54
gegen die gesamte Divisionsfront ein. Hierbei wurde im
wechselvollen Kampfe das II. Bataillon Infanterieregiments
102 in die Linie Kleiner Stern—Westrand Jägerbusch zurück-
gedrängt. Das links anschließende I. Bataillon Infanterie-
regiments 102 wurde aus der Volkerstellung in den Jäger-
busch zurückgenommen. Bei dem Infanterieregiment 177
fiel die Ormont-Ferme in Feindeshand. Den Ormontwald
hatte der Gegner von drei Seiten umgangen. Seinen wieder-
holten heftigen Anstürmen gelang es, in den Wald einzu-
dringen, und den in der Westecke befindlichen Bataillonsstab
durch Umzingelung gefangen zu nehmen. Durch einen schnei-
digen Gegenstoß der letzten Reserven des Bataillons wurde
der Stab jedoch wieder befreit. Er säuberte nun mit seinen
Leuten den Wald wieder völlig vom Feinde. Ein am Abend
erfolgender neuer Angriff gegen den Ormontwald wurde
blutig abgewiesen. Nur im Haumontwald gelang es dem
Feind, unsere Linien durch einen von starker Minenwerfer-
vorbereitung gestützten Angriff gegen den Östrand zurückzu-
drängen. Das I. Bataillon Infanterieregiments 103 der
Gruppenreserve war durch die k. u. k. 1. Infanteriebrigade
eigenmächtig zum Halten der Höhe 371 eingesetzt worden.
Es hielt sich mit Teilen des k. u. k. S. Infanterieregiments
gegen mehrere feindliche Angriffe, die von Süden, Westen
und schließlich auch von Norden her erfolgten. In der
Nacht vom 9. zum 10. Obktober wurden die stark ver-
mischten Verbände geordnet und der Anschluß an die
Nachbardivision unter schwierigen Verhältnissen hergestellt.
Das Infanterieregiment 103 war auf dem rechten Flügel
eingeschoben und auf diese Weise der Abschnitt des Infan-
terieregiments 102 verkleinert worden.
Gegen Mittag des 10. Oktober mußte das I. Bataillon
Infanterieregiments 103 unter Hauptmann von Bünau,
von drei Seiten umfaßt, die Höhe 371 räumen. Hierdurch
wurde das II. Bataillon Infanterieregiments 102 am
Kleinen Stern stark gefährdet. Da es immer mehr von
den Flanken und zum Teil aus dem Rücken beschossen
wurde, erhielt es von der Division Befehl, in die Etzel-
stellung zurückzugehen.
Außerordentlich schwierig gestaltete sich während der
Großkampftage die Verpflegung der vorderen Linien. Durch
den dauernden Beschuß der Schluchten und Anmarschwege
konnte keinerlei Nachschub nach vorn gelangen. Die Wege
waren durch das Artilleriefeuer grundlos und in der Infan=
teriezone kaum mehr für Fahrzeuge passierbar. Es wurden
Flieger eingesetzt, die Verpflegung und neben dieser auch
Maschinengewehrmunition und Wasser bei den Truppen
in vorderer Linie abwarfen. Erst am 14. Oktober, also
nach sechs Tagen, war es möglich, den Kampftruppen
wieder warme Verpflegung zuzuführen.
Ich kehre zur Darstellung der Kampfhandlungen des
10. Oktober zurück.
Ein gegen 1 Uhr nachmittags nach starker Artillerie=
vorbereitung einsetzender Angriff gegen die Infanterieregi-
menter 103 und 177 erstickte in sofort einsetzendem Ma-
schinengewehrfeuer. Am Nachmittag jedoch drückten erneut
einsetzende feindliche Angriffe unsere Linie im Jägerbusch
bis an den Nordostrand zurück. Im Ormontwald stieß der
Feind durch Umfassung bis über den Ostrand des Waldes
vor. Hier gelang es wiederum dem Hauptmann Blohm
durch Gegenstoß einiger schnell zusammengerafften Kompag=
nien, den Gegner aus dem Walde herauszuwerfen. Die
feindlichen Angriffe gegen den Sattel bei Punkt 360 wurden
abgeschlagen. Am Spätnachmittag unternahm das Infan-
terieregiment 102 einen Gegenangriff und warf den Feind
zurück.
" Auf dem rechten Flügel des Infanterieregiments 103
war der Anschluß an die 228. Infanteriedivision, welche die
k. u. k. 1. Infanteriedivision abgelöst hatte, verloren ge-
gangen. Aus diesem Grunde wurde die Linie am Großen
Stern in der Nacht zurückgebogen und durch die 228. Infan-
teriedivision bei Magenta-Ferme Anschluß gewonnen.
Am 11. Oktober griff der Feind nach starber Artillerie=
vorbereitung den Ormontwald wiederum an und drang in
geringer Tiefe in den West= und Südrand desselben ein.
Das III. Bataillon Infanterieregiments 177 riegelte den
Südwesiteil des Waldes ab. Der Gegner setzte seine An-
griffe fort und griff den Jägerbusch und Ormontwald von
Norden und Westen an. Es gelang ihm, das Infanterie-
regiment 102 im Jägerbusch bis an den Nordostrand zurück-
zudrücken und auch im Ormontwald Boden zu gewinnen.
Im Laufe des Nachmittages nahm das III. Bataillon In-
fanterieregiments 177 den Wald bis auf ein Franzosennest
an der Südwestecke wieder in Besitz. Unterdessen hatte ein
neuer Angriff der 18. französischen Dioision gegen die
Front des Infanterieregiments 103 eingesetzt. Im Ma-
schinengewehrfeuer brach er zusammen. Die Franzosen flu-
teten unter Zurücklassung zahlreicher Toten zurück. Gleich-
zeitig ging der Feind gegen die südlich Punkt 360 stehen-
den Teile des Infanterieregiments 177 vor. Auch hier
brach der Angriff schon im Infanterie= und Maschinen-
gewehrfeuer zusammen.
Am Morgen des 12. Oktober setzte starkes Artilleriefeuer
gegen den Ostrand des Jägerbusches, den Ormontwald so-
wie den Sattel bei Punkt 360 und südlich ein. Der Ormont-
wald wurde vernebelt und vergast. Die neu eingesetzte 29.
ameribansische Division umfaßte den Ormontwald von Nor-
den, Westen und Süden und versuchte zwischen Ormont=
wald und dem Wald von Moirey vorzustoßen. Die ersten
feindlichen Wellen brachen im sofort einsetzenden Maschinen-
gewehrfeuer blutig zusammen. Durch rücksichtslosesten Ein-
satz einer zahlenmäßig weit überlegenen Menschenmasse,
gelang es dem Amerikaner jedoch in den Wald von Moirey
einzudringen. Sofort eingeleitete Gegenstöße von Teilen des
Infanterieregiments 177 warfen den Gegner über die
Volkerstellung zurück. Die Dioisionssturmabteilung säuberte
den Wald in zähen Handgranatenkämpfen völlig. Da der
Gegner erneut von Süden angriff, versagte das tapfere Vor-
gehen der Infanterie zur Wiedergewinnung des Sattels bei
Punkt 360. Im Ormontwald war nach harten Kämpfen
der Stab des III. Bataillons Infanterieregiments 177 mit
den Resten des Bataillons eingeschlossen. Gegenstöße aus
der Crepionschlucht kamen infolge des starken feindlichen
Widerstandes nicht vorwärts. Dem Bataillonsführer, Haupt-
mann Blohm, glückte es, mit etwa dreißig tapferen Leuten,
sich nach dem Jägerbusch durchzuschlagen. Hierbei wurde
er verwundet. Am Abend konnte der Ostteil des Waldes
etwa in der Mitte abgeriegelt werden. Infolge des starken
feindlichen Widerstandes war es nicht gelungen, den Sattel
bei Punkt 360 zurückzuerobern.
Am Morgen des 13. Oktober wurde nach kurzer Artil-
lerievorbereitung ein neuer Angriff von Teilen des Infan-
terieregiments 102 und der Sturmschule gegen diesen hart-
näckigen Feind angesetzt. Der Sattel wurde gestürmt und
die amerikanische Besatzung in die Schluchten zurückge-
worfen. Ein gegen lo Uhr sich gegen den Sattel entwickeln-
der Angriff des Feindes erstickte im Artilleriefeuer. AuchZ
der feindliche Angriff am Nachmittag gegen die südlich
Punkt 360 stehenden Teile des Infanterieregiments 177
blieb im Infanterie= und Maschinengewehrfeuer liegen. Die
Verluste der Amerikaner waren außerordentlich schwer.
Während der Nacht wurde das Infanterieregiment 177
durch das Landwehr-Infanterieregiment 84 der 1. Land-
wehrdivision abgelöst und als Dibvisionoreserve hinter Infan=
terieregiment 102 gestaffelt.
Am 14. Obktober erfolgten keine feindlichen Angriffe.
Der Gegner hatte anscheinend zu starke Verluste erlitten.
Auch waren durch unser planmäßig abgegebenes Artillerie=
feuer der feindliche Nachschub und die Heranführung von