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gegenüber ihren Beschützern mit der Tat zu beweisen, als
eine so umfassende Organisation hervortretend, ist es nur
natürlich, daß der Heimatdank von vornherein auch der
Frage der Ansiedlung von Kriegsteilnehmern gegenüber das
regste Interesse bekundete. Die Aufgabe, um die es sich
dabei handelt, war allein und für sich schon so umfang-
reich, daß bereits von Anfang an die Schaffung einer
Sonderorganisation dafür ins Auge gefaßt war.
Am 20. März 1916 wurden bei Gelegenheit der Tagung
des Landesrats in Dresden — beim Punkt 8 der Tages-
ordnung — für die Frage des Wohnens und Siedelns zwei
Ausschüsse gebildet, nämlich
I. ein Ausschuß (G.) für Kleinwohnungsfür-
sorge, geleitet von Geh. Kommerzienrat Marwitz als
Vorsitzendem, Professor Dr. Kraft als stellvertretendem Vor-
sitzenden, Regierungsbaumeister Dr. Kruschwitz als Schrift-
führer, Oberregierungsrat Dr. Höhne als stellvertretendem
Schriftführer, und
II. ein Ausschuß (5.) für ländliche Kleinssed-=
lung, geleitet von Wirkl. Geh. Rat Dr. Mehnert als
Vorsitzenden, Domherrn Dr. v. Hübel als stellvertretendem
Vorsitzenden, Generalsekretäc Dr. Schöne als Schriftführer,
Wn“ s Degener als stellvertretendem Schrift-
ührer
Wiederholt wird in den Heimatdanknachrichten der Aus-
bildung von Kriegsteilnehmern in der Landwirtschaft ge-
dacht. Zweck derselben ist Herbeiführung bzw. Erhöhung der
Befähigung zur Tätigkeit in der Landwirtschaft.
Sehr zweckmäßig ist die Errichtung einer Beratungs-
stelle für bäuerlichen Besitzwechsel, namentlich im
Interesse von Kriegerwitwen. Es heißt darüber (-H. D. N.,
2. Jahrg., S. 40):
„Ihre Aufgabe ist, Kriegerwitwen und Kriegsteil-
nehmer, aber auch sonstige Landwirte bei Fortsetzung
ihres Betriebes, bei dessen Verkauf oder bei Ubernahme
einer neuen Wirtschaft zu beraten. Insonderheit wird sie
behilflich sein, die Geldverhältnisse zu regeln, Kauf-
verträge zu begutachten und Bewirtschaftungspläne auf-
zustellen. ,
Alle Auskünfte und Beratungen erfolgen kostenlos.
Die Geschäftsstelle befindet sich im Landeskulturrat für
das Königreich Sachsen, Dresden-A., Sidonienstr. 14 I.“
Das Vorhandensein einer solchen Beratungs-
stelle kann nicht weit genug bekannt werden.
In Kürze ist der Heimatdankausstellung für
Kriegsbeschädigtenfürsorge in Leipzig 1917, ver-
anstaltet vom 11. August bis 3. September in den Räumen
des Kristallpalastes, zu gedenken. Vom Heimatdank in die
Wege geleitet, bildete sie das Werk der Zusammenwirkung
der verschiedensten Stellen, die sich in der Kriegsfürsorge
betätigen, so aucch in bezug auf das Wohn= und Siedlungs-
wesen. Wir erwähnen als oberste Beratungsstelle den Sächsi-
schen Landesverein Heimatschutz sowie, daß eine Reihe Ge-
sellschaften, Genossenschaften und Vereine, von ihm unter-
stützt oder beraten, sich in den Dienst der Kriegerfürsorge
gestellt hatte. Zur Ermöglichung von Vergleichen waren auch
außersächsische Aussteller charakteristischer Art zugelassen.
Noch ist der Herausgabe der Siedlungsnummer als
Nummer 20 des 3. Jahrganges der Heimatdanknach-
richten zu gedenken. Sie bietet eine Zusammenstellung
aller bis Oktober 1917 in Sachen der Wohnungserstellung
und Ansiedlung ergangener, für Sachsen in Betracht kom-
mender Gesetze und Verordnungen, Erlasse und sonstiger
wichtiger Veröffentlichungen und ermöglicht so eine rasche,
leichte, übersichtliche Einführung in diesen grundlegenden
Teil des Ansiedlungswerks.
Indem wir nur noch die Herausgabe des Heimatdank-=
kalenders, erstmalig für 1918, erwähnen, der in den
Aufsätzen „Kriegerheimstätten“ von Prof. Dr. H. Kraft
und „Mein Heim“ von Hofrat Oskar Seyffert sowie
im anhängenden „Merkbuch“ über das Siedlungswerk be-
richtet bzw. belehrt, könnten wir, nachdem wir alles Wichtige
über Heimatdank und Kriegerheimstätten bervorgehoben zu
haben glauben, diesen Abschnitt schließen, wäre nicht noch
eine Organisation zu behandeln, die sich eng an den Heimat-
dank angeschlossen und mit ihm organisatorisch verbunden ist:
Der Frauendank.
1914 am 22. Oktober von Frau Elisabeth Schurig=
Klotsche mit dem Sitze in Dresden, dem Wirkungskreise
Sachsen gegründet, am 19. Mai 1918 eingetragen — wir
folgen im übrigen den Angaben des Heimatdankkalenders
— verfolgt dieser Verein als „Bund der dankbaren deut-
schen Frauen und Mädchen für invalide Krieger, Frauen-
dank e. V.“ in Sachsen unter dem Vorsitze von Frau
Beatrice Spitzner-Dresden, der Frau A. Ackermann-
Leipzig als stellvertretende Vorsitzende zur Seite trat, den
Zweck: „die reichsgesetzliche Fürsorge für die Kriegsinvaliden
im Einvernehmen mit dem Heimatdank zu er-
gänzen.“
Im Rahmen seines vornehmsten Zweckes, der Wohnungs-
fürsorge für Invalide, hatte der Frauendank zunächst an
Heime für schwerstbeschädigte Krieger gedacht; der Gedanke
wandelte sich bald um in den Plan, Eigenheime für Kriegs-
beschädigte zu errichten. Um die Schaffung solcher Eigen-
heime zu fördern, hat sich der Frauendank u. a. mit ¼ Mil-
lion Mark an der Landessiedlungsgesellschaft beteiligt. Über-
dies hilft er beratend und vermittelnd bei der Beschaffung
von Hausgerät für kriegsgetraute Invaliden, gewährt freie
Unterkunft an lazarettentlassene Invaliden während der Zeit
der Berufsausbildung und Umlernung, Mietzinsbeihilfen an
kinderreiche Invaliden, wenn besondere Notlage vorliegt.
Die Geschäftsstelle des Vereins befindet sich Dres-
den-A., Walpurgisstraße 10, der Gesamtverein gliedert sich
in Kreisvereine dergestalt, daß jede Kreishauptmannschaft
einen solchen Kreisverein umfaßt.
Für jeden Bezirk eines Vereins „Heimatdank“ soll mög-
lichst eine Ortsgruppe gebildet werden. Die Zahl der Orts-
gruppen betrug Ende 1917: 102 mit rund 6o ooo Mit-
gliedern. Die Geschäftsstellen der Kreisvereine sind folgende:
1. Bautzen: Kornmarkt 2. — 2. Chemnitz: Königir. 3.
straße 11. — 5. Zwickau: Wilhelmstr. 15.
Am 31. März 1916 hielt der Frauendank laut Heimat-
danknachrichten 1. Jahrg. S. 239, dem Organe zugleich
dieses Vereins, seine Jahresversammlung im Kaiserpalast
in Dresden ab. Es ist zu erwähnen, daß dem Bundes-
vorstande als Abgeordneter des Landesrats der Stiftung
Heimatdank Freiherr von Welck, als juristischer Beirat
Justizrat Dr. Lehmann, als kaufmannischer Beirat Kon-
sul Reimer neben den Damen des Bundes angehören.
Zwecks Beschaffung größerer Geldmittel hatte der Frauen-
dank zu Königs Geburtstag am 25. Mai 1916 einen Raucher-
spendetag veranstaltet.
Bei Gelegenheit der dreitägigen Bundestagung vom 19.
bis 21. August 1917 in Leipzig anläßlich der Heimatdank-
ausstellung gab Frau E. Pochmann-Dreêöden Aufschluß
über die Wege zur Errichtung von Eigenheimen, wäh-
rend Herr Verlagsbuchhändler Degener auf die Bedeu-
tung der Kriegerheimstättenbewegung näher einging und eine
Reihe wertvoller Richtlinien für die Siedlungsarbeit auf-
stellte. Unter seiner Führung als des Vorstandes der Säch-
sischen Kriegersiedlung besichtigten die Mitglieder des Frauen-
danks mit großem Interesse mehrere der teils noch in Bau
befindlichen, teils bereits bewohnten, überaus freundlich und
einladend anmutenden Siedlerheime. Von zunächst 14 in
Angriff genommenen Häusern in Wachau wurden bereits
acht bewohnt. —