 
wurden geschmiedet, neue Bündnisse geschlossen; ein Vor- 
marsch durch die Lausitz sollte den Krieg in die preußischen 
Erblande tragen. Wieder kam es anders. Der König er- 
fuhr rechtzeitig von den Plänen und beschloß, mit allen 
Kräften Sachsen niederzuwerfen. Von Halle her sollte der 
alte Dessauer eindringen, er selbst wollte von der Lausitz 
gegen Dresden vormarschieren, sobald die Osterreicher kur- 
sächsischen Boden betreten und damit das Gaukelspiel der 
Neutralität beenden würden. Am 22. November konnte 
General von Winterfeldt dem Könige melden, daß „sie 
Gott sey Danck so bommen, wie es Ew. Majestät wünschen 
bönnen“. Am folgenden Tage vereitelte Friedrich mit dem 
Schlage von Katholisch-Hennersdorf den Vermarsch des
	        
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