150 25. Juli
ihr geläufig sein. Da sie sich jeder Kontrolle des einzuleitenden Verfahrens
zu entziehen wünschte, das bei korrekter Durchführung höchst unerwünschte
Ergebnisse für sie liefern würde, und da sie keine Handhabe besitzt, in plau-
sibler Weise die Mitwirkung unserer Organe an dem polizeilichen Verfahren
abzulehnen (Analogien für solche polizeilichen Interventionen bestehen in
srosser Menge), hat sie sich auch auf einen Standpunkt begeben, der ihrer
Ablehnung den Schein der Berechtigung geben und unserem Verlangen den
Stempel der Unerfüllbarkeit aufdrücken soll.
7. Die Königliche Regierung hat noch am Abend des
Tages, an dem ihr die Note zukam, die Verhaftung des Maiors
Voislar Tankkosic verfügt. Was aber den Milan Ciganovic an-
belangt, der ein Angehöriger der österreichisch-ungarischen
Monarchie ist, und der bis zum 15. Juni (als Aspirant) bei der
Eisenbahndirektion bedienstet war, so konnte dieser bisher
nicht ausgeiorscht wierden, weshalb ein Steckbrief gegen ihn
erlassen wurde. — Die k. und k. Regierung wird gebeten,
zwecks Durchführung der Untersuchung sobald als möglich die
bestehenden Verdachtsgründe und die bei der Untersuchung
in Serajewo gesammelten Schuldbeweise in der bezeichneten
Form bekanntzugeben.
Anm. Diese Antwort ist hinterhältig. Ciganovic ging laut der von uns
veranlassten Nachforschung drei Tage nach dem Attentat, als bekannt
wurde, dass Ciganovic an dem Kompiotte beteiligt war, auf Urlaub und be-
gab sich im Auftrag der Polizeipräfektur in Belgrad nach Ribari. Es ist also
zunächst unrichtig. dass Ciganovic schon am 15./28. Juni aus dem serbischen
Staatsdienst schied. Hierzu kommt. dass der Polizeipräfekt von Belgrad, der
die Abreise des Ciganovic selbst veranlasst hat und der wusste. wo dieser
sich aufbielt, in einem Interview erklärte, ein Mann namens Milan Ciganoviec
existiere in Belgrad nicht.
8. Die Serbische Regierung wird die bestehenden Mass-
nahmen gegen die Unterdrückung des Schmugzelns von Waffen
und Explosivstoffen verschärfen und erweitern. Es ist selbst-
verständlich, dass sie sofort eine Untersuchung einleiten und
iene Beamte des Grenzdienstes in der Linie Sabac-Loznica
streng bestrafen wird, die ihre Pflicht verletzt und die Urheber
des Verbrechens die Grenze haben überschreiten lassen.
9. Die Königliche Regierung ist gerne bereit, Aufklärungen
über die Aeusserungen zu geben, welche ihre Beamten in Ser-
bien und im Auslande nach dem Attentat in Interviews gemacht
haben und die nach der Behauptung der k. und k. Regierung
der Mionarchie feindselig waren, sobald die k. und k. Regierung
die Stellen dieser Ausführungen bezeichnet und bewiesen haben
wird, dass diese Aeusserungen von den betreffenden Funktio-
nären tatsächlich gemacht worden sind. Die Königliche Regie-
rung wird selbst Sorge {ragen, die nötigen Beweise und Ueber-
führungsmittel hierfür zu sammeln.
Anm. Der Königlich Serbischen Regierung müssen die bezüglichen In-
terviews ganz genau bekannt sein. Wenn sie von der k. und k. Regierung
verlangt, dass diese ihr allerlei Details über diese Interviews liefere und
sich eine förmliche Untersuchung hierüber vorbehält. zeigt sie. dass sie
auch die Forderung nicht ernstlich erfüllen will.