schlecht. Mehrere Mulden durchguerten die Front und er-
schwerten die Anlage von Kampfgräben. Etwa eineinhalb
Kilometer dahinter lagen der Louisen= und Herenriegel,
dahinter noch Reserve-1= und Reserve-2-Stellung.
Die vorderste Linie bestand aus Granattrichtern und ver-
bindenden Schützenlöchern, Deckungen waren erst im Aus-
bau, zerschossene Hindernisreste vor i und k. Im fast ein-
geebneten Loufsenriegel waren 200 Meter Deckungsgraben
erhalten, dort auch Unterstände für Bereitschaften. Die
Reserve-1= und Reserve-2-Stellung waren in Ordnung,
Gräben 1,50 Meter tief, mit vier Meter breitem Hindernis
davor und genügenden Unterständen. Baracken und Pferde-
ställe rückwärts fehlten völlig.
Rechts schloß die 40. Infanteriedioision, links die 19.
Reservedivision an. Auf deren Abschnitten lag am 24. Ok-
tober Trommelfeuer. Die ganze Stellung der 23. Reserve-
division litt stark unter heftiger Beschießung. Der erwartete
Angriff blieb aus. Fieberhaft wurde die nächste Nacht am
Ausbau der zerschossenen Gräben gearbeitet. Die neugebil-
deten vierten Züge der Kompagnien schafften Baumaterial,
Essen und Schießbedarf heran.
Infanterieregiment 392 wurde, da ein Angriff auf breiter
Front drohte, am 25. Oktober hinter die 19. Reservedivision
geschoben. Diese, der Erschöpfung nahe, übergab am 26. Ok-
tober ihren Abschnitt an die bayerische Ersatzdivision. An
diesem Tage traf Reserve-Feldartillerieregiment 32 mit bei-
den Abteilungen bei der 23. Reservedivision ein.
Am 27. Oktober griff der Feind die Division und deren
linken Nachbar an. Er wurde abgewiesen, links griff auch
III. Infanterieregiment 392 ein. Am 28. Oktober gegen
Abend wiederholte der Feind den Angriff, diesmal mit zwei
Panzerwagen, beide erledigte die Artillerie, §. Batterie Re-
serve-Feldartillerieregiments 32 und Mörserbatterie 1/48.
Nach heftigstem Artilleriefeuer machte der Feind 9 Uhr
abends am 20. Oktober einen schwächlichen Angriff gegen
die Mitte der Division. Das schlechte Wetter hielt an den
folgenden Tagen die feindlichen Angriffe zurück. Die Grä-
ben füllten sich mit Wasser. Schanzarbeit bei Tag und
Nacht ermüdete die Truppe bei steter Beschießung. Oberst-
leutnant Fürstenau, Kommandeur des Reserve-Infanterie-
regiments 102, der schon 1914 einen Arm verloren hatte,
erhielt schweren Nervenchobk durch dicht an seinem Unter-
stand platzende Granate. Major v. Egidy, Kommandeur
des Grenadier-Reserveregiments 101 übernahm statt seiner
den Befehl über den Abschnitt.
Ende Oktober war die gesamte Artillerie der Division
eingetroffen. Die artilleristische Leitung übernahm nun-
mehr der Artilleriekommandeur der 23. Neservedivision.
Am 3. November brach der Feind bei den Bayern links
ein, wurde aber schließlich herausgeworfen. Am 4. No-
vember löste Infanterieregiment 392 einzelne Bataillone
vorn ab. Drohende Angriffe hielt deutsches Sperrfeuer
an. Über dem Absechnitt fanden mehrere Fliegerkämpfe
statt. Zwei feindliche Flugzeuge stürzten ab. In der Morgen-
frühe des v. November griff der Feind zweimal die vor-
springende Nase in der Mitte an. 2. Kompagnie Grenadier=
Reserveregiments 101 wies ihn beide Male ab. Die 7.
Kompagnie Grenadier-Reserveregiments 101 warf ein-
gedrungenen Feind im Gegenstoß zurück. Gefangene von
der 1. australischen Division blieben in ihrer Hand. Tags-
über trommelte die feindliche Artillerie dann auf die ganze
Stellung. Rechtzeitig einsetzendes Sperrfeuer hielt weitere
Angriffe zurück, deogleichen am folgenden Tag. Vor dem
rechten Flügel ging der Feind zum Sappenangriff über.
Vor der Mitte lag er auf fünfzig Meter gegenüber. Kleine
Vorstöße wurden in den folgenden Tagen mühelos abge-
wiesen. »
Am 14. November machte der Feind nach Trommelfeuer
wieder einen Großangriff. Er scheiterte im deutschen Sperr-
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feuer. Dann ging der Engländer auch vor der Mitte zum
Sappenkrieg über. Starker Nebel, der am 21. November
einsetzte, veranlaßte das Vorschieben von Schleierposten,
die einen englischen Offizier einbrachten, der sich verlaufen
hatte.
Am 22. November griff der Feind wieder vergeblich an,
diesmal mit neuen Kräften, der australischen 2. und 4. In-
fanteriedivision, dann verschanzte er sich und brachte Hinder-
nisse vor der Front an. Die Schlacht flaute ab. Nunmehr
wurde die Nase vor der Mitte der Stellung aufgegeben.
Zwischen 4. und 6. Dezember erfolgte die Ablösung. Die
stark ermüdeten Truppen fanden östlich Arras einige Tage
Erholung und übernahmen dann am 13. Dezember den
Abschnitt südöstlich von Arras von der 18. Infanterie-
division. Die Aufstellung der Division dort gibt die Skizze 3
— JXII. Reservekorps an. Der Winter im Artois verlief
ruhig. Am 6. Januar 1917 wurde die 2. Kompagnie Gre-
nadier-Reserveregiments lo# angegriffen. Ein Gasangriff
erfolgte gleichzeitig gegen die ganze Front. Beides er-
gebnislos. Dann lebte die feindliche Minentätigkeit stark
auf. Von Mitte Februar gingen auch wieder starke eng-
lische Patrouillen gegen die vordersten Gräben vor. Die
englischen Flieger wurden Anfang März sehr rege. Drei
wurden am 6. März im Bereich der Division abgeschossen.
Am 8. März brachte eine Patrouille von Reserve-Infan-
terieregiment 102 ein Maschinengewehr und vier Gefangene
ein. Vor dem Abmarsch in der Siegfriedstellung dehnte sich
Grenadier-Reserveregiment lo# noch weiter nach rechts aus,
die 24. Reservedivision freimachend.
Der Rückzug erfolgte dann am 17. und 18. März ohne
jede Einwirkung des Feindes. Grenadler-Reserveregiment 100
und Infanterieregiment 302 besetzten die Siegfriedstellung
und deren Vorfeld. Die Division siedelte nach Vitry über.
Am 1. April wurde die Stellung an die 17. Reservedivision
übergeben. Der Feind hatte nicht gewagt, ernsthaft anzu-
greifen. Die Division wurde mit der Bahn in die Gegend
von Brügge verlegt.
Mitte Februar 1917 schied Generalleutnant v. Watzdorf
von der Division, die er an der Somme bei ihrem zwei-
maligen siegreichen Ausharren geleitet hatte. Er übernahm
die neuaufgestellte 46. Landwehrdioision im Osten. An seine
Stelle trat der bisherige sächsische Militärbevollmächtigte im
Großen Hauptquartier, Generalleutnant Freiherr Leuckhart
v. Weißdorf.
3. In Flandern 1917
Die Ruhe bei Brügge, die für drei Wochen zur Ausbil-
dung der Truppen in Aussicht genommen war, währte nur
kurze Zeit. Bereits am 10. April rollten die ersten Ba-
taillone auf der Bahn nach Staden, um den Abschnitt
Langemarck von der 208. Infanteriedivision zu übernehmen.
Dieser gehörte zur Gruppe Deperen (XII. Reservekorps)
in Roulers, die der vierten Armee in Courtray unterstand.
Die Übernahme des Abschnitts war am 13. April durch-
geführt. Der Dioisionsstab kam nach Staden. Die Stel-
lung verlief von Steenstraate bis südlich von Bösingen mit
dem Vorfeld am Perkanal — Unterabschnitte Bikschoote
und Het Sas — und bog dann nach Südosten aus —
Abschnitte Pilckem und Struyve. Die Grenzen verliefen
nach rückwärtos rechts in den Westteil des Houthoulster-
waldes, links über Poelkappelle.
Den Abschnitt Bikschoote übernahm Grenadier-Reserve-
regiment 100, Het Sas das Landwehr-Infanterieregiment
388, das zur Division trat, Pilckem Reserve-Infanterie-
regiment 102 und Struyve Infanterieregiment 392.
Zunächst war es auf der ganzen Front sehr ruhig. Ende
April lebte die feindliche Fliegertätigkeit stark auf. Die Ab-
schnitte Pilckem und Struyve wurden heftig beschossen, am