Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

drangen alsbald wieder vor, entsetzten Landau und er- 
zwangen den allgemeinen Rückzug an den Rhein am Ende 
des Dezember. 
Der erste Monat des neuen Jahres 1704 verging in 
kleineren Kämpfen in der Gegend von Kreuznach. Am 
31. Januar übernahm der preußische Feldmarschall von 
Moellendorf für den zurücktretenden Herzog von Braun- 
schweig den Oberbefehl. · 
Eine eigenartige Maßnahme war die Ablösung der sächsi- 
schen Regimenter, die durch frische Truppen aus der Heimat 
ersetzt wurden. Die Führung blieb aber in der Hand Lindts. 
  
Anton Franz von Lindt, geb. 1730, gest. 1805 
Der Frühling verlief unter anstrengendem Vorpostendienst 
ohne besondere Ereignisse. Im Frühsommer dehnte sich das 
Heer bis zur Lauter, ja drüber hinaus bis zur Blies wieder 
aus, als aber die Franzosen unter Moreau zum Angriffe 
vorgingen, konnte nicht einmal die feste Stellung von 
Kaiserslautern gehalten werden. Moellendorf beschloß, aber- 
mals gegen Mainz zurückzugehen. Die Sachsen marschierten 
in die Gegend von Fürfeld südlich Kreuznach, wurden aber 
Anfang August mit dem preußischen Korps Kalckreuth 
auf das linke Naheufer nach Oberbrombach westlich Ober- 
stein gezogen, von wo aus die Reiter bis zur Saar auf- 
klärten. Die Bewegungen des Gegners nötigten beim Be- 
ginne des Herbstes zum Rückzuge nach dem Rhein, den die 
Sachsen am 22. Oktober unterhalb Mainz überschritten, 
um Unterkunft bei Wiesbaden zu beziehen. Hier übernahm 
zwei Tage später Generalleutnant von Zezschwitz den Be- 
fehl für den erkrankten Lindt, die Kavallerie führte bereits- 
seit einigen Wochen Generalmajor von Zezschwitz an Stelle 
des zum Generalinspektor der Kavallerie berufenen Generalo 
von Gersdorff. · 
Während die Franzosen Mainz belagerten, traten die 
Sachsen in den nächsten Monaten mit ihnen nicht in Ge- 
fechtoberührung, sie litten aber sehr unter Verpflegungs-= 
mangel und Krankheiten in dem harten Winter. . 
Abermals wurden die Bataillone abgelöst. Da infolge 
Reichsschlusses die Kontingente verstärkt werden mußten, 
trafen die Ablösungen stärker ein. Die nunmehr auf 9700 
Mann gestiegene Sachfenabteilung wurde dem Erbprinzen 
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von Hohenlohe unterstellt und in die Gegend von Nassau 
gezogen. Am 28. März 1795 wurden sie in die Nähe von 
Frankfurt verlegt. 
Der Friede Preußens und Frankreichs, der am §. April 
1795 zu Basel geschlossen wurde, bedingte neue Verände- 
rungen. Die Preußen wurden am 17. Mai vom Kriegs- 
schauplatze abberufen, die Sachsen traten am 1. Juni zur 
Reichsarmee unter den Befehl des k. u. k. Feldmarschalls 
Clairfait über. Tatenlos verging der Sommer, den die 
elend verpflegten Truppen in verschiedenen Lagern zwischen 
Main und Neckar auf der Rheinebene verbrachten. Die 
  
Hans Gottlob von Zezschwitz, General der Kavallerie, 
geb. 1736, gest. 1818 
Krankenzahl wuchs bis auf 13% der Sollstärke. Geduldig 
und ohne Murren ertrugen die Leute die schlimme Lage. 
Die Kriegslage verschlechterte sich weiter. Die Franzosen 
überschritten bei Duisburg den Rhein und versuchten bei 
Oppenheim ebenfalls den Uferwechsel. Mannheim fiel am 
20. September in ihre Hände. Nun wurde der Rückzug 
angetreten. Die Sachsen marschierten über Niederramstadt 
südlich Darmstadt, Arheiligen nach Harreshausen, wo am 
30. September Generalleutnant von Lindt den Oberbefehl 
wieder übernahm. Es war ihm nur beschieden, das Korps 
beimzuführen. Denn kurz nach seiner Ankunft im Lager 
langte Premierleutnant von Kaiserlingk mit dem Befehle des 
Kurfürsten an, sofort den Rückmarsch in die Heimat, die 
man nach dem Rheinübergange der Franzosen bereits für 
gefährdet hielt, anzutreten. Nach einem Reichsschlusse von 
1734 war ein solcher Schritt, der uns sehr merkwürdig er- 
scheint, möglich. Nicht ohne Schwierigkeiten trennte sich 
das sächsische Korps am 2. Obtober von den Reichstruppen 
und von Marschall Clairfait und zog über Würzburg main- 
aufwärts nach Hause, wo es Ende Oktober bis Mitte No- 
vember anlangte und in seinen Standorten abrüstete. 
Allein noch ehe die Truppen in ihren Friedensplätzen 
völlig eingetroffen waren, dachte der Kurfürst an neue 
Rüstungen. Am 30. Jamtar 1796 wurden schließlich neue 
Mobilmachungsbefehle erlassen, im März brachen, aber- 
mals unter Lindt, 9700 Mann nach dem unteren Main auf. 
Das neue Reichskontingent der Sachsen marschierte zu- 
nächst nach Oppenheim und überschritt zwischen dem 17.
	        
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