Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Straße Loge Fe—Chouy—Ourcqbach zurück, die Nahkampf- 
artillerie bis westlich, die Fernkampfartillerie bis östlich 
der Straße St. Rémy—Billy zurück. Diese Linien lagen 
beträchtlich vor der anbefohlenen neuen Front und wurden 
zäh gehalten, als gegen Abend der Feind weiter nördlich 
noch beträchtlich vorwärts kam. Den Schutz der bedrohten 
rechten Flanke übernahm die dortige Eingreifdioision, 31. 
Reservedivision, die in der Nacht die stark erschütterte 113. 
Infanteriedivision ablöste. An ihre Stelle rückte die säch- 
sische 19. Ersatzdivision als Flankenschutz der 40. Infan- 
teriedivision und Eingreifdivision hinter die 31. Reserve- 
division. 
Die Nacht verlief verhältnismäßig ruhig. Am 10. Juli 
früh griff der Feind die 40. Infanteriedivision mit starken 
Kräften links umfassend an. In der Front wurde er ab- 
gewiesen. Erst als die Infanterie der Dioision aus linker 
Flanke, sogar vom Rücken her heftiges Feuer erhielt, ging 
sie schrittweise in die am Tag zuvor befohlene Abwehrstel- 
lung zurück. Diese wurde unerschütterlich gehalten, bis 
8 Uhr abends Billy fiel. Doch 200 Meter östlich der Straße 
St. Rémy— Billy wurde der feindliche Stoß von den Infan= 
terieregimentern 134 und 181 aufgefangen. Die Lage war 
am Abend kritisch. Die Artillerie hielt vorn dicht hinter der 
Infanterie auf ihren Wunsch, trotz der Gefahr, alle Ge- 
schütze zu verlieren, aus. Nur so war bei dem Fehlen wei- 
terer Reserven und nach den schweren Verlusten der In- 
fanterie von dieser weiteres Ausharren zu erwarten. Der 
Erfolg lohnte den kühnen Entschluß. Am nächsten Morgen 
gelang es den tapferen Batterien, die feindlichen Tank- 
geschwader vor der Front zu zersprengen und den Angriff 
im Keime zu ersticken. 
Doch drang der Feind rechts bei der S#1. Reservedioision 
mit großer Übermacht und Aufbietung zahlreicher Tanks 
wieder beträchtlich vorwärts. Die 19. Ersatzdivision warf 
sich ihm im Gegenstoß entgegen und kam anfangs gut vor- 
wärts, bis auch sie ein französischer Gegenangriff über 
Plessier Huleu wieder zurückdrückte. 
Die Artillerle der 40. Infanteriedivision griff hierber 
wirksam ein, erledigte vier Tanks und zwang vier weitere 
zur Umkehr. Abends riß eine neueingreifende Division die 
19. Ersatzdivision wieder ein Stück vor. Aber zu weiteren 
Angriffen reichte nun deutscherseits die Kraft nicht mehr 
aus. Das Generalkommando befahl zur Verteidigung über- 
zugehen. . 
Die 40. Infanteriedivision sollte am 21. Juli den Haupt- 
widerstand in Linie Plessier—Oulchy la Ville — beide Orte 
ausschließlich — verlegen, das Gelände westlich davon nur 
als Vorfeld besetzt halten. Am 21. Juli lag seit 3,30 Uhr 
vormittags schwerstes feindliches Feuer auf dem Raume 
der Division. Bald nach 7 Uhr setzten neue Tankangriffe 
ein. Sie kamen im Vernichtungsfeuer der sächsischen Ar- 
tillerie nicht vorwärts. Aber die Munition wurde bedenk- 
lich knapp. Erst in der folgenden Nacht war auf Ersatz zu 
rechnen. Am Nachmittag brachten erneute Angriffe den 
Feind im Vorfeld etwas vorwärts, aber die Hauptwider= 
standslinie wurde zäh gehalten, obwohl der Feind nördlich 
davon durch Mlessier hindurch fast bis zur Haltestelle vordrang. 
In den beiden folgenden Nächten sollte die Infanterie 
der Division zum Teil abgelöst werden, doch bat die Divi- 
sion, bis zum Abend des 22. Juli die Stellung zu behal- 
ten, um dann im ganzen abgelöst zu werden. 
Auch den ganzen 22. Juli über hielt die Division uner- 
schütterlich stand. Die Artillerie wies alle Angriffsversuche 
mit ihren stets rechtzeitig und wirkungsvoll einsetzenden 
Vernichtungswellen zurück und bekämpfte auch die weiter 
rückwärts anrückenden Verstärkungs= und Ablösungsmassen 
des Feindes mit großem Erfolg. So konnte die Division 
in der Nacht zum 23. Juli ihre ganze Stellung unversehrt 
der 51. Reservedivision übergeben und sammelte am 24. Juli 
70 
früh bei Beugneux. Der Feind ging an diesem Morgen 6,30 
Uhr zu erneutem Großangriff über und drang bis zur 
Straße Hartennes—Oulchy vor, Tanks sogar noch weiter. 
Gegenstöße der Reserven warfen ihn schließlich in seine 
Ausgangsstellungen zurück. Die Artillerie der 40. Infan- 
teriedivision, die noch in Stellung bis zur nächsten Nacht 
verblieb, trug wieder hervorragend zu der wirksamen Ab- 
wehr bei. 
Endlich in der Nacht zum 25. Juli konnte die Division 
den Abmarsch in dem stolzen Gefühl antreten, zur Abwehr des 
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Skizze 40. Die 40. Infanteriedivision bei Bapaume August 1918 
mit denkbar größten Kräften und Erwartungen vom Feinde 
unternommenen Großangriffs gegen die Westflanke der 
siebenten Armee hervorragend mitgewirkt zu haben. Ganz 
besonders warme Anerkennung aller Befehlsstellen vom 
Generalkommando bis zur Obersten Heeresleitung und ein 
herzliches Begrüßungstelegramm des dankbaren Königs und 
Kriegsherrn lohnten die Tapferen, die allerdings nach schwe- 
ren Verlusten, aber voll kampffähig den Marsch in die Er- 
holungsquartiere antraten. 
Die Division wurde nun zunächst in das Etappengebiet 
der siebenten Armee in die Gegend östlich von Hirson ver- 
legt. Die Infanterie wurde von Athies östlich Laon aus 
mit der Bahn dahin befördert, der Rest der Division er- 
reichte den neuen Unterkunftsraum mit Landmarsch. Divi- 
sionsstabsquartier wurde St. Michel östlich Hirson. Dort 
fand die Division bis Anfang August kurze Ruhetage, sie- 
delte dann nach Vervins und Orten westlich davon über und 
wurde, nach dem schweren deutschen Rückschlag bei Arras 
(s. August), bereits am 10. August zur Heeresgruppe Kron- 
prinz Rupprecht nach Denain nordöstlich von Cambrai über- 
führt. Die Bestände waren inzwischen wieder aufgefüllt 
worden, aber die Erholungszeit war zu kurz gewesen, um 
völlig die alte Kampfkraft wieder herzustellen. Man mußte 
sich damit trösten, daß die bittere Notwendigkeit zum Neu- 
einsatz der abgekämpften Divisionen zwang und daß es den 
anderen Truppen auch nicht besser ging. 
Die Division wurde zunächst Heeresgruppenreserde und 
der neunten Armee des Generals der Infanterie v. Eben
	        
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