Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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gegen die gesamte Divisionsfront ein. Hierbei wurde im 
wechselvollen Kampfe das II. Bataillon Infanterieregiments 
102 in die Linie Kleiner Stern—Westrand Jägerbusch zurück- 
gedrängt. Das links anschließende I. Bataillon Infanterie- 
regiments 102 wurde aus der Volkerstellung in den Jäger- 
busch zurückgenommen. Bei dem Infanterieregiment 177 
fiel die Ormont-Ferme in Feindeshand. Den Ormontwald 
hatte der Gegner von drei Seiten umgangen. Seinen wieder- 
holten heftigen Anstürmen gelang es, in den Wald einzu- 
dringen, und den in der Westecke befindlichen Bataillonsstab 
durch Umzingelung gefangen zu nehmen. Durch einen schnei- 
digen Gegenstoß der letzten Reserven des Bataillons wurde 
der Stab jedoch wieder befreit. Er säuberte nun mit seinen 
Leuten den Wald wieder völlig vom Feinde. Ein am Abend 
erfolgender neuer Angriff gegen den Ormontwald wurde 
blutig abgewiesen. Nur im Haumontwald gelang es dem 
Feind, unsere Linien durch einen von starker Minenwerfer- 
vorbereitung gestützten Angriff gegen den Östrand zurückzu- 
drängen. Das I. Bataillon Infanterieregiments 103 der 
Gruppenreserve war durch die k. u. k. 1. Infanteriebrigade 
eigenmächtig zum Halten der Höhe 371 eingesetzt worden. 
Es hielt sich mit Teilen des k. u. k. S. Infanterieregiments 
gegen mehrere feindliche Angriffe, die von Süden, Westen 
und schließlich auch von Norden her erfolgten. In der 
Nacht vom 9. zum 10. Obktober wurden die stark ver- 
mischten Verbände geordnet und der Anschluß an die 
Nachbardivision unter schwierigen Verhältnissen hergestellt. 
Das Infanterieregiment 103 war auf dem rechten Flügel 
eingeschoben und auf diese Weise der Abschnitt des Infan- 
terieregiments 102 verkleinert worden. 
Gegen Mittag des 10. Oktober mußte das I. Bataillon 
Infanterieregiments 103 unter Hauptmann von Bünau, 
von drei Seiten umfaßt, die Höhe 371 räumen. Hierdurch 
wurde das II. Bataillon Infanterieregiments 102 am 
Kleinen Stern stark gefährdet. Da es immer mehr von 
den Flanken und zum Teil aus dem Rücken beschossen 
wurde, erhielt es von der Division Befehl, in die Etzel- 
stellung zurückzugehen. 
Außerordentlich schwierig gestaltete sich während der 
Großkampftage die Verpflegung der vorderen Linien. Durch 
den dauernden Beschuß der Schluchten und Anmarschwege 
konnte keinerlei Nachschub nach vorn gelangen. Die Wege 
waren durch das Artilleriefeuer grundlos und in der Infan= 
teriezone kaum mehr für Fahrzeuge passierbar. Es wurden 
Flieger eingesetzt, die Verpflegung und neben dieser auch 
Maschinengewehrmunition und Wasser bei den Truppen 
in vorderer Linie abwarfen. Erst am 14. Oktober, also 
nach sechs Tagen, war es möglich, den Kampftruppen 
wieder warme Verpflegung zuzuführen. 
Ich kehre zur Darstellung der Kampfhandlungen des 
10. Oktober zurück. 
Ein gegen 1 Uhr nachmittags nach starker Artillerie= 
vorbereitung einsetzender Angriff gegen die Infanterieregi- 
menter 103 und 177 erstickte in sofort einsetzendem Ma- 
schinengewehrfeuer. Am Nachmittag jedoch drückten erneut 
einsetzende feindliche Angriffe unsere Linie im Jägerbusch 
bis an den Nordostrand zurück. Im Ormontwald stieß der 
Feind durch Umfassung bis über den Ostrand des Waldes 
vor. Hier gelang es wiederum dem Hauptmann Blohm 
durch Gegenstoß einiger schnell zusammengerafften Kompag= 
nien, den Gegner aus dem Walde herauszuwerfen. Die 
feindlichen Angriffe gegen den Sattel bei Punkt 360 wurden 
abgeschlagen. Am Spätnachmittag unternahm das Infan- 
terieregiment 102 einen Gegenangriff und warf den Feind 
zurück. 
" Auf dem rechten Flügel des Infanterieregiments 103 
war der Anschluß an die 228. Infanteriedivision, welche die 
k. u. k. 1. Infanteriedivision abgelöst hatte, verloren ge- 
gangen. Aus diesem Grunde wurde die Linie am Großen 
Stern in der Nacht zurückgebogen und durch die 228. Infan- 
teriedivision bei Magenta-Ferme Anschluß gewonnen. 
Am 11. Oktober griff der Feind nach starber Artillerie= 
vorbereitung den Ormontwald wiederum an und drang in 
geringer Tiefe in den West= und Südrand desselben ein. 
Das III. Bataillon Infanterieregiments 177 riegelte den 
Südwesiteil des Waldes ab. Der Gegner setzte seine An- 
griffe fort und griff den Jägerbusch und Ormontwald von 
Norden und Westen an. Es gelang ihm, das Infanterie- 
regiment 102 im Jägerbusch bis an den Nordostrand zurück- 
zudrücken und auch im Ormontwald Boden zu gewinnen. 
Im Laufe des Nachmittages nahm das III. Bataillon In- 
fanterieregiments 177 den Wald bis auf ein Franzosennest 
an der Südwestecke wieder in Besitz. Unterdessen hatte ein 
neuer Angriff der 18. französischen Dioision gegen die 
Front des Infanterieregiments 103 eingesetzt. Im Ma- 
schinengewehrfeuer brach er zusammen. Die Franzosen flu- 
teten unter Zurücklassung zahlreicher Toten zurück. Gleich- 
zeitig ging der Feind gegen die südlich Punkt 360 stehen- 
den Teile des Infanterieregiments 177 vor. Auch hier 
brach der Angriff schon im Infanterie= und Maschinen- 
gewehrfeuer zusammen. 
Am Morgen des 12. Oktober setzte starkes Artilleriefeuer 
gegen den Ostrand des Jägerbusches, den Ormontwald so- 
wie den Sattel bei Punkt 360 und südlich ein. Der Ormont- 
wald wurde vernebelt und vergast. Die neu eingesetzte 29. 
ameribansische Division umfaßte den Ormontwald von Nor- 
den, Westen und Süden und versuchte zwischen Ormont= 
wald und dem Wald von Moirey vorzustoßen. Die ersten 
feindlichen Wellen brachen im sofort einsetzenden Maschinen- 
gewehrfeuer blutig zusammen. Durch rücksichtslosesten Ein- 
satz einer zahlenmäßig weit überlegenen Menschenmasse, 
gelang es dem Amerikaner jedoch in den Wald von Moirey 
einzudringen. Sofort eingeleitete Gegenstöße von Teilen des 
Infanterieregiments 177 warfen den Gegner über die 
Volkerstellung zurück. Die Dioisionssturmabteilung säuberte 
den Wald in zähen Handgranatenkämpfen völlig. Da der 
Gegner erneut von Süden angriff, versagte das tapfere Vor- 
gehen der Infanterie zur Wiedergewinnung des Sattels bei 
Punkt 360. Im Ormontwald war nach harten Kämpfen 
der Stab des III. Bataillons Infanterieregiments 177 mit 
den Resten des Bataillons eingeschlossen. Gegenstöße aus 
der Crepionschlucht kamen infolge des starken feindlichen 
Widerstandes nicht vorwärts. Dem Bataillonsführer, Haupt- 
mann Blohm, glückte es, mit etwa dreißig tapferen Leuten, 
sich nach dem Jägerbusch durchzuschlagen. Hierbei wurde 
er verwundet. Am Abend konnte der Ostteil des Waldes 
etwa in der Mitte abgeriegelt werden. Infolge des starken 
feindlichen Widerstandes war es nicht gelungen, den Sattel 
bei Punkt 360 zurückzuerobern. 
Am Morgen des 13. Oktober wurde nach kurzer Artil- 
lerievorbereitung ein neuer Angriff von Teilen des Infan- 
terieregiments 102 und der Sturmschule gegen diesen hart- 
näckigen Feind angesetzt. Der Sattel wurde gestürmt und 
die amerikanische Besatzung in die Schluchten zurückge- 
worfen. Ein gegen lo Uhr sich gegen den Sattel entwickeln- 
der Angriff des Feindes erstickte im Artilleriefeuer. AuchZ 
der feindliche Angriff am Nachmittag gegen die südlich 
Punkt 360 stehenden Teile des Infanterieregiments 177 
blieb im Infanterie= und Maschinengewehrfeuer liegen. Die 
Verluste der Amerikaner waren außerordentlich schwer. 
Während der Nacht wurde das Infanterieregiment 177 
durch das Landwehr-Infanterieregiment 84 der 1. Land- 
wehrdivision abgelöst und als Dibvisionoreserve hinter Infan= 
terieregiment 102 gestaffelt. 
Am 14. Obktober erfolgten keine feindlichen Angriffe. 
Der Gegner hatte anscheinend zu starke Verluste erlitten. 
Auch waren durch unser planmäßig abgegebenes Artillerie= 
feuer der feindliche Nachschub und die Heranführung von
	        
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