Das XII. Reservekorps erhielt nunmehr den Frontabschnitt
westlich von Douay überwiesen. Dort trafen nach Mitte
September wieder alle Teile des Korps zusammen. Die
Mehrzahl der Feldartillerieregimenter war inzwischen bei
der Gruppe v. Laffert in der Sommeschlacht eingesetzt ge-
wesen, ebenso die Pioniere bei der Gruppe von Watter.
Auch die Infanterie der 24. Reservedivision war vom
19. August ab auf vierzehn Tage zur Gruppe Stein mit
der Bahn verschoben worden, ebenso die Regimenter 100
und 102 vom 21. August ab zur sechsten Armee in die
Gegend von Givenchy-en-Gohelle, wohin ihnen am 23.
August die übrige 23. Reservedivision und später das ganze
Korpo folgte.
3. Im Artois bis Anfang April 1017
An der Artoisfront fiel dem Korps zunächst der Abschnitt
von Lens bis gegenüber von Arras zu. Die 23. Reserve-
division stand rechts, die 24. Reservedivision links. Hier
herrschte zunächst völlige Ruhe. Der Gegner vergnügte
sich mit Minensprengungen und Bombenabwürfen, schritt
auch gelegentlich zu Feuerüberfällen auf die Unterkunftsorte,
verzichtete aber auf Kleinkrieg und verschärfte Patrouillen-
tätigkeit. So konnten beide Divisionen die notwendige Aus-
bildung ihrer zahlreichen Ersatzmannschaften in Ruhe durch-
führen. Ja es konnten die Divisionen sogar nacheinander
herausgezogen werden und auch die Schulung der größeren
Verbände im Hintergelände vornehmen. Die 23. Reserve-
division rückte vom 18. Oktober ab in die Gegend südöstlich
von Douay und trat von dort aus am 6. Dezember zur
Gruppe Arras über. Nachdem sie am 8. Dezember in Pa=
rade vor dem König in Vis-en-Artois, zwölf Kilometer
östlich Arras gestanden, löste sie die 18. Infanteriedioision
im linken Korpoabschnitt südlich der Straße Arras—Cam-
brai ab. Die 24. Reservedivision löste in den folgenden
Tagen die 18. Infanteriedivision im rechten Korpoabschnitt
ab, gleichzeitig das Generalkommando des Xll. Reservekorps
das Generalkommando des IX. Armeekorps in diesem Ab-
schnitt, Hauptquartier Goeulzin.
Dort blieb das XII. Reservekorps als Gruppe Kirchbach
bis zum Rückmarsch in die Siegfriedstellung in der Haupt-
sache völlig unangefochten von den Engländern.
Nur am 6. Januar machten diese auf einer Front von
zwei Kilometer einen Uberraschungsversuch, wurden aber von
der 2. Kompagnie des Grenadier-Reserveregiments lo# unter
Leutnant Martin blutig abgewiesen. Ebenso mißglückte das
Gasabblasen an demselben Tag. Das Gas schlug in den
englischen Graben zurück. Durch die gefangenen Engländer
wurde die englische 9. Division bestätigt und neu die
14. Infanteriedivision festgestellt.
Ebensowenig Glück hatten englische Vorstöße am 14.
und 26. Februar gegen die 24. Reservedivision. Sie wurden
vom Reserve-Infanterieregiment 104 abgewiesen.
Am 28. Februar wurde die I. Abteilung Reserve-Feld-
artillerieregiments 24 bei der zweiten Armee vorübergehend
eingesetzt. Am 8. März ging Reserve-Feldartillerieregiment
23 auf den Truppenübungsplatz Seebourg, um dort seine
III. Abteilung aufzustellen.
Anfang März wurde rechts vom XII. Reservekorps das
1. bayerische Reservekorps eingeschoben und dadurch der
Abschnitt der 24. Reservedivision verkleinert. Zu dieser
Zeit nahm die Tätigkelt bei den Engländern sichtlich zu.
Fast jede Nacht stießen stärkere Patrouillen gegen ver-
schiedene Teile der Korpofront vor, sie fanden überall
wachsame Grabenwachen und wurden restlos abgewiesen;
am 12. März wurde eine 100—150 Mann starke Groß-
patrouille von der 3. und 4. Kompagnie des Grenadier-
Reserveregiments loo ganz besonders mitgenommen.
Ein deutsches Unternehmen des Sturmbataillons 6 (2/7)
und des Reserve-Infanterieregiments 107 (/0) zerstörte am
87
17. März mehrere feindliche Unterstände und einen Minen-
stollen. Dabei wurde vor der Front durch Gefangene die
12. englische Infanteriedioision festgestellt.
Am 17. März wurde der Abmarsch in die Siegfried-
stellung, auch hier ohne jede Ahnung beim Gegner, glatt und
verlustlos durchgeführt. Zufällig stieß früh 4,30 Uhr eine
englische Patrouille bei der 24. Reservedivision bis in den
Graben vor, wurde aber sofort vertrieben. Sie hatte nichts
bemerkt.
Schwache Nachhuten hielten die nächsten Tage über das
Vorfeld zwischen der alten und neuen Stellung noch be-
setzt. Sie brachten den vorsichtig vorfühlenden Engländern
aus gut versteckten Maschinengewehrnestern empfindliche
Verluste bei und gingen dann auf das nähere Vorfeld der
Siegfriedstellung zurück. Dort fanden nun bis zur Ab-
lösung des Korps Ende März fast täglich hartnäckige Vor-
postenkämpfe statt, in denen die Sachsen, mit dem Ge-
lände vertraut und mit dem Rückhalt an die eigene
Arttillerie, in großem Vorkeil vor den Engländern waren,
deren zahlreiche Artillerie noch nicht nahe genug heran war
und aus den zu weit abliegenden Stellungen mehrfach in
eigene Abteilungen hineinschoß. In den letzten Tagen vor
Abmarsch in die Siegfriedstellung war vor der deutschen
Front die auffällige Vermehrung der feindlichen Batterien
— 37 neue — festgestellt worden. Der Rückschluß, daß hier
etwas geplant war, lag nahe. Ehe das Rätsel gelöst wurde,
verließ das XII. Reservekorps das Artois, wo es in ver-
hältnismäßiger Ruhe den dritten Kriegswinter verbracht
hatte.
4. In Belgisch-Flandern 1917
Der neue Abschnitt des XII. Reservekorps als Gruppe
Jeperen (Ypern) umfaßte das blutgetränkte Riesenschlacht-
feld der vergangenen Jahre vom Pserkanal bei Bikschoote
bis an die Ostfront von Ypern und gliederte sich in vier
Divisionsabschnitte, von denen die beiden mittleren die 23.
und 24. Reservedivision zwischen 10. und 13. April über-
nahmen. Die 23. Reservedivision löste im Abschnitt Lange-
mark die 208. Infanteriedioision, die 24. Reservedioision
im Abschnitt Passchendaele die 135. Infanteriedivision ab.
Der Feind verhielt sich die ganze Zeit über, während die
beiden Divisionen vorn eingesetzt waren, ziemlich ruhig.
Nur südlich ihres Abschnitts führten die Engländer am
17. April und 30. Mai große Sprengungen bei Belle-
waarde aus.
Anfang Mai nahm die Artillerie= und Fliegertätigkeit
bedeutend zu, auch schossen sich die Engländer sichtlich er-
neut ein und lösten vor dem rechten Flügel die Belgier ab.
Die 24. Reservedivision wurde bereits in der Zeit zwi-
schen 23. und 28. April herausgezogen und schied nunmehr
für die ganze weitere Kriegsdauer aus dem Verband des
Korps aus. Ihre weitere Geschichte folgte hinter der des
Generalkommandos XII. Reservekorps und der 23. Reserve-
division.
Die letztere wurde erst Ende Mai in vorderer Linie ab-
gelöst und der Gruppe Gent überwiesen. Von dieser wurde
sie dann wieder nördlich ihres früheren Abschnitts eingesetzt
und dann nach Brügge Ende Juli zurückgezogen. Ihr Reserve-
Feldartillerieregiment 23 ging auf den UÜbungsplatz Thimou=
gies. Dessen neugebildete III. Abteilung war Ende April
beim Regiment eingetroffen, dafür schied am 2. Mai die
II. Abteilung aus.
Da# Generalkommando gab am 14. Juni den Befehl
über den Mpernabschnitt ab und übernahm dafür den über
die Gruppe Gent, wo es die 23. Reservedivision bereits
vorfand. Der Gruppe Gent fiel zugleich die Oberleitung
des Ausbaus der rückwärtigen Stellungen hinter der West-
front im Bereiche der vierten Armee zu, vornehmlich der
Flandern-II-Stellung, sowie der Grenzschutz gegen Holland