24. Juli 117
Der deutsche Botschafter in Wien, von Tschirschky und
Bögendorff, an den deutschen Reichskanzler, von Beth-
mann Hollweg.
Weissbuch, Anlage >.
Wien.
Graf Berchtold hat heute den russischen Geschäitsträger
zu sich gebeten, um ihm eingehend und freundschaftlich den
Standpunkt Oesterreich-Ungarns Serbien gegenüber ausein-
anderzusetzen. Nach Rekapitulierung der historischen Entwick-
lung der letzten Jahre betonte er, dass die Monarchie nicht
daran denke, Serbien gegenüber erobernd aufzutreten. Oester-
reich-Ungarn werde kein serbisches Territorium beanspruchen.
Es halte strikt daran fest, dass der Schritt nur eine definitive
Massregel gegenüber den serbischen Wühlereien zum Ziele
habe. Notgedrungen miüsse Oesterreich-Ungarn Garantien
für ein weiteres freundschaftliches Verhalten Serbiens der
Monarchie gegenüber verlangen. Es liege ihm fern, eine Ver-
schiebung der Machtverhältnisse im Balkan herbeiführen zu
wollen. Der Geschäftsträger, der noch keine Weisungen aus
Petersburg hatte, hat die Ausführungen des Ministers ad reie-
rendum genommen mit der Zusage, sie sofort Sasonow zu
unterbreiten.')
Der russische Minister des Aeusseren, Sasonow, an den rus-
sischen Geschäftsträger in Wien, Kudascheff.
Orangebuch Nr. 4,
St.Petersburs,
Wollen Sie dem österreichisch-ungarischen Minister bitte
Folgendes mitteilen:
«Die Mitteilung, welche die österreichisch-ungarische
Regierung den Mächten am Tage nach der Ueberreichung des
Ultimatums in Belgrad machte, lässt den Mächten nur eine
durchaus kurze Frist, um irgend etwas zur Beilerung der ent-
standenen Verwicklung zu unternehmen.
Wb.Anl.3. ') Auch hier die Zusage, die Ausführungen Berch-
tolds sofort Sasonow zu unterbreiten, die das Fehlen eines diesbezüg-
lichen Dokuments im Ob. doppelt auffällig macht.
Deutscher
Bericht über
das Gespräch
zwischen
Berchtold und
Kudaschefft.
Russland for-
dert eine Frist-
verlängerung.