Full text: Sachsen in großer Zeit. Band III. Die Kriegsjahre 1916-1918. (3)

Das XII. Reservekorps erhielt nunmehr den Frontabschnitt 
westlich von Douay überwiesen. Dort trafen nach Mitte 
September wieder alle Teile des Korps zusammen. Die 
Mehrzahl der Feldartillerieregimenter war inzwischen bei 
der Gruppe v. Laffert in der Sommeschlacht eingesetzt ge- 
wesen, ebenso die Pioniere bei der Gruppe von Watter. 
Auch die Infanterie der 24. Reservedivision war vom 
19. August ab auf vierzehn Tage zur Gruppe Stein mit 
der Bahn verschoben worden, ebenso die Regimenter 100 
und 102 vom 21. August ab zur sechsten Armee in die 
Gegend von Givenchy-en-Gohelle, wohin ihnen am 23. 
August die übrige 23. Reservedivision und später das ganze 
Korpo folgte. 
3. Im Artois bis Anfang April 1017 
An der Artoisfront fiel dem Korps zunächst der Abschnitt 
von Lens bis gegenüber von Arras zu. Die 23. Reserve- 
division stand rechts, die 24. Reservedivision links. Hier 
herrschte zunächst völlige Ruhe. Der Gegner vergnügte 
sich mit Minensprengungen und Bombenabwürfen, schritt 
auch gelegentlich zu Feuerüberfällen auf die Unterkunftsorte, 
verzichtete aber auf Kleinkrieg und verschärfte Patrouillen- 
tätigkeit. So konnten beide Divisionen die notwendige Aus- 
bildung ihrer zahlreichen Ersatzmannschaften in Ruhe durch- 
führen. Ja es konnten die Divisionen sogar nacheinander 
herausgezogen werden und auch die Schulung der größeren 
Verbände im Hintergelände vornehmen. Die 23. Reserve- 
division rückte vom 18. Oktober ab in die Gegend südöstlich 
von Douay und trat von dort aus am 6. Dezember zur 
Gruppe Arras über. Nachdem sie am 8. Dezember in Pa= 
rade vor dem König in Vis-en-Artois, zwölf Kilometer 
östlich Arras gestanden, löste sie die 18. Infanteriedioision 
im linken Korpoabschnitt südlich der Straße Arras—Cam- 
brai ab. Die 24. Reservedivision löste in den folgenden 
Tagen die 18. Infanteriedivision im rechten Korpoabschnitt 
ab, gleichzeitig das Generalkommando des Xll. Reservekorps 
das Generalkommando des IX. Armeekorps in diesem Ab- 
schnitt, Hauptquartier Goeulzin. 
Dort blieb das XII. Reservekorps als Gruppe Kirchbach 
bis zum Rückmarsch in die Siegfriedstellung in der Haupt- 
sache völlig unangefochten von den Engländern. 
Nur am 6. Januar machten diese auf einer Front von 
zwei Kilometer einen Uberraschungsversuch, wurden aber von 
der 2. Kompagnie des Grenadier-Reserveregiments lo# unter 
Leutnant Martin blutig abgewiesen. Ebenso mißglückte das 
Gasabblasen an demselben Tag. Das Gas schlug in den 
englischen Graben zurück. Durch die gefangenen Engländer 
wurde die englische 9. Division bestätigt und neu die 
14. Infanteriedivision festgestellt. 
Ebensowenig Glück hatten englische Vorstöße am 14. 
und 26. Februar gegen die 24. Reservedivision. Sie wurden 
vom Reserve-Infanterieregiment 104 abgewiesen. 
Am 28. Februar wurde die I. Abteilung Reserve-Feld- 
artillerieregiments 24 bei der zweiten Armee vorübergehend 
eingesetzt. Am 8. März ging Reserve-Feldartillerieregiment 
23 auf den Truppenübungsplatz Seebourg, um dort seine 
III. Abteilung aufzustellen. 
Anfang März wurde rechts vom XII. Reservekorps das 
1. bayerische Reservekorps eingeschoben und dadurch der 
Abschnitt der 24. Reservedivision verkleinert. Zu dieser 
Zeit nahm die Tätigkelt bei den Engländern sichtlich zu. 
Fast jede Nacht stießen stärkere Patrouillen gegen ver- 
schiedene Teile der Korpofront vor, sie fanden überall 
wachsame Grabenwachen und wurden restlos abgewiesen; 
am 12. März wurde eine 100—150 Mann starke Groß- 
patrouille von der 3. und 4. Kompagnie des Grenadier- 
Reserveregiments loo ganz besonders mitgenommen. 
Ein deutsches Unternehmen des Sturmbataillons 6 (2/7) 
und des Reserve-Infanterieregiments 107 (/0) zerstörte am 
87 
17. März mehrere feindliche Unterstände und einen Minen- 
stollen. Dabei wurde vor der Front durch Gefangene die 
12. englische Infanteriedioision festgestellt. 
Am 17. März wurde der Abmarsch in die Siegfried- 
stellung, auch hier ohne jede Ahnung beim Gegner, glatt und 
verlustlos durchgeführt. Zufällig stieß früh 4,30 Uhr eine 
englische Patrouille bei der 24. Reservedivision bis in den 
Graben vor, wurde aber sofort vertrieben. Sie hatte nichts 
bemerkt. 
Schwache Nachhuten hielten die nächsten Tage über das 
Vorfeld zwischen der alten und neuen Stellung noch be- 
setzt. Sie brachten den vorsichtig vorfühlenden Engländern 
aus gut versteckten Maschinengewehrnestern empfindliche 
Verluste bei und gingen dann auf das nähere Vorfeld der 
Siegfriedstellung zurück. Dort fanden nun bis zur Ab- 
lösung des Korps Ende März fast täglich hartnäckige Vor- 
postenkämpfe statt, in denen die Sachsen, mit dem Ge- 
lände vertraut und mit dem Rückhalt an die eigene 
Arttillerie, in großem Vorkeil vor den Engländern waren, 
deren zahlreiche Artillerie noch nicht nahe genug heran war 
und aus den zu weit abliegenden Stellungen mehrfach in 
eigene Abteilungen hineinschoß. In den letzten Tagen vor 
Abmarsch in die Siegfriedstellung war vor der deutschen 
Front die auffällige Vermehrung der feindlichen Batterien 
— 37 neue — festgestellt worden. Der Rückschluß, daß hier 
etwas geplant war, lag nahe. Ehe das Rätsel gelöst wurde, 
verließ das XII. Reservekorps das Artois, wo es in ver- 
hältnismäßiger Ruhe den dritten Kriegswinter verbracht 
hatte. 
4. In Belgisch-Flandern 1917 
Der neue Abschnitt des XII. Reservekorps als Gruppe 
Jeperen (Ypern) umfaßte das blutgetränkte Riesenschlacht- 
feld der vergangenen Jahre vom Pserkanal bei Bikschoote 
bis an die Ostfront von Ypern und gliederte sich in vier 
Divisionsabschnitte, von denen die beiden mittleren die 23. 
und 24. Reservedivision zwischen 10. und 13. April über- 
nahmen. Die 23. Reservedivision löste im Abschnitt Lange- 
mark die 208. Infanteriedioision, die 24. Reservedioision 
im Abschnitt Passchendaele die 135. Infanteriedivision ab. 
Der Feind verhielt sich die ganze Zeit über, während die 
beiden Divisionen vorn eingesetzt waren, ziemlich ruhig. 
Nur südlich ihres Abschnitts führten die Engländer am 
17. April und 30. Mai große Sprengungen bei Belle- 
waarde aus. 
Anfang Mai nahm die Artillerie= und Fliegertätigkeit 
bedeutend zu, auch schossen sich die Engländer sichtlich er- 
neut ein und lösten vor dem rechten Flügel die Belgier ab. 
Die 24. Reservedivision wurde bereits in der Zeit zwi- 
schen 23. und 28. April herausgezogen und schied nunmehr 
für die ganze weitere Kriegsdauer aus dem Verband des 
Korps aus. Ihre weitere Geschichte folgte hinter der des 
Generalkommandos XII. Reservekorps und der 23. Reserve- 
division. 
Die letztere wurde erst Ende Mai in vorderer Linie ab- 
gelöst und der Gruppe Gent überwiesen. Von dieser wurde 
sie dann wieder nördlich ihres früheren Abschnitts eingesetzt 
und dann nach Brügge Ende Juli zurückgezogen. Ihr Reserve- 
Feldartillerieregiment 23 ging auf den UÜbungsplatz Thimou= 
gies. Dessen neugebildete III. Abteilung war Ende April 
beim Regiment eingetroffen, dafür schied am 2. Mai die 
II. Abteilung aus. 
Da# Generalkommando gab am 14. Juni den Befehl 
über den Mpernabschnitt ab und übernahm dafür den über 
die Gruppe Gent, wo es die 23. Reservedivision bereits 
vorfand. Der Gruppe Gent fiel zugleich die Oberleitung 
des Ausbaus der rückwärtigen Stellungen hinter der West- 
front im Bereiche der vierten Armee zu, vornehmlich der 
Flandern-II-Stellung, sowie der Grenzschutz gegen Holland
	        
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