24. Juli 109
zu vermeiden, bestände darin, eine feste geschlossene Stel-
lung einzunehmen. Er glaube nicht, dass noch Zeit sei, meine
Anregung auszuführen. Darauf erwiderte ich, es sei wünschens-
wert, zu wissen, inwieweit Serbien bereit sei, den Forderun-
sen der österreichischen Note entgegenzukommen. Herr
Sasonow sagte, er müsse erst seine Kollegen über diesen
Punkt befragen, aber zweifellos könnten einige der öster-
reichisch-ungarischen Forderungen von Serbien angenommen
werden.
Der französische Botschafter und Herr Sasoncw fuhren
beide fort, in mich behufs einer Erklärung vollständiger
Solidarität der Regierung Seiner Majestät mit den fran-
zösischen und russischen Regierungen zu dringen, und iclı
sagte daher, dass ich es für möglich halte, dass Sie vielleicht
bereit seien, den deutschen und österreichischen Regierungen
ernste Vorhaltungen zu machen, indem Sie nachdrücklich be-
tonen, dass ein Angriff Oesterreichs auf Serbien den gesamten
europäischen Frieden gefährden würde. Vielleicht fänden Sie
einen Weg, ihnen mitzuteilen, dass eine derartige Aktion
Oesterreichs wahrscheinlich Russlands Intervention bedeuten
würde, was Frankreich und Deutschland mit hinein verwickle
und dass es Grossbritannien schwerfallenwürde,neu-
tralzu bleiben, wenn der Krieg allgemein würde. Herr
Sasonow antwortete, wir würden früher oder später in den
Krieg 'hineingezogen werden, wienn er ausbreche; wir würden
nur den Krieg wahrscheinlicher machen, wenn wir nicht von
Anfang an gemeinsame Sache mit seinem Lande und Frank-
reich machten; auf jeden Fall würde, so hoffe er, die Regie-
rung Seiner Majestät ihre stärkste Missbilligung über die von
Oesterreich unternommene Aktion aussprechen.
Der Präsident der französischen Republik und der Minis-
terpräsident können auf ihrer Rückkehr von Russland Frank-
reich nicht vor vier oder fünf Tagen erreichen, und es hat
den Anschein, als wenn Oesterreich absichtlich diesen Augen-
blick für die Ueberreichung (des Ultimatums wählte‘).
Nach der Sprache des französischen Botschafters scheint
es mir, dass, selbst wenn wir es ablehnen sollten, uns ihnen
anzuschliessen, Frankreich und Russland ent-
schlossen sind, eine feste Haltung einzuneh-
men’).
Bl. Nr. 6. °) Vergleiche Gib. 25 und Fussnote 3,
”) Ueber dieses Gespräch berichtet weder das Ob. noch
das Gib.
Sasonow und
Pal&eologue
verlangen
Englands volle
Unterstützung.