Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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mehrere seiner heimatlichen Firmen vertrat. So war selbst 
diese Kriegsmesse in ganz hervorragender Weise wieder zur 
Exportmesse geworden, die auch stattliche Aufträge nach 
Übersee gezeitigt hat. Und daß auch ein Auftrag für Peters- 
burg erteilt wurde, allerdings mit der Klausel „lieferbar 
nach dem Kriege“, sei hier als Meßkuriosität der Kriegs- 
vormesse OÖstern lols gewissenhaft verzeichnet. 
Der Erfolg der Frühjahremesse blieb nicht aus. Er zeigte 
sich vor allem auch darin, daß sowohl in Aussteller= wie 
in Einkäuferkreisen nunmehr vorbehaltlos der große all- 
gemeine und der für jeden einzelnen im besonderen heraus- 
springende Nutzen anerkannt wurde, den das Festhalten 
an der Abhaltung der Messen gebracht hat, selbst wenn 
vorübergehend ein oder zwei Kriegsmessen nicht den Friedens- 
messen entsprachen. Der Erfolg zeigte sich weiter in der 
Anerkennung der gewaltigen Bedeutung und Kraft der 
Leipziger Kriegsmessen seitens des neutralen und des feind- 
lichen Auslandes, denn ohne diese Anerkennung hätten jene 
die Messen nicht besucht und diese sie nicht bekämpft, sondern 
beide hätten sie einfach unbeachtet gelassen. Der Erfolg 
zeigte sich fernerhin in dem ernsten und bisher in dem Aus- 
maße noch niemals bekannten Bestreben aller an der Messe 
Beteiligten, immer wieder neue Mittel und Wege zu finden, 
den Leipziger Messen neue Freunde in deren eigenem Inter- 
esse zu gewinnen. Nat der Stadt, Meßausschuß der Handels- 
kammer, Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Muster- 
messe, zahlreiche Private, sei es Meßlokalvermieter, sei 
es Aussteller oder Einkäufer, wetteiferten in diesem Be- 
streben. Der Erfolg zeigte sich vor allem und nicht im ge- 
ringsten Maße darin, daß die Besucher der Ostermesse 1915, 
ohne es etwa zu beabsichtigen, durch Erzählung ihrer Er- 
fahrungen, Erlebnisse und Anschauungen in weitesten Kreisen 
des Reiches und des Auslandes eine wirksame Reklame 
für die Messen gemacht hatten. 
Natürlich standen der Rat, der Meßausschuß und die gen- 
tralstelle an der Spitze. Sie haben, wenn auch nicht gleich auf 
einmal, so doch schnell hintereinander eine ganze Reihe 
von Vergünstigungen für die Teilnehmer an den Leipziger 
Messen in jenen großen Zeit erwirkt oder selbst eingeführt, 
die hier in Kürze angedeutet sein sollen, da sie unbedingt 
zur Veranschaulichung der Gründe gehören, die die fabel- 
hafte, rapid steigende Entwicklung der Leipziger Kriegs- 
messen mmit oder gar fast ausschließlich erzeugt haben. Der 
Miet= und Hotelpreisermäßigungen ist schon gedacht worden. 
An der Spitze standen — in der Zeit des so schwierig 
abzuwickelnden und immer kostspieliger werdenden Ver- 
kehrs besonders wichtig — die erzielte Fahrpreiser= 
mäßigung auf den Eisenbahnen. Für die direkte 
Fahrt nach Leipzig und zurück gewährten die Bahnverwal= 
tungen der deutschen Linien in zweiter und dritter Klasse 
einen Nachlaß von 30 % des Fahrgeldes, auch eine Reihe 
guswärtiger Bahnverwaltungen schlossen sich diesem Ver- 
fahren an. Selbstverständlich mußten die Meßbesucher eine 
auf ihren Namen lautende numerierte Bescheinigung des 
Meßausschusses, später des Meßamtes bei Lösung der Fahr- 
karten vorweisen. Wenn man weiß, daß jedes Ersuchen 
um solche Bescheinigung genau geprüft wurde, evenmell 
durch Rückfrage oder entgültige, nicht zu vermeidende Ab- 
lehnung beantwortet wurde, so kann man sich das Riesenmaß 
der hierdurch neuentstandenen Verwaltungsarbeit einiger- 
maßen vorstellen. 
Von ganz hervorragender Bedeutung für die Messen 
nicht minder, wie für die in Frage kommenden Firmen und 
das ganze deutsche industrielle und Handelsleben, waren die 
Beurlaubungen von Heeresangehörigen für den 
Leipziger Meßbesuch. Der Meßausschuß (später das 
Meßamt) trat zu jeder Messe an die in Frage kommenden 
militärischen Stellen mit dem Ersuchen heran, Urlaub zum 
Besuch der Musiermesse, soweit irgend möglich, zu er- 
teilen. Die einzelnen Urlaubsgesuche mußten von den Meß- 
besuchern natürlich längere Zeit vor dem Beginn der je- 
weiligen Messe bei dem Truppenteil des Gesuchstellers 
eingereicht werden. Von dort gelangten diese Gesuche an 
die Leipziger Handelskammer (Meßausschuß,), die ihrerseits 
Erkundigungen einzog und der Militärbehörde dann ihr Gut- 
achten bzw. die Befürwortung des Gesuches erteilte. 
Nicht minder wichtig als die Fahrpreisermäßigung war 
die frachtfreie Rückbeförderung der Meßgüter. 
Im allgemeinen waren bierfür die einschlägigen Vorschriften 
für Ausstellungsgüter geltend. Güter, die in Sammel- 
ladungen aufgegeben wurden, genossen keine Vergünsti- 
gungen, dagegen konnte die frachtfreie Rückbeförderung 
der für eine Mustermesse bestimmten Meßgüter auch noch 
nach Ablauf der nächsten Mustermesse stattfinden. Daß 
die Muster tatsächlich auf der Messe ausgestellt waren, 
mußte von der zuständigen amtlichen Stelle in Leipzig be- 
stätigt werden. 
Auch für die Ein-und Wiederausfuhr von Meß- 
mustern waren gewisse Vorteile erzielt worden dadurch, 
daß der Reichskommissar für Ein= und Ausfuhrbewilli- 
gungen die Jollstellen ermächtigt hatte, die Meßmuster, die 
natürlich in den Begleitpapieren als solche bezeichnet sein 
mußten, ohne besondere Einfuhrbewilligung zuzulassen. Sie 
mußten unter Zollkontrolle auf das Hauptzollamt Leipzig I 
abgefertigt werden, während ihres Verbleibs in Deutsch- 
land im Vormerkverfahren unter Zollkontrolle bleiben und 
ihre Wiederausfuhr binnen drei Monaten mußte demselben 
Hauptzollamt in Leipzig sichergestellt werden. Auch die 
Wiederausfuhr der so behandelten Waren ohne besondere 
Ausfuhrbewilligung zuzulassen, hatten die Jollstellen Er- 
mächtigung. 
Selbstverständlich war die Aufrechterhaltung des Außen- 
handels während des Krieges von größter Wichtigkeit, sollte 
nach dem Kriege das deutsche Wirtschaftsleben seine frühere 
Kraft wieder erlangen. An einen Friedensschluß der Art, 
wie ihn der Mai 1919 tatsächlich gebracht hat, dachte wäh- 
rend der Zeit der Kriegomessen nur ein geringer Teil des 
deutschen Volkes. Die Erfolge der deutschen Heere be- 
rechtigten zu den besten Aussichten und Hoffn#ungen. An- 
gesichts aber der Schwierigkeiten, die der Krieg den deut- 
schen Friedensindustrien bereitete, war es gelungen, von 
den maßgebenden Behörden eine Vorzugsbehandlung 
von Meßaufträgen zu erlangen. Bei der Belassung 
von Arbeitskräften, bei der Zuteilung von Rohstoffen usw. 
wurde auf die Bedürfnisse der auf der Leipziger Messe aus- 
stellenden Betriebe und insbesondere auf das Ausfuhr= 
geschäft weitgehende Rücksicht genommen, natürlich aber 
doch nur soweit, als es die Erfordernisse der Kriegswirt- 
schaft gestatteten. 
Im Zusammenhang hiermit stand die Frage der Aus- 
und Einfuhrbewilligungen. Für auf der Leipziger 
Messe bestellte Waren war vom Reichskommissar für Aus- 
und Einfuhrbewilligung eine beschleunigte Bearbeitung der 
(in Leipzig amtlich abgestempelten und dadurch beglaubigten) 
Anträge auf Ausfuhrbewilligung zugesichert worden. Eine 
weitere Erleichterung trat bei der Ausfuhr der auf der 
Leipziger Messe gekauften Waren nach den verbündeten und 
nach den neutralen Ländern dadurch ein, daß die Genehmi- 
gung nicht von einer Sparmetallersatzforderung bei diesen 
Waren abhängig gemacht wurde, sofern es sich um be- 
schlagnahmefreie Metalle handelte und in einer Sendung 
nicht mehr als s Kilogramm Sparmetalle enthalten waren. 
Endlich hatte auch das Reichsbankdirektorium die Neichs- 
bankhauptstelle Leipzig ermächtigt, den Meßbesuchern durch 
Einkaufsbewilligung bei aucländischen Aus- 
stellern eine Erleichterung zu bereiten, indem die Haupt- 
stelle den Meßbesuchern gestatten konnte, gegenüber einem 
und demselben ausländischen Meßaussteller Verbindlichkeiten
	        
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