Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

25. Juli 137 
  
Der stellvertretende französische Minister des Aeusseren, 
Bienvenu-Martin, an den Ministerpräsidenten Viviani in 
  
Stockholm und an die französischen Vertreter in London, 
Berlin, St. Petersburg und Wien. 
  
  
Gelbbuch Nr. 306. 
Paris. 
Der deutsche Botschafter kam mittags, um gegen einen 
Artikel im «Echo de Paris» zu protestieren, der seine gestrige 
Demarche als « deutsche Drohung » bezeichnete. Herr von 
Schön sagte zu einigen Journalisten und bestätigte es auf 
der politischen Direktion, dass zwischen Osesterreich und 
Deutschland über ‘die Österreichische Note kein gemeinsames 
Uebereinkommen existierte und dass die deutsche Regierung 
diese Note nicht kannte, obwohl sie dieselbe später, als sie 
ihm gleichzeitig mit den andern Mächten mitgeteilt wurde, 
billigste. Baron von Schön fügte hinzu, dass ebensowenig von 
einer « Drohung » die Rede sein könne : die Regierung habe 
sich damit begnügt, anzuzeigen, dass es wünschenswert wäre, 
den Konflikt zu lokalisieren und dass die Intervention anderer 
Mächte die Gefahr einer Verschärfung des Konfliktes mit sich 
brächte. 
Der stellvertretende politische Direktor nahm von der 
Demarche des Barons von Schön Notiz. Nachdem er ihn ge- 
beten hatte, den Wortlaut der letzten beiden Absätze seiner 
Note zu wiederholen, bemerkte er, dass dieser Wortlaut 
Deutschlands Willen ausdrücke, sich zwischen die Mächte und 
Oesterreich zu stellen. Herr Berthelot fügte hinzu, dass, da 
übrigens keinem Journalisten irgend eine Mitteilung gemacht 
worden sei, die Information des «Echo de Paris» nur dieses 
Blatt angehe und nur beweise, dass die deutsche Demarche 
auch anderswo als am Quai d’Orsay und von ihm bekannt ge- 
worden sei. Der deutsche Botschafter entgegnete nichts auf 
diese Anspielung. 
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1 
— _L L __ >) 
Sir E. Grey sagte dem Fürsten Lichnowsky (der ihm 
bis jetzt keine Mitteilung in der Art der von Herrn von Schön 
  
Gib. Nr. 36. ') Resume der Mitteilung des Grafen Mensdorff 
an Grey, dass es sich nicht um ein Ultimatum, sondern eine befristete 
Note handle. Siehe Rb. 17. 
*) Resume des Grepschen Telegrammes nach Belgrad Bib. Nr. 12. 
10 
von Schön ver- 
sichertinParis, 
dass Deutsch- 
land die Note 
nicht kannte 
und protestiert 
gegen die ge- 
hässige Ausle- 
ceung seiner 
Demarche vom 
24. Juli. 
Bienvenu-Mar- 
tin sieht in der 
Demarche 
einen Versuch 
Deutschlands, 
sich zwischen 
Wien und die 
Mächte zu 
drängen.
	        
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