Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Am 13. April beteiligte sich die Brigade Heintz an der 
Wegnahme der Düppeler Schanzen, wobei sie 27 Tote und 
116 Verwundete verlor. Bis auf einige kleine Gefechte, 
vor allem des Gardereiterregiments, war damit der Feld- 
zug beendet. Prinz Albert, der spätere König, empfing bei 
Düppel seine Feuertaufe. Am Tage nach dem Schanzen- 
sturme schrieb der Prinz an einen sächsischen Beamten die 
denkwürdigen Worte: „Der Krieg hier hat, abgesehen von 
Recht und Unrecht, das schwer zu entwirren, für mich eine 
höhere Bedeutung: es ist das erste Zusammenwirken der 
eigentlich deutschen Stämme zu einem ziele, es ist dies der 
wahre Weg zur Einigkeit, und diese Bahn zu öffnen ist 
es Pflicht namentlich der Fürsten voran zu gehen, und gelte 
es das Leben, denn, liebster Freund, die Monarchie stirbt 
nicht durch den Tod eines Gliedes, aber Deutschland 
geht zugrunde, wagt es nicht durchzukämpfen.“ 
Schon im folgenden Jahre drohte die Spannung zwischen 
Preußen und Österreich zu einem Kriege zu führen. Beide 
Staaten machten mobil, und auch Sachsen rief seine Re- 
servisten ein. Der Olmützer Vertrag löste zunächst diese 
Schwierigkeiten. 
Der Krieg Osterreichs mit Sardinien und Frankreich 
nötigte im Frühjahr 1850 abermals zur Marschbereitschaft. 
Wiederum verzog sich das drohende Kriegsgewitter. 
Als 1863 die schleswig-holsteinische Frage wieder bren- 
nend und die Bundecserekution beschlossen worden war, 
mußten aufs neue 6000 Mann mobil gemacht werden. 
Sie wurden am 15. und 16. Dezember als Brigade von 
Schimpff in 20 Eisenbahnzügen nach Boitzenburg gebracht 
und marschierten von da nach Rendsburg, wo sie am Sil- 
bestertage, vom Volke jubelnd begrüßt, einzogen. Da Preußen 
und Österreich am 14. Januar 1864 übereingekommen 
waren, die Angelegenheit dem Deutschen Bunde zu ent- 
ziehen und allein zu regeln, blieben sie bei den kommenden 
Ereignissen müßige und nicht einmal gern gesehene Zu- 
schauer. In ermüdendem Beobachtungsdienste und bei nicht 
sehr freundlicher Behandlung durch die Verbündeten, ver- 
ging für sie das ganze Jahr 1864. Erst am 15. Dezember 
wurden die Truppen in Harburg verladen und über Göt- 
tingen, Kassel, Eisenach, Lichtenfels, Hof in mehr als zwei- 
tägiger Eisenbahnfahrt heimbefördert. 
Der 1366 entbrennende Kampf um die Vorherrschaft in 
Deutschland fand Sachsen auf der Seite Österreichs. Am 
10. Mai wurde Kronprinz Albert zum Führer des sächsi- 
schen Korps ernannt, am folgenden Tage dieses selbst, 620 
Offiziere, 31 300 Mann, 68 Geschütze, mobil gemacht. 
Da die Ereignisse dieses und des folgenden Krieges gegen 
Frankreich noch in aller Erinnerung leben, brauchen sie hier 
nur kurz angedeutet zu werden. Wie 1756 konnte Sachsen 
auch diesmal nicht verteidigt werden. Das Heer zog, als 
nach langem Verhandeln am 15. Juni der Krieg begann, 
nach Böhmen ab. Am 18. bereits wurde Dresden ohne 
Kampf besetzt, das Land litt, da von den Preußen strengste 
Zucht gehalten wurde, nicht besonders unter der Last des 
feindlichen Einfalls. 
Kronprinz Albert hatte sich am 24. Juni mit dem zu seiner 
Aufnahme an die Iser vorgeschobenen Korps Clam-Gallas 
vereinigt, mußte aber, da die Preußen nicht nur aus dem 
Erzgebirge, sondern auch durch die Lausitz über den Paß 
von Gabel vordrangen, nach dem Rückzugsgefechte von 
Münchengrätz auf Gitschin zurückgehen, wo er am 29. Juni 
in der Erwartung, daß ihm die Hauptarmee Hilfe senden 
würde, die Schlacht annahm. Ungünstige Nachrichten 
zwangen am Abend, den Kampf abzubrechen und auf die 
Hauptarmee zurückzuweichen, die sich nach dem Verlust 
der Riesengebirgspässe bei Königgrätz zusammenzog. Hier 
fochten am 3. Juli die Sachsen heldenmütig und ruhm- 
voll bei Prschim und Problus auf dem linken Flügel der 
Stellung. Als aber die Mitte und der rechte Flügel ge- 
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schlagen zurückflutete, mußten auch die Sachsen um 3 Uhr 
nachmittags mit großen Verlusten den Kampf aufgeben. 
In geschlossenen Abteilungen überschritten sie die Elbe und 
erreichten in drei Heersäulen über Chrast, Hohenmauth und 
Landöcron Zwittau, am 11. Juli Olmütz, von wo der Weiter- 
marsch zu Fuß und mit Eisenbahn nach Wien fortgesetzt 
wurde. Außer den Nachhutgefechten bei Kralitz am 14. und 
bei Szenitz am 22. Juli kam es nicht mehr zu Kämpfen. 
Der Vorfriede von Nikolsburg beendete am 26. Juli den 
  
König Albert 
Krieg, der den Sachsen 80 Offiziere und 2132 Mann ge- 
kostet hatte. Die Heimkehr begann am 23. Oktober. 
Sachsen trat abermals in eine neue Zeit. Der Nord- 
deutsche Bund, dem es sich anschließen mußte, löste es von 
OÖsterreich los und band es eng an Preußen. Die neue 
Verfassung des Bundes vom 17. April 1867 brachte die 
allgemeine Wehrpflicht ohne Stellvertretung und eine voll- 
kommene Neuordnung des Heeres nach preußischem Muster, 
die 1868 noch erweitert wurde. 
Das sächsische Heer wurde nunmehr das XII. Armee- 
korps des Norddeutschen Bundes. Als solches hat es seinen 
glänzendsten und erfolgreichsten Feldzug geführt. 
Der 16. Juli 1870 war der erste Mobilmachungstag des 
von Frankreich herqusgeforderten Krieges, der die deutsche
	        
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