Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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In der folgenden Zeit, während der die Engländer bei 
Cambrai durch Überfall mit Tankverwendung einen großen 
Erfolg erzielten, wurde es auch an der Vimyfront lebhafter.“ 
Größere feindliche Unternehmungen unterblieben aber, wohl 
angesichts der erhöhten Abwehrtätigkeit der sächsischen Vor- 
posten. Der Krankenstand nahm bei schlechtem Wetter 
weiter zu. Ende Monats erhielt General Hammer für das 
tapfere Verhalten der Division in Flandern den hohen Orden 
pour le mérite als erster sächsischer Divisionskommandeur. 
Anfang Dezember trat die Dioision unter Beibehalt ihres 
Frontabschnittes zur zweiten Armee (General von der Mar- 
witz) über und kam unter den Befehl der Gruppe Lewade, 
Generalleutnant Albrecht. 
Am 15. Dezember machte ein englischer Stoßtrupp von 
etwa 100 Mann aus künstlicher Nebelwand heraus gegen 
die Stellung von Infanterieregiment 130 einen Überfalls- 
versuch, der nach Nahkampf kläglich für die Engländer en- 
dete. Dagegen hatte ein Stoßtrupp des Infanterieregiments 
1709 unter Leutnant der Reserve Goldacker am 21. Dezem- 
ber vollen Erfolg. Er holte zwei Engländer aus dem feind- 
lichen Graben. Ebenso brachte Leutnant Wetzel mit einem 
Stoßtrupp des Infanterieregments 133 und der Sturm- 
abteilung der 24. Infanteriedivision am 23. Dezember sechs 
gefangene Engländer nach hartem Nahkampf ein. Der Un- 
teroffizier Abendroth und die beiden Gefreiten Matthes 
und Breuer der 7. Kompagnie Infanterieregiments 179 
sowie die Unteroffiziere Kraus (12./133), Recke (2. Komp. 
Pionierbataillons 22), Coburger (Sturmabteilung 24) und 
Fahnenjunker Neithard (12./133) erhielten eine besondere 
Anerkennung für Tapferkeit auf Patrouille durch den 
Gruppenkommandeur. 
Im Januar blieb es weiter ruhig an der Front. Zu 
Neujahr versuchten die Engländer eine friedliche Annäherung, 
wurden aber abgewiesen. Am 13. Januar zeichnete sich eine 
Patrouille des Infanterieregiments 139 unter Leutnant 
Gören wieder durch Umsicht und Tapferbeit aus. 6 
Leider blieb der Gesundheitszustand weiter schlecht. An- 
fang Februar wies 3./130 einen englischen Vorstoß zurück. 
Im allgemeinen blieb aber die feindliche Infanterie ziem- 
lich untätig. Endlich am 12. Februar wurde die Dioision 
aus der Stellung herausgezogen. Sie wurde in das Etappen- 
gebiet der siebzehnten Armee zurückverlegt, Diovisionsstabs- 
quartier Condé. Für die Ausbildung zum bevorstehenden 
Bewegungskrieg wurde die Division dem VI. Armeekorps 
unterstellt. Zur UÜbung des Angriffes waren vier volle 
Wochen in Aussicht genommen. Die Zeit wurde bestens aus- 
genutzt. In weiten Quartieren und bei sorgfältigster Gesund- 
heitspflege besserte sich der Krankenstand allmählich. Ein 
Dyphtheritisausbruch bei Infanterieregiment 179 wurde 
erfolgreich bekämpft. Körperlich gekräftigt und in ihrer 
Ausbildung gefördert, traten die Truppen Mitte März den 
Vormarsch an. Sie schoben sich in sieben Nächten bis an 
die Kampffront der siebzehnten Armee heran. Am i8. März 
wurde Denain, am 21. März Oisy le Verger erreicht. 
3. Im Endringen von Ende März bis No- 
vember 1918 
Die Dioision machte die große Märzoffensive auf dem 
rechten, südwestwärts gerichteten Flügel der siebzehnten Ar- 
mee mit. Das Nähere über Anlage und Durchführung der- 
selben ist im allgemeinen Teil ausgeführt. Die Division 
war zunächst als Division des dritten Treffens, Reserve 
des Armeeoberkommandos 17, eingeteilt und dem Befehl 
des VI. Reservekorps unterstellt. Sie rückte über die Linie 
Baralle—Raillencourt am 22. März bis Moeuvres vor 
und wurde Tags darauf zwischen der 3. Gardeinfanterie- 
division und 119. Infanteriedivision vorn eingesetzt. Ihre 
Infanterie erreichte am Abend den Westrand des Parkes 
von Veln, stark vom Feinde beschossen. 
Am 24. März durchstieß die Dioision die englische Ba- 
paumestellung, setzte vier Tanks bei einem Gegenangriff 
außer Gefecht und erreichte bis Abend Beaulencourt nach 
heftigen Gefechten. 
Die Division trat nunmehr in den Verband des XIV. Re- 
servekorps über. 
Am 25. März früh besetzte sie Thilloy und le Barque, 
überschritt nach hartem Kampfe die Straße Bapaume—Al- 
bert, nahm mittags den von den Sachsen im Herbst 1917 
verteidigten Bergrücken von Warlencourt, erstürmte 6,30 
Uhr abends das stark befestigte Dorf Irles und erstieg noch 
vor Dunkelheit die den Ancrelauf beherrschenden Höhen öst- 
lich von Miraumont, dem linken Nachbar dadurch das 
Überschreiten der Ancre und Eindringen in Miraumont er- 
mmöglichend. Leider blieb der Angriff rechts der 24. Infan- 
teriedivision an der Bahn Achiat—Miraumont hängen. 
Tags darauf wurde der tapferen Dioision Ruhe gegönnt. 
Sie sollte zunächst als zweites, vom 27. März ab als drittes 
Treffen folgen, der Angriff weiter nach Westen über Sailly 
vorgetragen werden. Aber bereits am Mittag des 27. März 
wurde die Dioision wieder vorgezogen. Das Vorgehen stockte 
wieder. Die Division kam bis über die Straße Colincamp— 
Hébuterne vorwärts, dort gebot ihr Flankenfeuer von beiden 
Flügeln her Halt. Ihre beiden Fußartilleriebataillone hatten 
auf den verstopften Anmarschwegen noch nicht vorgezogen 
werden können. So fehlte deren Vorarbeit. 
Vier englische Gegenangriffe wurden in der folgenden 
Nacht von Infanterieregiment 133 zurückgeschlagen. Da 
der Angriff der 39. Infanteriedivision weiter rechts auf 
Höbuterne fehlschlug, mußte am 28. März auch auf der 
Front der 24. Infanteriedivision zur Abwehr übergegangen 
werden. Entschlossene englische Gegenangriffe im Verlauf 
dieses Tages wurden abgewiesen, nur Infanterieregiment 133 
bog seinen linben Flügel etwas zurück. 
Am 29. März wurde die Division aus der Front heraus- 
gezogen, ruhte einen Tag östlich Bapaume und erreichte am 
31. März Quartiere dicht nördlich von Cambrai. 
Die Verluste in der Durchbruchschlacht waren wieder 
schwer: 402 Tote (32 Offiziere), 2382 Verwundete (102 
Offiziere), 5307 Vermißte (2 Offiziere). Sie entfielen zum 
Hauptteil auf die tapfere Infanterie. Aber auch das Feld- 
artillerieregiment 77 hatte starke Verluste, namentlich auch 
an Pferden. Es mußte deshalb zunächst zurückbleiben, als 
am 4. April die Division wieder an die Kampffront heran- 
gezogen wurde. Zunächst wurde sie dicht nördlich Bapaume 
untergebracht und löste dann in den folgenden Nächten die 
119. Infanteriedivision in vorderster Linie ab. Der Angriff 
war inzwischen nicht weiter vorwärtsgekommen. Der Feind 
hielt zäh die Orte Fonquevillers, Gommécourt und Hé- 
buterne und überschüttete die ganze Stellung der 24. In- 
fanteriedivision beiderseits von Puisieux mit schwerstem Feuer. 
Die Division richtete sich nach und nach zu geregelter Ab- 
wehr ein, drei Regimentsabschnitte nebeneinander, Mitte 
(Infanterieregiment 179) Puisieux. 
Tapfere Stoßtrupps, besonders von Infanterieregiment 
133 unter den Leutnants Mitscherling und Zierold, stellten 
am 11. April als Gegner die 4. australische Division in Hé- 
buterne fest. Auch in den folgenden Tagen und Nächten 
herrschte regste Gefechtstätigkeit. Die feindlichen Flieger 
warfen fleißig Bomben ab. Das anhaltend schlechte Wetter 
macht den Aufenthalt in dem zerstörten Gebiet nordwest- 
lich Bapaume höchst ungemütlich. Die Arbeit an der aus- 
zubauenden Neustellung nahm alle Kräfte in Anspruch. 
Am 17. April wurde die Stellung an die beiden Nachbar= 
divisionen übergeben. Die Division wurde als Eingreifdivision 
des XIV. Reservekorps zunächst zurückgezogen und östlich 
von Bapaume in der Wildnis der Sommekämpfe unter- 
gebracht, Divisionsstab Lebucquisre. Von dort siedelte ein 
Drittel der Division am 27. April in die Gegend nördlich
	        
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