Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

100 24. Juli 
  
  
schlecht inspiriert eine Einmischung in Belgrad wäre, wo man 
darin eine Drohung des Wiener Kabineites sehen könnte.”) 
Der englische Botschafter, den Herr Sasonow ver- 
ständigte, sprach den Gedanken aus, dass seine Regierung sich 
zweifellos einem Schritte anschliessen würde, der aui die Aus- 
schaltung der Gefahr hinziele, die den allgemeinen Frieden 
bedrohen kann und hat in diesem Sinne an seine Regierung 
telegraphiert.°) 
Herr Sasonow hat zu diesem Zwecke Herrn Schebeko*) 
Instruktionen erteilt. Ohne dass es sich hier um ein Kollektiv- 
vorgehen?) oder ein abgekartetes Vorgehen des Dreiverbandes 
in Wien handelt, bitte ich Sie, sich über die Frage mit den 
russischen und englischen Botschaftern zu unterhalten und sich 
mit ihnen über das beste Mittel für einen jeden von Ihnen zu 
verständigen, um ohne Zögern dem Grafen Berchtold die Rat- 
schläge zur Mässigung zu erteilen, die die gegenwärtige Lage 
zu erfordern scheint. 
Ich füge hinzu, dass es angebracht wäre, Herrn Paul 
Cambon zu bitten, bei Sir Edward Grey die Zweckmässigkeit 
eines solchen Schrittes geltend zu machen und die Anregung 
zu unterstützen, die der englische Botschafter in Russland zu 
diesem Zwecke dem Foreign Office zukommen liess. Gral 
Benckendorff ist beauftragt worden, eine ähnliche Empfehlung 
vorzubringen. 
G1b.Nr.22. ?) Hier wird aiso jede Forderung, die Oesterreich an 
Serbien stellen könne, welcher Art sie auch sei, als ein Schritt bezeichnet, 
der aus Rücksicht auf Serbien unbedingt vermieden und hintertrieben 
werden müsse. Hier tritt auch deutlich hervor, dass noch vor Kennt- 
nisnahme des Inhaltes der Note, noch vor ihrer Ueberreichung, der 
Ministerpräsident, der sich bekanntlich in Begleitung des Präsidenten 
der Republik befand, unbedingt den russischen Standpunkt zu dem 
seinen machte. In diesem Zusammenhange mag auch an das Press- 
communique erinnert werden, das nach der Begegnung des Präsi- 
denten der Republik mit dem Kaiser von Russland ausgegeben wurde: 
«Der Besuch, den der Präsident der französischen Republik soeben 
Seiner Majestät dem Kaiser von Russland machte, hat den beiden 
befreundeten und verbündeten Regierungen Gelegenheit gegeben, 
die vollkommene Gemeinsamkeit ihrer Ansichten über die verschie- 
denen Probleme festzustellen, vor welche die Sorge für den allge- 
meinen Frieden und für das europäische Gleichgewicht die 
Mächte namentlich im Orient stellt». 
7?) Dieses Telegramm ist nicht im Bib. veröffentlicht worden. 
*) Russischer Botschafter in Wien. 
5) Ein Kollektivvorgehen war immerhin geplant, wie u. a. Bib. 
Nr. 6 beweist. Auf ein offizielles Kollektivvorgehen des Dreiver- 
bandes wollte aber England zunächst nicht eingehen. Immerhin zeigt 
dieses Telegramm, dass Greps Stellungnahme vom ersten Tag an auf 
bestimmten Dreiverbandsabmachungen fusste.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.