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Offensive erforderlichen Hilfskräfte, insbesondere fünf schwere
Batterien nebst Kolonnen und das sächsische Landwehr-In=
fanterieregiment 104 (ohne III.) zugeteilt. Am 16. Fe-
bruar begrüßte der sächsische Generaloberst v. Kirchbach, der
Oberbefehlshaber der Armeeabteilung D vor Dünaburg, seine
alte Division und am 18. Februar mittags begann der Vor-
marsch in breiter Heeresfront. Die Division rückte aus der
Gegend von Skrudelino nordwärts vor. Frost (—110) und
Schneedecke erleichterten die Bewegungen. Die Dioision
stieß nirgends auf Widerstand und erreichte schon am
20. Februar das Nordufer der Düna beim Gut Jusefowo.
Husarenpatrouillen meldeten große Vorräte in dem 20 Ki-
lometer östlich gelegenen Kraslawka. 1. Kompagnie Infan-
terieregiment 392 sicherte sie alsbald. Ebenso wurde der
wichtige Bahnstapelplatz Balbinowo am 21. Februar besetzt
und auf der Bahn eine Kompagnie bis Drissa vorgeschickt.
Dorthin folgte in drei Zügen Oberst Fürstenau mit
dem Reserve-Infanterieregiment 102, ¾ 4. Kompagnie
Reserve-Pionierbataillon 22, einem Zug Artillerie, einer
Maschinengewehrkompagnie und einigen Husaren und setzte
nach Wiederherstellung der Brücke in Drissa die Fahrt bis
Polozk fort, das am Abend erreicht wurde. Dort fielen
mehrere abfahrtbereite und einlaufende Züge den Sachsen
in die Hände. Die große Dünabrücke war unversehrt. Nir-
gends wurde Widerstand geleistet. Die rote Garde hatte
sich rechtzeitig entfernt, die Bewohner waren mit der An-
kunft der Deutschen sehr zufrieden. 40 Lobomotiven, etwa
400 Wagen, große Ol= und Benzinvorräte wurden erbeutet.
Die Fortsetzung der Bahnbeschlagnahme bis Witebsk wurde
aufgegeben, als bei Gorjany und Obol rote Garde entgegen-
trat. Am 3. März traf die Mitteilung vom Friedensschluß
mit Rußland ein. Auch die Kämpfe mit den im Bogen
rings um Polozk stehenden wilden Banden der roten Ar-
mee hörten auf, als mit der roten Armee ein förmlicher
Vertrag mit Trennlinie beider Machtbereiche am 6. März
zustande kam. Inzwischen hatte Oberst Fürstenau mit aller
Kraft die Wiederherstellung der zerstörten Soschabrücke öst-
lich Missa in Angriff genommen. Dadurch sollte die Ver-
bindung mit Molodetschno und Minsk, und die Möglich-
keit, das rollende Material von dort nach Livland heranzu-
ziehen, gewonnen werden. Ehe alles noch erreicht war,
was in weitvorausschauender Weise hier sofort in die Wege
geleitet wurde, traf der Abmarschbefehl ein.
Oberst Fürstenau übergab am 6. März Polozk an das
27. Landwehr-Infanterieregiment und stieß wieder zur Di-
vision. Diese hatte, an der Düna östlich von Dünaburg in
weiten Quartieren liegend, durch starke Patrouillen das Land
von den brandschatzenden Soldaten= und Bauernbanden be-
freit und die großen Vorräte der russischen Armeestapelplätze
geborgen.
Der Abtransport stieß angesichts des Wagenmangels auf
Schwierigkeiten. Mit 35 Zügen nach Östen befördert, mußte
die Division sich für die Rückfahrt nach dem Westen mit
28 Zügen begnügen. Der Hauptteil der großen Bagage
war in Berkhof beim Antritt des Vormarschs über die Düna
zurückgeblieben. Ihre Eingliederung in die einzelnen Truppen=
züge stieß auf neue Schwierigkeiten. Eine Annehmlichkeit
war die doppelte Winterreise West—Ost und Öst—West
ganz gewiß nicht. Die Fahrt ging über Wirballen—Rathe-
now—Tachen nach Lille und dauerte durchschnittlich secho
Tage, bei der herrschenden Kälte eine nicht geringe Strapaze
für die Truppen. Der Dioisionsstab verließ am 12. März
Dünabing.
Der bisherige Divisionskommandeur wurde ain 18. März
zum Gouverneur von Lüttich ernannt. An seine Stelle trat
nach Ankunft der Dioision auf dem westlichen Kriegsschau-
platz der bisherige Kommandeur der 212. Infanteriedioision,
Generalmajor Francke.
5. Westlich von Lille
März bis September 1018
Die Division wurde südlich von Lille in den Tagen un-
mittelbar vor Beginn der großen Westoffensive (21. März)
auogeladen und kam als Eingreifdivision zur Gruppe Sou-
chez (XXXIX. Reservekorps), der 6. Armee, trat aber schon
am 23. März zur Gruppe Vimy (I. bayerisches Reserrekorps)
über, um dort bei der für die nächste Zeit beabsichtigten
Offensive gegen Arras eingesetzt zu werden. Es sollten die
Höhen östlich und nördlich von Arras erstürmt werden.
Erst nach ihrer Besitznahme konnte die spätere große Offen=
sive im Lysbecken gegen die Kanalhäfen beginnen. Trotz
vorzüglicher Vorbereitung des Angriffs durch das Ober-
kommando der 17. Armee führte der Angriff nicht zu
vollem Erfolg.
Am 26. März, zwei Tage vor Beginn des Angriffs,
übernahm General Francke in Auby die Division. Die Di-
vision hatte im Verein mit der 41. Infanteriedivision links
und 240. Infanteriedioision rechts, als vorderste Stoßgruppe,
nördlich der Scarpe gegen die Höhen nördlich von Arras
vorzugehen. Dort bildete die englische Stellung am Öst-
rand von Bailleul mit der Hundsnase das Hauptbollwerk.
Am Frühmorgen des 28. März begann die deutsche Ar-
tillerie ihre Vorarbeit. 7,30 Uhr vormittags ging die In-
fanterie vor. Die Regimenter 100 und 102 bemühten sich
vergeblich um das englische Bollwerk Hundsnase, das der
Artillerie nicht gelungen war, sturmreif zu schießen. Ein
englischer Gegenstoß drückte die Regimenter bis zur frühe-
ren vordersten Engländerstellung zurück. Das Reserve-In-
fanterieregiment 392 vermochte auch den Angriff nicht
wieder in Fluß zu bringen, ebensowenig wie das Reserve-
Infanterieregiment 471, das am Abend der Division zur
Verfügung gestellt wurde.
Der weitere Angriff wurde am 29. März aufgegeben,
die Division blieb noch bis 2. April in vorderster Linie und
ging dann in die nächste Umgebung von Douai zurück,
um ihre Verluste zu ersetzen und die Ausbildung der Di-
vision für das neue Angriffsverfahren im Westen zu er-
gänzen. Reserve-Infanterieregiment 302 blieb noch bis
§. April vorn. Am 6. April trafen 4 Offiziere und 320
Mann als Ersatz der Gefechtsverluste vom Rekrutendepot
ein, bereits am S. April mußte die Division wieder in
Stellung gehen. Sie verlief von Acheville über Arleur
bis Gavrelle, dicht vor der englischen östlich von Bailleul.
Reserve-Infanterieregiment 392 übernahm das rechte Drittel,
Grenadier-Reserveregiment 100 das linke, die Mitte Re-
serve-Infanterieregiment 102. Die Regimenter gliederten
sich stark in die Tiefe und fanden so Zeit für weitere Aus-
bildung der Ruhebataillone. Der König besuchte hier die
Dioision am 14. April. Im allgemeinen blieb es ruhig
bis Ende Juni.
Inzwischen erfolgte vom 9. April ab die große Offen-
sive im Lyobecken über Armentières—la Bassée bis über
Bailleul— Merville hinaus gegen Hazebrouck. Dort blieb
sie stecken. Die Front erstarrte zur Abwehrlinie. Die Aus-
gestaltung derselben und der rückwärtigen Verbindungen er-
forderte harte Arbeit. Ende Juni wurde die Division in den
Stüdteil des Lysbogens, Abschnitt Calonne, vorgezogen.
Die Stellung verlief von Merville (ausschließlich) bis Quen-
tin, Hauptwiderstandslinie mit weitem Vorfeld westwärts
bis nahe an St. Venant, wo die englisch-französische Haupt-
stellung lag.
Weiter nördlich war gerade ein feindlicher Angriff im
Gange. Die Regimenter übernahmen ohne Reibung ihre
Unterabschnitte, rechts Reserve-Infanterieregiment 392,
Mitte 102, links Grenadler-Reserveregiment 100. Die Di-
vision, Stabsquartier zuerst Pont Rirchon, dann Wange-