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zum Gegenstoß vorgegangenen Bataillone des Leibgrena-
dierregiments sind dabei jedenfalls, soweit sie nicht ver-
nichtet wurden, in Gefangenschaft der Engländer geraten.
Nur die 4. Kompagnie, die am Gegenstoß nicht tellnahm,
und der Regimentsstab, der weiter nördlich die Abwehr
leitete, entgingen dem traurigen Schicksal. Im Laufe des
Tags wurden 7 Offiziere und 92 Mann des Regiments
gesammelt.
Früh 6 Uhr brach der Feind nach einem schweren Feuer-
schlag von Norden her, aus der entblößten Flanke auch
gegen das Grenadierregiment 101 vor und setzte sich in
den Besitz der Höhe 128 nördlich Fremicourt. Das Kampf-
bataillon des Regiments wurde im Rücken gefaßt, schlug
sich aber nach schwerem Kampf bis zur Artillerieschutzstelle
» PMB-Felle
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nördlich von Frsmicourt vor. Rechts und links umfaßt,
mußte das tapfere Bataillon schließlich zurückgenommen
werden. Sein Kommandeur und dessen 11. Kompagnie,
die zu weit vorgedrungen waren, wurden dabei abgeschnit-
ten. Weiter rechts war die 2. Kompagnie des Grenadier=
regiments 101 ebenfalls weit in die feindliche Linie einge-
drungen, sie schlug sich erst in der folgenden Nacht wieder
nach rlicktvärts durch. Die am Abend zuvor bezogene Stel-
lung der Division wurde dann aber den ganzen Tag über gehal-
ten. Auch am 1. September wurden auf der ganzen Front die
wiederholten Angriffe des Feindes unter schwersten Feind-
verlusten abgewiesen. Immerhin waren die Verluste schwer:
117 tot, 653 verwundet, 1064 vermißt, darunter an
Offizieren 6 — 22 — 27. Trotz dieses Abgangs von
Skizze 14. 23. Infanteriedivision vor Dpern 1918
durch. Vor dieser wurde dem feindlichen Angriff Halt ge-
boten, auch weiter rechts, nördlich davon auf der Front
der 40. Infanteriedivision.
Schlimmer erging es dem Kampfbataillon der Schützen
auf dem linken Flügel der 23. Infanteriedivision. Dort
ging der Feind unter schwerstem Beschuß und dichtem
Nebel beiderseits der Straße Bapaume —Cambrai und süd-
lich davon vor, drückte die 16. bayerische Infanteriedivision
bis südöstlich von Beugny zurück, umfaßte das vorwärts
von Frémicourt wacker standhaltende I. Bataillon Schützen-
regiments von Süden her und schnitt es ab.
Weitere Tankangriffe wurden von den beiden anderen
Schützenbataillonen blutig abgewiesen. Gegen Mittag flaute
das feindliche Feuer ab. Die Dioision hielt nunmehr die
Linie Vaulr—Bahnhof westlich Beugny. Gegenangriffe der
südwärts anschließenden Bayern führten diese bis in gleiche
Höhe wieder vor.
In der folgenden Nacht sollte die Front der Division
verkürzt und mit Hilfe von vier deutschen Tanks ein
Gegenangriff der 23. Infanteriedivision und ihrer Nach-
bardivisionen bis in die alte Hauptwiderstandslinie unter-
nommen werden. Doch die Zeit zur Vorbereitung des An-
Kiffs war zu burz. Die Tanks trafen nicht rechtzeitig ein.
So verpuffte der am 31. August ",30 Uhr früh unter-
nommene Angriff in Einzelvorstöße. Nur das III. Ba-
taillon der Schützen drang bis in eine englische Batterie
1834 Streitern hielt aber die arg mitgenommene Division
unerschüttert bis zu ihrer Abberufung aus.
Am 2. September gelang es dem Feind weiter nördlich
an und nördlich der Straße Arras—Cambrai die deutsche
Front weit bis über Baralle hinaus zurückzudrücken und
nun von Norden her auf Inchy die Nordflanke der Division
zu bedrohen.
So mußte die Front auch hier in der folgenden Nacht
zurückgenommen werden. Das gelang ohne jeden Verlust.
Zuerst ging die Artillerie zurück, von 3,30 Uhr morgens
ab folgte am 3. September auch die Infanterie. Sie wurde
in Linie Pronville— Beaumetz durch die 12. Reservedivision
aufgenommen und rückte zunächst in die Ortschaften hart
westlich von Cambrai in Ruhegquartiere.
Am 4. September wechselte sie in die Orte mehr nördlich
nach Bouchain (Skizze 12) zu, am 5. September rückte sie
in die Gegend östlich Douai und erreichte am 6. September
den Raum von Orchies, 20 Kilometer südöstlich von Lille.
Dort fanden die Tapferen einige Tage der Erholung. Die
Bataillone wurden auf drei Kompagmien gesetzt, die Minen-
werferkompagnie der Division wurde zur Bildung von
Negiments-Minenwerferkompagnien aufgeteilt und der we-
nige Ersatz, der noch zu erlangen war, herangezogen. Am
20. September besuchte der Generalfeldmarschall v. Hin-
denburg die tapferen Truppen der Dioision in ihren Unter-
kunftsorten, eine schöne Anerkennung ihrer bisherigen Taten.