Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

schaft Flöha zu werden und wenigstens einen Anteil für 
diese Genossenschaft — 300 Mark — schon jetzt ganz oder 
in Teilbeträgen zu zahlen. Damit soll u. a. eine Organi- 
sation zur planmäßigen Ermittlung des Wohnungsbedarfs 
finanziert werden. In bezug auf die Bauten: jedes Haus 
hat drei Wohngeschosse, von denen eines im Dach eingebaut 
ist. An Nebenräumen erhält jede Wohnung reichlich Keller, 
eine Bodenkammer und einen Holzschuppen im Hof, außer- 
dem einen Garten. Gemeinsam für je sechs Wohnungen sind 
eine Waschküche, ein Wäschetrockenboden und ein Bleich- 
platz vorgesehen. Im Bauwich zwischen den Häusern wird 
durch lebende Hecken ein kleiner Kinderspielplatz mit Sand- 
haufen und Bank eingefriedigt. Das Außere der Häuser 
ist in spartanisch einfachen Formen gehalten. 
Endlich: in den kleineren Gemeinden sind die Wohn- 
haustypen kleiner, sie gehen herab bis zum Doppelwohnhaus 
mit je einer Haushälfte für eine Familie. Für einen Teil 
der Häuser sind Klein- 
325 
1) Anderweite Siedlungs= und Bautätigkeit 
Die Bezirkssiedlungsgesellschaften verfolgen nicht den 
Zweck, mit örtlichen Bauvereinen in Wettbewerb zu treten, 
sie unterstützen sie vielmehr und entfalten in der Regel nur 
dorr eigene Bautätigkeit, wo sich keine Bauvereine finden. 
Von einer Erstellung von Wohnungen während der letzten 
Jahre des Krieges läßt sich naturgemäß weder bei den „an- 
erkannten“ noch bei den übrigen Bauvereinen reden, wohl 
aber verdient hervorgehoben zu werden, daß sich die genossen- 
schaftliche Wohnungserstellung als solche durchaus bewährt 
hat. Die Bauvereine haben die schwere Priü- 
fungszeit im ganzen glücklich überstanden, ein 
Beweis, daß ihre Organisation auf gutem Grund ruht. 
Sie werden ja nach dem Kriege vor besonders große Auf- 
gaben gestellt sein. Erfüllten 1912/13 sie allein 25 % des 
gesamten Bedarfs an neuen Kleinwohnungen in Sachsen, 
der sich damals auf jährlich 95800 Wohnungen stellte, so 
wird das in den näch- 
  
viehställe vorgesehen, 
in den Auerswalder 
Doppelhäusern auch 
Schweineställe. Von 
Ersatzbaustoffen wird 
nur der billige Lehm- 
ziegel verwendet. Die 
Bewohner sind allge- 
mein sehr befriedigt. 
Auch in den anderen 
Orten sollen Heim- 
stättengenossenschaften 
die Verwaltung über- 
nehmen. Bei der tech- 
nischen Durchführung 
werden in weitest- 
gehender Weise Nor- 
men für Fenster, Tii- 
ren, Ofen, Treppen usw. 
benutzt. Auch die Baustoffbeschaffung erfolgt planmäßig, 
gemeinsam, weitausschauend. 
Die Bezirkosiedlungsgesellschaft Zittau-Land hat bis- 
her fünf Wohnhäuser mit 10 Wohnungen in Hirschfelde 
errichtet, die ihrer Vollendung entgegengehen. Der Bau 
weiterer fünf Wohnhäuser mit der gleichen Anzahl Woh- 
nungen ebenfalls in Hirschfelde ist in Vorbereitung. Die 
Wohnungen sind nicht ausschließlich für Krieger bestimmt. 
Die Stiftung Bergheimat in Freiberg hat gemäß ihren 
oben angedeuteten Grundsätzen gearbeitet, zu erwähnen ist 
an dieser Stelle, daß sie bis Ende 1918 26 Anträge auf 
Kapitalabfindung durchgeführt hat zum Erwerb von vier 
Wohnheimstätten, 10 Wirtschaftsheimstätten, zum Ankauf 
von lebendem Inventar, zur wirtschaftlichen Stärkung des 
Grundbesitzes, zur Tilgung von Schulden. 
Innerhalb des Tätigkeitsbereiches der Bezirkssiedlungs- 
gesellschaft Dresden Stadt und Land sind von gemein- 
nützigen und gewerblichen Bauunternehmungen wie von Ge- 
meinden bisher insgesamt 1350 Wohnungen begonnen und 
zum größten Teil auch schon fertiggestellt worden. Die Sied- 
lungsgesellschaft selbst hat verschiedene Siedlungsplanungen 
in Vorbereitung, so in Klotzsche, in Weissig und Döhlen, 
die annehmbar im nächsten Jahre zur Ausführung gelangen 
dürften. 
Die Gesellschaften sind durchgehends gemeinnützige, aber 
trotzdem nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten in kaufmän= 
nischer Weise geleitet. Erfreulich ist, daß sie sämtlich eine 
weitblickende Bodenpolitik in ihr Programm aufgenom- 
men haben. Es ist die Wirkung der Bodenreform, die 
sich hier unverkennbar zeigt, ihre volle Wirkung wird freilich 
erst in der Zukunft zutage treten, wenn die Bauvorhaben 
verwirklicht sein werden, um die es sich handelt. 
  
Baugenossenschaft Feuerwerkslaboratorium Radeberg. 
Entworfen Lon Architekt Curt Herfurth, Dresden 
sien Jahren in weit 
höherem Maße der Fall 
sein, wenn man be- 
denkt, daß die private 
Bautatigkeit als un- 
rentabel zunächst über- 
haupt ausscheiden 
dürfte und dann nur 
der Regiebau da- 
neben in Frage käme, 
eine Erstellungsweise, 
die wohl aus guten 
Gründen weniger be- 
vorzugt zu werden ver- 
dient. Als eine Er- 
rungenschaft des Krie- 
ges darfes angesprochen 
werden, daß, wenn 
irgend möglich, als 
Bauweise der Flachbau, als Siedlungsweise die weit- 
räumige Siedlung mit Gartennutzung in Anwendung 
kommen wird. 
Daß man sich im Lande, wie zu erwarten, auf die neuen 
Aufgaben rüstet, davon zeugen u. a. die Nachrichten im 
„Siedler“. 
Sehr rege dürfte sich die Bautätigkeit in Bautzen ge- 
stalten, wo gegen 600 Kleinwohnungen fehlen, sodann liegen 
Planungen vor in Aue, Coswig, Leutsch, Lichtenstein, Meu- 
selwitz, Schwarzenberg, Löbau, Dresden-Reick, in Klotzsche. 
Umfangreich sind die Vorhaben in Leipzig und Dresden, 
wo eigene Amter bzw. Beratungsstellen errichtet wurden. 
In Chemnitz hat die Lehmbauweise in Schönau und 
Glösa Verwendung gefunden. Sehr glücklich stand es um 
die Errichtung der Kriegersiedlung Rotluff u. U., wo zu- 
nächst 20 Häuser in Angriff genommen wurden, die In- 
dustrie ist beteiligt in Döbeln, Franbenberg, Pirna, 
wo die Firma Küttner 14 Reihenhäuser und sieben Dop- 
pelhäuser erstellt hat, auch auf die Leistung der Bau- 
genossenschaft Feuerwerkslaboratorium in Radeberg, wo 
das Reichsamt des Innern 90 % der Baukosten gegen JZins 
und Tilgung nach einem vorbildlich en Erbbau- 
vertrag übernahm, sei hingewiesen. 
In Omsewitz bei Dresden erstellt die Landessiedlungs- 
gesellschaft „Sächsisches Heim“ vier Probehäuser: ein 
Doppelhaus als Lehmstampfbau — in Rohbau fertig —, 
zwei Einzelhäuser aus luftgetrockneten Ziegeln, die an Ort 
und Stelle selbst hergestellt worden sind — in Bau. Es 
soll damit der Nachweis erbracht werden, daß die Bau- 
tätigkeit bei Lehmvorkommen von der Kohlenfrage in einem 
erheblichen Umfange unabhängig gemacht werden kann. 
Wir schließen diese Übersicht mit der Erwähnung noch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.