Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

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von Cambrai über. Dahin folgte Anfang Mai auch die 
übrige Division, Divisionsstabsquartier Blecourt, später 
Paillencourt. Dort besichtigte am 16. Mai Se. Majestät 
der König die Division nach ihrer neuen Heldenleistung im 
Durchbruchskampf. 
Am 18. Mai wurde die Division wieder bis östlich Ba- 
paume vorgeführt. Der Feind drohte, gegen den linken Flü- 
gel der siebzehnten Armee südwestlich von Albert zum An- 
griff überzugehen. Die Didision diente als Eingreiftruppe 
für die zunächst bedrohten Reservekorps XIV und XXXIX. 
Ende Monats löste sie die 3. Marinedivision vorn ab. Die 
Stellung lag beiderseits der Ancre dicht nördlich von Albert. 
Dahinter war das zerstörte Gebiet der Sommekämpfe. 
Divisionsstab und Truppen lagen in Baracken, ersterer süd- 
lich von Flers. Zur Division trat Infanterieregiment 453 
als deren rechter Flügel; an dieses Regiment schlossen nach 
links an Infanterieregiment 139, 170 und 133 (linker 
Flügel). 
Am 1. Juni griff der Feind, die englische 35. Infanterie= 
dioision, die Stellung der 24. Infanteriedivision nach kur- 
zem Trommelfeuer und künstlicher Vernebelung früh bei 
Tagesanbruch an. Nur bei Infanterieregiment 170 drang 
er ein, wurde aber im Gegenstoß zurückgeschlagen. Sämtliche 
tagsüber wiederholten Angriffe scheiterten. Der Kampftag 
kostete der Division 74 Tote (3 Offiziere), 174 Verwundete 
(1 Offizier) und 135 Vermißte, davon wurde ein großer 
Teil später als tot oder verwundet festgestellt. Der Verlust 
des Feindes, gemessen an den zahlreichen Toten vor der 
Front, war weit höher. Auch an den folgenden Tagen bielt 
rege Kampftätigkeit an. Der Feind schoß mit rauchent- 
wickelnden Phosphorgranaten und vergaste mehrfach die 
deutsche Front, meist ergebnislos. 
Am 6. Juni trat Infanterieregiment 203 an Stelle des 
Infanterieregiments 453 zur Division, aber nur für drei 
Tage. Dann übernahmen die drei Regimenter der Dioision 
den ganzen Abschnitt, eine harte Arbeit für die schwachen 
Bataillone der Infanterie. Deren Stärke betrug Mitte 
Juni nur noch im Durchschnitt bei Infanterieregiment 133: 
8 Offiziere 250 Mann, Infanterieregiment 130: 8 Offiziere 
230 Mann, Infanterieregiment 179: 9 Offiziere 161 Mann. 
Der Kampf mit giftigem Gas nahm immer mehr zu. 
Feindliche Bombengeschwader bis zu 30 Einheiten bewarfen 
die Unterkunftsstellen. So war die Ablösung am 17. Juni 
eine Erlösung. Die Division rückte in die früheren Erholungs- 
quartiere nördlich von Cambrai zurück, wo sie für 14 Tage 
Ruhe fand. 
Am S. Juli wurde sie wieder in den Raum südöstlich von 
Bapaume als Eingreifdivision vorgezogen, konnte aber nach 
14 Tagen wieder in die alten Quartiere nördlich von Cam- 
brai zurückmarschieren. Von dort wurde die Division am 
23. Juli mit der Bahn nach Chaulnes gefahren, die be- 
rittenen Truppen marschierten in zwei Tagemärschen dahin. 
Die 24. Infanteriedivision gelangte nunmehr in den Be- 
reich der achtzehnten Armee, blieb aber zunächst noch Re- 
serve der Obersten Heeresleitung. Bereits in den folgenden 
Tagen wurde sie an die Aore vorgezogen und löste in den 
letzten Junitagen die 6. Reservedivision westlich der Abre 
ab. Sie unterstand nunmehr dem VI. Armeekorps in War- 
villers. Divisionsstabsquartier wurde Arvillers. In der 
Nacht zum 2. August wurde die deutsche Front, völlig un- 
bemerkt vom Feind, auf das östliche Avreufer zurückverlegt. 
Die sächsische 192. Infanteriedivision übernahm in den 
folgenden Nächten den rechten Teil der Divisionsfront. Die 
24. Infanteriedivision dehnte sich entsprechend nach linko 
aus, dort die 1. Reservedivision ablösend. 
Am 8. August erfolgte der große französisch-englische An- 
griff an der ganzen Front der deutschen zweiten und acht- 
zehnten Armee. Die Diodision hielt restlos ihre Stellung, 
aber beim rechten Nachbar drang der Feind tief ein. Der 
Unglückstag des deutschen Westheeres ist im allgemeinen 
Teil ausführlich dargestellt. Hier genüge der Hinweis, daß 
die Division den Eckpfeiler bildete, an dem sich die furcht- 
bare Angriffswelle brach. Das Infanterieregiment 179 
auf dem rechten Flügel der Dioision hielt unerschütterlich 
stand. Es hat sich während des ganzen Krieges stets her- 
vorragend bewährt. Dieser schwarze Tag des deutschen 
Volkes wird stets des Regimentes höchster Ehrentag bleiben. 
Sein tapferer Kommandeur, Oberstleutnant v. d. Bussche- 
Haddenhausen, erhielt für das ruhmvolle Verhalten des 
Regimentes den Orden pour le meérite. 
Infolge des ungünstigen Schlachtverlaufes mußte die 
achtzehnte Armee am 9. August zurückgehen. Aber noch 
bis zum 10. August hielten starke Nachhuten der 24. In- 
fanteriedivision an der oberen Avre stand und ermöglichten 
die Sammlung der Versprengten und Bergung des wert- 
vollsten Kriegsgerätes. Am Abend stand die Didision ver- 
eint bei Roye, die Artillerte und Pioniere noch am Feind. 
Tags darauf wurde ein aus Infanterieregiment 133 und 
139 zusammengestelltes Regiment Wittich bei Bahnhof 
Roye als Schutz bereitgestellt, alle übrigen Kräfte der Di- 
vision bauten die Kanalstellung südöstlich von Roye, über 
Libermont auf Noyon verlaufend, aus. Wider Erwarten 
setzte der Feind den Angriff nicht fort. Nach vollendetem 
Ausbau der Kanalstellung wurde die Divlsion als Eingreif- 
division bis an den Crozatkanal am 26. August zurück- 
genommen. Sie sollte sich in Tergnier und den Orten nörd- 
lich davon eine Zeitlang ausruhen. Aber schon am 20. August 
mußte die Didision weiter nach Südosten, an den Ailette- 
kanal zu dringender Hilfeleistung bei der siebenten Armee 
verschoben werden. Dort bielt die sächsische 19. Ersatzdivi- 
sion die Wacht am Kanal von seiner Einmündung bis süd- 
östlich von Folembray. Eingehend sind die Ereignisse dort 
bei der 19. Ersatzdivision (Abschnitt 4) beschrieben. Die 
24. Infanteriedivision traf im Raume von Barisis gerade 
rechtzeitig ein, um den feindlichen Großangriff, der Kanal 
und Ailette bereits überschritten hatte, in kräftigem Gegen- 
stoß von Infanterieregiment 133 bei der 19. Ersatzdivision 
und des Infanterieregiments 139 bei der 237. Infanterie- 
division am 31. August über die beiden Wasserläufe zurück- 
zuwerfen. Auch Infanterieregiment 179 griff in den beiden 
folgenden Kampftagen erfolgreich an. 
In der Nacht zum §. September trat die siebente Armee 
den Abmarsch in die Siegfriedstellung an, die von la Fere 
westlich an St. Gobain vorbei auf Brancourt verlief. Der 
Feind bemerkte den Abmarsch nicht und verbielt sich auch 
in den folgenden Tagen ruhig. Starke Nachhuten der Di- 
vision blieben vor der Stellung, mit tapferen, unterneb- 
mungslustigen Jagdkommandos dicht am Feind, der zö- 
gernd bis in die Orte nordöstlich der unteren Ailette vor- 
rückte. Nur die feindliche Artillerie blieb sehr tätig. Ihre 
weittragenden Geschütze streuten hauptsächlich das Heide- 
lager zwischen Fourdain (Dioisionsstabsquartier) und Erêpy 
ab, wo sie das wunderbare Eisenbahngeschütz, das Paris 
im Frühjahr anhaltend beschossen hatte, wußten. In der 
Siegfriedstellung fanden die Regimenter etwas Ruhe. Der 
Feind drängte nicht. Stoßtrupps hielten die feindliche In- 
fanterie, die müde schien, in Schranken. Am 16. Sep- 
tember wurde die österreichisch-ungarische Friedenskundgebung 
an die Entente bekannt, aber die Stimmung der Truppe 
blieb dadurch unberührt. Am 21. September wurde die 
Minenwerferkompagnie der Dioision auf die Regimenter 
verteilt. Die Truppen fanden bis Ende Monats Zeit, um 
die durch die widrige Witterung des Sommers stark mitge- 
noimene Kleidung und Ausrüstung wieder in stand zu setzen. 
Vom 1. Oktober ab wurde die Division aus der Stellung 
gezogen und mit Lastkraftwagen in die Gegend von Bohain 
zur zweiten Armee überführt, wo der Feind stark vordrängte. 
Dort wurde die Division hinter der sächsischen 241. Infan-
	        
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