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25, Juli
Der deutsche Reichskanzler, von Bethmann Hollweg, an den
deutschen Botschafter in London, Fürst Lichnowsky.
Weissbuch, Anlage 15.
Berlin.
Die von Sir Edward Grey zwischen österreichisch-ser-
bischem und österreichisch-russischem Konflikte gemachte
Unterscheidung trifft vollkommen zu. Wir wollen ebenso-
wenig wie England uns in ersteren einmischen, und nach wie
vor vertreten wir den Standpunkt, dass diese Frage dadurch
lokalisiert bleiben muss, dass alle Mächte sich der Einmischung
enthalten. Es ist deshalb unsere dringende Hoffnung, dass
Russland sich eines jeden aktiven Eingriffs enthalten wird,
im Bewusstsein seiner Verantwortung und des Ernstes der
Situation. Wir sind, falls ein österreichisch-russischer Streit
entstehen sollte, bereit, vorbehaltlich unserer bekannten Bünd-
nispflichten, zwischen Russland und Oesterreich
mit den anderen Grossmächten zusammen
eine Vermittlung eintreten zu lassen.
Der serbische Ministerpräsident und Minister des Aeusseren,
Paschitch, an alle serbischen Gesandtschaften.
Serbisches Blaubuch Nr. 38.
Belgrad.
Ich habe heute den Vertretern der befreundeten Staaten!)
die Grundlinien der Antwort der königlichen Regierung mit-
geteilt. Ich habe ihnen gesagt, dass die Antwort zanz und gar
versöhnlich sein wird und dass die serbische Regierung alle
österreichisch-ungarischen Forderungen in dem Masse, in dem
das möglich ist, annehmen wird. Die serbische Regierung hofit,
dass die Öösterreichisch-ungarische Regierung, wenn sie nicht
eben um jeden Preis den Krieg wünscht, nicht umhin kann,
die vollständige Genugtuung, die ihr die serbische Antwort
gibt, anzuerkennen.
Serb.-Bib. Nr. 38. ') Die Vertreter der Dreiverbandstaaten, die
also die serbische Antwort vor ihrer Ueberreichung kannten.
Deutschland
ist bereit, mit
den Mächten
zwischen Wien
und St. Peters-
burg zu ver-
mitteln.
Serbien teilt
dem Dreiver-
bande den In-
halt seiner be-
vorstehenden
Antwort an
Oesterreich-
Ungarn mit.