Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

in der folgenden Nacht daneben das Schützenregiment 
das 1. Garderegiment zu Fuß ab. Die 23. Infanterie- 
division übernahm den Befehl über die vorderste 
Kampflinie. Das Grenadierregiment 101 löste in der 
Nacht zum 12. April Teile des Leibgrenadierregiments 
vorn ab. In den folgenden Nächten wurde dann die 
gesamte 23. Infanteriedivision nach und nach heraus- 
gezogen und trat dann in mehreren Marschstaffeln den 
Rückmarsch zunächst bis an die Somme im Raume 
von Devise —Mouchy, dann in kleinen Märschen bis 
in die Umgegend von Guise an. 
Die letzten Tage in der Stellung westlich der Arre 
waren ohne Infanteriekampf verlaufen. Der Feind be- 
schränkte sich auf heftiges Artilleriefeuer und Bomben= 
werfen, hauptsächlich auf die Abrebrücken und Biwaks. 
Die Didvision hatte Ausgezeichnetes geleistet, aller- 
dings unter schweren Verlusten. Dieselben betrugen 
576 Tote, 2740 Verwundete und 227 Vermißte, dar- 
unter an Offizieren 32 — 96 —. Bedenkt man, 
daß dieselben in der Hauptsache auf die drei In- 
fanterieregimenter entfallen, deren Kampfstärke beim 
Einsetzen der Division kaum 6500 Mann betrug, so 
kommt man zu der erschreckenden Tatsache, daß wieder- 
um die Hälfte des Frontbestandes an Offizieren und 
Mannschaften dem menschenmordenden Krieg hatten 
geopfert werden müssen. 
Die „abgekämpfte“ Oivision, ein wenig schöner, aber 
bezeichnender Ausdruck, der sich in dem verlustreichen West- 
krieg eingebürgert hatte, wurde nunmehr in der Champagne 
bei ihrem angestammten Generalkommando XII in dem den 
Sachsen so vertrauten Abschnitt von Somme-py eingesetzt. 
Sie wurden zunächst aus der Gegend von Guise vom 
22. April ab mit der Bahn in den Raum von Attigny an 
der Aisne überführt und erreichte von dort mit Fußmarsch 
ihr neues Ziel. 
4. An der Champagnefront. 
Von Ende April bis Ende Mai 1018. 
Die Dioision übernahm bei Gruppe Py (Generalkom= 
mando XII. Armeekorps) den Abschnitt Clement von der 
1. Reservedivision und dessen linke Verlängerung von der 
87. Infanteriedivision in den Nächten zum 25. bis 28. 
April. Die Grenadierregimenter rückten zunächst mit je 
einem Bataillon in die vorderste Linie, die Schützen kamen 
in Nuhequartiere. 
Bis auf scharfe Patrouillenkämpfe am 2. und §. Mai 
herrschte Kampfruhe, nur das übliche Streufeuer lag regel- 
mäßig über Kampfstellungen und Pytal. 
Am 1o. Mai suchte der König seine Division, bel der er 
als Soldat eingetreten war, die er selbst befehligt hatte, 
und deren Erleben im Kriege er mit vollstem Herzensanteil 
mitempfunden hatte, im Armeelager Pauvres auf, um ihr 
seine Anerkennung für die Heldentage an der Avre aus- 
zusprechen. Kein Sterblicher ahnte, daß der König, „dessen 
ganze Liebe die Armee, insbesondere diese Division war, 
bei der er großgeworden, zum letzten Male seine braven 
Sachsen sah, die ihm von Herzen in aufrichtiger Ver- 
ehrung zujubelten“. 
Nach ruhigen, nur durch einige gelungene Stoßtrupp- 
und Patrouillenunternehmungen unterbrochenen Wochen 
wurde die Division Ende Mai von der Gardekavallerie= 
division abgelöst. 
5. Am Walde von Villers Cotteröts. 
Von Milte Juni bis Ende Juni 1918. 
Die Division erreichte in mehreren Marschstaffeln mit 
eingelegten Ubungen der Einzelverbände zunächst den Raum 
nordwestlich von Reims. 
  
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Skizze 9. 23. Infanteriedivision zwischen Aisne und Marne 1918 
Inzwischen war die große Westoffensive auch auf den 
Raum zwischen der Avre und der Marne ausgedehnt wor- 
den. Reims war von Westen eng umschlossen. Dort dehnte 
sich der deutsche Vorstoß bis an die Marne aus. Nach 
Westen wurde dem deutschen Vordringen an dem großen 
Waldgebiet von Villers Cotteröts im Mai zunächst Halt 
geboten. 
Über Fismes und Braisne erreichte die 23. Infanterie- 
division Mitte Juni die Westfront südlich von Soissons. 
Dort löste sie vom 19. Jum ab die 485. Reservedivision in 
dem Raum nordöstlich des Waldes von Villers Cotterêts 
ab und trat zur Gruppe v. Watter (Generalkommando XIII. 
Armeekorps). » 
Schon am 21. Juni erfolgte ein feindlicher Angriff auf 
Missy und Dommiers im rechten Abschnitt der Division, 
der leicht abgewiesen wurde. Die nächsten Tage hielt der 
Feind das ganze Gelände zwischen Missy und Villemontoire, 
der der Division anvertraut war, unter Feuer. Das feind- 
liche Fernfeuer reichte bis weit ins Hintergelände. Das 
Dioisionskommando lag in Rosieres. 
Am 28. Juni wurde die Division von der 42. Infanterie- 
division in der vordersten Linie abgelöst. Schon hatten die 
beiden Bereitschaftsbataillone den Dienst übergeben, da griff 
6 Uhr morgens der Gegner unter dem Schutze einer Feuer- 
walze und von Abriegelungsfeuer starker Artillerie den 
rechten Flügel der Division und die rechte Nachbardioision 
mit starken Infanteriekräften an. Die Stellung der Divi- 
sion wurde vom Grenadierregiment 101 restlos gehalten, 
während beim Nachbar ein tiefer Einbruch erfolgte. 
Vorübergehend in geringer Breite eingedrungener Feind 
wurde durch einen über die eigene Stellung binausdringen- 
den Gegenstoß geworfen. Hierbei wurden an Gefangenen 
1 Offizier und 24 Mann eingebracht. Von Mittag ab 
flaute die Kampftätigkeit etwas ab, die feindliche Artillerie 
blieb aber noch bis zum Abend tätig. Die bereits im Ab- 
marsch befindlichen Teile der Division (I. Schützenregiment 
108 und II. Grenadierregiment 101) wurden angehalten 
und wieder vorgezogen. III. Infanterieregiment 138 wurde 
auf dem rechten Flügel eingesetzt, stellte den Anschluß an 
die 14. Infanteriedivision wieder her und schob unsere 
Linie wieder 300 Meter vor, näher an die Höhe 162 heran. 
Nach einem ruhigen Tag griff der Feind am 30. Juni
	        
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