Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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2. Ausgang. 
Franzosen. 23172 94571 1272 — 38072,80 44600 2980 
(13896) 
Belgier 10 10 — — — — 
Englünder. 3169 20275 — — 24551 1484 
Rufsen. ., 1416 11465 894 — 31148,14 1796 — 
(4044) 
Serben 1 741 4582 70= 1908,20 141 — 
(188) 
Rumänen — 575 — — 40 — 
Italiener 460 21208 305 = 6134,00 11485 — 
(0385) 
B. Offizierslager 
1. Eingang. 
Franzosen. 1308 437 10 = 52,03 847 51 
Engländer. — — — — — — 
Russen. 488 944 27 — 4353, 38 732 — 
Serben — — — — — 
Rumänen — — — — —- 
Italiener — — — 10 — 
2. Ausgang. 
Franzosen 320 1110 7— 320,63 38 — 
Russen 878 2362 65 — 5832,97 — — 
Die Briefe, Karten, Bücher usw. eines Gefangenen prüfte 
in der Regel immer der gleiche Briefleser, damit dieser mit 
der Zeit sich in die Verhältnisse der ihm zugewiesenen 
Fremdlinge einleben und sie besser beurteilen lernte. Das 
  
Silberrubel und Brief im Brötchen 
war mitunter eine recht schwierige und zeitraubende Massen- 
arbeit. Darum konnte ein Prüfer höchstens die Postsen- 
dungen von 350 Gefangenen bewältigen. Seine erste Pflicht, 
die er nach Eingang eines Poststückes zu erfüllen hatte, 
bestand darin, auf dessen äußere Merkmale, wie Stempel, 
Ortsangaben, Truppenteilbezeichnungen usw. zu achten. So- 
dann erfolgte die Durchforschung nach versteckten Angaben, 
geheimen Klarschriften, Schlüsseln zu Geheimschriften, Mit- 
teilungen unter Briefmarken u. a. m. Diese Tätigkeit führte 
oft zu Ergebnissen, die größtes Erstaunen über die Er- 
findungsgabe der Menschen auslösten. 
Das läßt sich auch von der Prüfung der Pakete behaupten. 
Die vollzog sich in den ersten Kriegsjahren in der Weise, daß 
vertrauenswerte Kriegsgefangene unter deutscher Aufsicht die 
Packungen öffneten, nach Feststellung der Unverdächtigkeit 
wieder schlossen und den Empfängern aushändigten. Als aber 
der Paketverkehr in den großen Lagern mit der Zeit dermasen 
anschwoll, daß täglich große Wagenladungen durch die Ge- 
fangenen von der Bahn geholt werden mußten, und damit 
die Möglichkeit flüchtiger Durchsicht in der Prüfungsstelle 
entstand, da ging man dazu über, die Pakete nur noch von 
Deutschen öffnen, durchsehen und wieder schließen zu lassen, 
selbstverständlich nur von ganz unbescholtenen Männern, 
während kriegsgefangene Vertrauensleute sich nur davon 
überzeugten, daß nichts entwendet und auch sonst ordnungs- 
gemäß verfahren werde. Uberdies hatten sich die Prüfer 
nicht selten vor Verlaß des Amtsraumes einer Durchsuchung 
zu unterziehen, wodurch sich das Lager die Gewißheit ver- 
schaffte, daß Entwendungen nicht vorkamen. 
Eine bedeutende Vermehrung der Arbeit und damit der 
Prüfer wie Arbeiter entstand durch die Nachsendung der 
Pakete auf die Arbeitsabteilungen, die zeitweise 90 v. H. 
aller Eingänge betrug. Die erforderte außerdem große 
Massen von teurem Packpapier, da das ursprüngliche meist 
nicht wieder verwendet werden konnte, und ergzeugte eine 
üble, aber angesichts der Nahrungsmittelknappheit im In- 
lande begreifliche Erscheinung, nämlich die Beraubung der 
Sendung auf dem Wege zum Empfänger, deren Bahn und 
Post mangels zuverlässiger Arbeiter nicht Herr zu werden 
vermochten, eine Erscheinung, von der unsere Gefangenen 
im Feindeslande auch manches werden erzählen können. 
So schwierig die Beförderung der täglich oft nach Tau- 
senden zählenden Pakete von der Bahn zum Lager und von 
da wieder zu Post und Bahn sein mochte, weil es an 
Weagen, Pferden, Menschen fehlte, schwieriger noch ge- 
stalteten sich die Untersuchungen der Sendungen, weil hier 
in vielen Fällen wissenschaftliche Arbeit geleistet werden 
mußte, dafür aber geeignete Kräfte meist nicht oder sehr 
schwer zu erlangen waren. Sie konnte indes nicht umgangen 
werden ohne die Gefahr großer Schädigung der Belange 
des deutschen Volkes in mancherlei Hinsicht. Denn was 
enthielten die Kisten und Kasten, 
Säcke und Pappen nicht alles: Hart- 
spiritus, Brennstoffe, Branntwein 
verschiedensten Grades und Zweckes, 
chemische Stoffe aller Art, Mittel 
zur Erzeugung oder Entwicklung von 
Geheimschriften, schriftliche Mit- 
teilungen und geitungen, Gegen- 
stände zum Zwecke der gerstörung 
deutscher Einrichtungen und Güter, 
verbotene Kleidung und manches 
andere. Alle diese Dinge bekamen 
die Gefangenen aus naheliegenden 
Gründen nicht ausgehändigt; ebenso 
nicht, wie an anderer Stelle bereits 
betont, die Arzeneien, nur daß diese 
zum Segen der Kriegsgefangenen 
vom Lagerarzt verwendet wurden. 
Brot, Seife, überhaupt Dinge, die zum Einschmuggeln 
verdächtiger Stoffe dienten, die z. B. Briefe harmlosester 
Art aus Rußland, Messer, Geldstücke usw. enthielten, er- 
lagen der Zerteilung. Ebenso öffnete man Wallnüsse, die 
die Franzosen gern als Versteck für Briefe verwendeten, 
oder Schokoladenpackungen oder Makkaronieröhren, in denen 
sich hin und wieder schriftliche Mitteilungen befanden. Auch 
Zigarren, Zigaretten, Schuhsohlen erregten mitunter Ver- 
dacht. Größte Vorsicht geboten Nahrungsmittelbüchsen. 
Einzelne Vorkommnisse lehrten sogar, dass es notwendig 
war, die Umhüllungen der großen Pakete sowie der einzelnen 
Inhaltsstücke genau zu prüfen. 
Einfacher gestaltete sich die Bewirtschaftung der staat- 
lichen Brotsendungen Frankreichs und Belgiens und die 
Verteilung der eingehenden Lebesgaben, weil dafür in 
jedem Lager Gefangenenausschüsse bestanden, die di: Arbeit 
übernahmen. Die Eingänge für Engländer waren zeitweise 
so groß, daß diese die Lagerkost ganz verschmähten, ihnen 
standen die für Franzosen wenig nach; die Russen dagegen 
kamen sich wie Stiefkinder behandelt vor. 
Neben dem Brief= und Paketverkehre lag der Post- 
prüfungsstelle endlich die Regelung der Geldsendungen ob. 
Die erfolgte anfangs auf dem einfachsten Wege: Der 
Kriegsgefangene erhielt gegen Quittung im Posibuche den 
ihm zustehenden Betrag in deutscher Währung ausgezahlt. 
Als der Verkehr sich rasch steigerte, griff man dazu, die
	        
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